Förderschüler fragten sich durch die Bahnhofsmission
Charlottenburg. Warum wollen manche Leute auf der Straße leben? Was verdient jemand, der ihnen hilft? Und woher wissen Obdachlose, dass es solche Helfer gibt? Auf solch erfrischende Fragen erhielten Jugendliche Antworten, die mal verblüffen und mal erschrecken.
Schuhgröße 53 haben, aber kein Geld zum Schuhkauf - eine äußerst schlechte Kombination. Das ist der Punkt, an dem Dieter Puhl am wenigsten erklären muss. Der Leiter der Bahnhofsmission Zoo braucht nur den riesigen Latschen zu zeigen. Und die Gäste von der Biesalksi-Schule in Dahlem sehen sofort ein, dass man solche Spenden nicht jeden Tag bekommt, aber umso dringender braucht. "Ich kenne jemanden, der sehr große Füße hat und Basketball spielt", sagt Besucherin Luisa. Und wenn seine Turnschuhe zum Spielen nichts mehr taugen, will sie ihm vorschlagen, das er die Treter hierhin bringt. Hier, wo solche Raritäten zusammen mit Riesensocken herausgegeben werden, die ältere Damen regelmäßig stricken.
Wie sehr bei der Obdachlosenhilfe freiwillige Leistungen zählen, wird spätestens bei der Frage nach dem Einkommen deutlich. "Geldmäßig verdient man nichts", erzählt Paraktikantin Katharina. "Aber das Lächeln, das man erhält, ist unbezahlbar." Dieses Lächeln ist es auch, das Wohnungslose weitertragen. "Sie reden viel miteinander und geben sich gegenseitig Tipps, wo sie Hilfe bekommen", sagt Dieter Puhl. 600 Speisegäste täglich sind ein Zeugnis der Bekanntheit seines Hauses. Und draußen vor der Tür leben, das bedeutet für manche tatsächlich ein Stück Freiheit, auch wenn die Schüler sich das am wenigsten vorstellen können. Mitarbeiterin Iris Nowicki kennt nicht wenige mit dieser Gesinnung: "Ihr Leben ist halt der Bahnhof Zoo."
Thomas Schubert / tsc
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