Neues Leben statt letzte Ruhe

Der Friedhofseingang an der Landsberger Allee. | Foto: Frey
  • Der Friedhofseingang an der Landsberger Allee.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Die Friedhöfe zwischen der Friedenstraße und Landsberger Allee sind die größte Friedrichshainer Begräbnisstätte. Allerdings wird ihr Platz nicht mehr vollständig gebraucht. Andere Nutzungen sind deshalb teilweise erlaubt.

Auch in geringem Umfang Wohnungsbau. Den möchte der evangelische Kirchhof- und Friedhofsverband dort am Nordeingang verwirklichen. An der Landsberger Allee sollen zwei sechsgeschossige Gebäude entstehen. Eines, in Richtung Matthiasstraße, zwar erst in einigen Jahren, weil dort noch Ruhefristen eingehalten werden müssen. Beim zweiten Haus, östlich davon, könnte es dagegen schon bald losgehen. Wenn ein entsprechender Bebauungsplan verabschiedet wird.

Dafür warben Pfarrer Jürgen Quandt, Geschäftsführer des Friedhofsverbandes und Siegfried Kleimeier von der Stadtentwicklungsgesellschaft Stattbau am 30. April im Ausschuss für Stadtplanung. Wegen veränderter und platzsparender Bestattungsrituale bleiben Friedhofsflächen künftig ungenutzt. In Friedrichshain haben im vergangenen Jahr nur noch 82 von insgesamt 728 dort beigesetzten Menschen in einem Erdgrab ihre letzte Ruhe gefunden. 280 erhielten ein Urnengrab, die meisten, nämlich 365 wurden ebenfalls als Urne in einem anonymen Gräberfeld beigesetzt. "Das ist ein Trend, den ich als Christ zwar nicht gut finde. Er ist aber gesellschaftliche Realität", meinte Jürgen Quandt.

Teile der freien Flächen können deshalb anderweitig vermarktet werden. Als Grünanlagen. Oder für neue Wohnungen. Wobei das Vorhaben an der Landsberger Allee nur einen winzigen Bereich des Areals umfasse und das Gesamtensemble nicht beeinträchtige, betonten der Pfarrer und der Stattbau-Verantwortliche. Das erste Gebäude soll durch eine Baugruppe errichtet werden. Geplant sind rund 30 Eigentumswohnungen. Interessenten seien vor allem Menschen die bereits jetzt in den umliegenden Quartieren leben.

Trotzdem hatten einige Bezirksverordneten mit dem Leben auf dem Friedhof gewisse Schwierigkeiten. Und nicht nur damit. Wie wolle sich der Investor an Folgeeinrichtungen, etwa Kitas, beteiligen, wurde beispielsweise gefragt. Andere erinnerten an den BVV-Beschluss, nach dem bis zu einem Drittel neuer Wohnungen zu günstigen Mietpreisen angeboten werden sollen. Und warum gebe der Friedhofsverband dieses Haus nicht einer karitativen Einrichtung, wollte der Ausschussvorsitzende John Dahl (SPD) wissen. Letzteres passiere bereits an anderer Stelle, konterte Siegfried Kleimeier. Wohnungen, zum Beispiel für behinderte Menschen, seien im zweiten Gebäude geplant. Die Aufforderung, einen Beitrag für öffentliche Einrichtungen zu erbringen, stieß dagegen auf Unverständnis. "Den leisten wir bereits indem wir mit dem Friedhof mitten in der Stadt eine Freifläche zur Verfügung stellen", so das Argument. Wobei gerade in diesem Punkt das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, wie Baustadtrat Hans Panhoff (B 90/Grüne) andeutete. Eventuell auch in Zusammenhang mit anderen Bauprojekte in der Umgebung, namentlich den Plänen auf dem ehemaligen Areal der Patzenhofer Brauerei, vis-á- vis an der Landsberger Allee.

Ansonsten zeigte sich der Stadtrat dem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 98× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 82× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 170× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 564× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.