Ideenreichtum und Durchhaltevermögen
Interview mit dem Bezirkssportbund zur Situation der Vereine in der Corona-Krise

Seit Monaten ist der Vereinssport eingeschränkt. Die Rückkehr zur Normalität wird nicht einfach werden, ist der BSB überzeugt. | Foto: Phillip Kofler/pixabay
  • Seit Monaten ist der Vereinssport eingeschränkt. Die Rückkehr zur Normalität wird nicht einfach werden, ist der BSB überzeugt.
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Schon seit Monaten ist nichts mehr wie es war in den Sportvereinen. Corona und die damit einhergehenden Einschränkungen haben das Vereinsleben verändert: kaum noch persönliche Kontakte, trainieren am Bildschirm oder höchstens in Kleingruppen, Vereinsaustritte. Über die Situation der Vereine im Bezirk befragte Redakteurin Simone Gogol-Grützner den Bezirkssportbund (BSB) Friedrichshain-Kreuzberg schriftlich. Auf die Fragen antworteten Roswitha Ehrke, Iris Zörner-Bothe und Mike Hoffmann vom Präsidium des BSB.

Monatelanger Lockdown und Einschränkungen: Wie ist die Stimmung in ihren Mitgliedsvereinen und im Verband?

BSB: Die Vereine kämpfen ums Überleben. Durch Sperrung der Hallen und Schwimmhallen ist seit Monaten kein Hallen- und Schwimmsport möglich, auch die Mannschaftssportarten können keinen vollen Sportbetrieb anbieten. Das führt natürlich zu Mitgliederverlusten und Existenzangst sowie einem extremen Mehraufwand bei den Vereinen.

Können Sie Beispiele nennen, mit welchen Ideen Vereine es durch den Lockdown geschafft haben?

BSB: Die Vereine haben teilweise den Live-Online-Sport für ihre Mitglieder angeboten beziehungsweise Sportvideos ins Netz gestellt. Es wurden Chatgruppen zum Austausch untereinander geschaffen, um im Kontakt zu bleiben. Alle Sportangebote, wo es möglich war, wurden in den Außenbereich verlegt und es gab das sogenannte ActionBound, also GeoCatching mit Sportübungen. Die Vereine waren sehr erfinderisch und sie haben auch sehr solidarische Mitglieder, die an ihren Vereinen hängen.

Wie sehr haben Ihre Mitgliedsvereine unter Mitgliederschwund zu leiden?

BSB: Das kann man so genau gar nicht sagen. Besonders gelitten haben wohl unsere Mehrspartenvereine. Aber es ist auch von der Mitgliederstruktur und der jeweiligen Sportart abhängig. Berlinweit wird mit einem Mitgliederverlust von zirka zehn Prozent gerechnet. Dies ist durch die extreme Solidarität der Mitglieder zu erklären. Allerdings gibt es auch Vereine, die einen weitaus größeren Verlust aufweisen.

Wie konnten und können sie als Bezirkssportbund die Vereine in solch einer Krise unterstützen?

BSB: Wir befinden uns als Verband im ständigen Austausch mit dem Sportamt und dem LSB (Landessportbund; Anm. d. Red.), um alle Möglichkeiten für die Vereine abklopfen zu können. Änderungen, die mit den Corona-Verordnungen einhergehen, werden sofort durchgestellt. Wir beraten unsere Vereine und haben sie unter anderem auch ermutigt, Anträge an den LSB zu stellen, um am Rettungsschirm teilhaben zu können.

Da Sie ihn gerade erwähnten: Der Senat hat den „Rettungsschirm Sport“ verlängert. Wie hilfreich ist die Unterstützung aus ihrer Sicht und wie wird sie angenommen?

BSB: Für viele Vereine ist der Rettungsschirm wichtig, damit die jahrelang aufgebauten Strukturen nicht wegbrechen. Durch Hallenschließungen etc. sind vielen Vereinen auch ersatzlos Einnahmen weggefallen. Die Vereine leiden jetzt schon stark unter den Auswirkungen des Lockdowns. Die Langzeitfolgen durch die mangelnde Bewegung, besonders auch bei unseren Kindern, werden uns als Land noch lange begleiten.

Der Inzidenzwert fällt, es gibt erste Lockerungen: Wie schnell ist im Sport eine Rückkehr zum "Normalbetrieb" möglich?

Wir denken, dass die Rückkehr zum Normalbetrieb noch nicht kommt, es werden immer noch Auflagen greifen. Und gerade das ist die Herausforderung für die Vereine. Wir sind flexibel und stellen uns nicht nur sportlichen Herausforderungen, sondern auch dem Verordnungsmarathon, um unseren Mitgliedern so viele sportliche Möglichkeiten wie möglich zu bieten. Sehr schwer wird es für viele Vereine die Ehrenamtlichen wieder zu aktivieren: Das Leben vieler Trainer*innen und Engagierten aus den Vereinen hat sich in diesem langen Zeitraum oftmals gewandelt und deswegen werden viele nicht wieder weiter ihr Trainer*innenamt ausüben können. Sportgruppen sind zudem auseinandergebrochen und Teams müssen sich neu finden. Es werden aber sicherlich auch positive Effekte der Digitalisierung verbleiben: Vereine konnten sogar Vereinszugehörige aus anderen Bundesländern in ihre Sportangebote integrieren. Sitzungszusammenkünfte haben sich teils vereinfacht.

Wir möchten an dieser Stelle allen unseren Ehrenamtlichen von Verbänden und Vereinen für ihr Engagement, ihren Ideenreichtum und ihr Durchhaltevermögen danken. Unser Dank geht aber auch an unseren Bezirk, hier besonders an das Sportamt, und den Landessportbund für die Unterstützung unserer Vereine.

Autor:

Simone Gogol-Grützner aus Zehlendorf

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