Großer Weihnachtsmarkt an der Allee im Check: "Nichts für Weicheier!"
BERLIN - Nach dem Zwangsumszug vom Alexa in Mitte vor Ikea in Lichtenberg, sind einige Berliner vom "Großen Weihnachtsmarkt an der Allee" enttäuscht. Liefert der Markt immer noch das, was die Besucher erwarten - Action und rasante Karusselle? Leserreporter Marcel Adler war da und machte den Test.
Ich weiß noch, als ich ein kleiner Junge war, da besuchte ich meine Oma in der Alexanderstraße in Mitte und schaute aus dem Fenster. Damals zu DDR-Zeiten, zwischen Jannowitzbrücke und dem Alexanderplatz, stand immer der große Berliner Weihnachtsmarkt. Auch nach der Wende gab es den großen Markt noch, der neben Fahrgeschäften viele Händler und Bastelstuben beherbergte. Nach dem Bau des Alexas wurde der Weihnachtsmarkt in Richtung Bahnhof Jannowitzbrücke gedrängt und halbiert. Im letzten Jahr wurde die Eventfläche weiter verkleinert. Nun zog der Markt vor Ikea in Lichtenberg und lädt bis Neujahr als "Der Große Weihnachtsmarkt an der Allee" ein.
Wilde Maus ist jetzt noch wilder
Und er ist noch groß genug. Der Markt wirkt tatsächlich kleiner, weil auch die Gänge schmaler sind. Dafür wurde die Fläche bis auf den letzten Zentimeter vom neuen Veranstalter ausgenutzt. Wer auf diesen Weihnachtsmarkt geht will Action. Und kriegt die auch. Ein Fahrgeschäft hat sich allerdings einen neuen Namen verpasst. Die legendäre "Wilde Maus" heißt hier "Super Mouse". Und die ist noch einen Zacken schärfer. Die Kurven sind wie immer scharf. Allerdings fährt man nun in Wagen, die sich zusätzlich um 360 Grad drehen. Fährt man dann runter... oh Gott, neeein.
Für Kinder gibt's fliegende Boote
Statt "Break Dance" gibt es ein ähnliches Fahrgeschäft, welches sich "Bayern Break" nennt. Ja, mei, können die Bayern überhaupt dancen? Sie können. Ich hatte mächtig Spaß auf dem Fahrgeschäft. Zwei Überschlag-Geräte, ein Riesen-Kettenkarussell sowie die Hardcore-Schaukel "The King" sind nur was für Leute, die schwindelfrei sind. Und dieser Art fliegende Teppich namens "Air Race" - Vorsicht! Bei "Air Race" bitte vorher nichts essen. Auf "The King" bin ich erst gar nicht gegangen. Drehung, Überschlag und schaukeln - Leute, ich bin über 40 und habe Kreislauf. Für Kinder ist die beliebte kleine Achterbahn, die im letzten Jahr nicht mehr vor dem Alexa stand, wieder da. Statt dem "Babyflug", gibt es in diesem Jahr die fliegenden Piratenboote. Liebe Kids, statt einem Hebel, müsst ihr den Fuß auf das Pedal drücken, damit die Schiffe hochfliegen. Leider sind aus Platzgründen vor allem weniger Attraktionen für kleinere Kinder dabei. Dafür gibt es zwei Autoscooter sowie eine Eisenbahn.
Sauberkeit und Sicherheit:
Absolut top! Alle fünf Meter - und das ist nicht übertrieben - stehen Mülltonnen in orange. Tatsächlich benutzten diese auch die meisten Besucher. Zum Thema Sicherheit ist zu sagen, dass auch hier die Maßnahmen nach dem schrecklichen Terroranschlag vom 19. Dezember 2016 sichtbar sind. Die "Terror-Stopper" (Steinwand) sind an jedem Eingang.
Preise: nicht billig, aber fair
Hier gab es wenig Änderungen zum Vorjahr. Der "Große Berliner Weihnachtsmarkt an der Allee" ist kein Schnäppchen. Allerdings bereichern sich hier Schausteller auch nicht. 5 Euro für eine Achterbahn und 2,50 bis 3 Euro für eine Fahrt pro Kind sind nun einmal der kostendeckende Durchschnitt - und für die Branche angemessen. Am Mittwoch gibt es auch weiterhin immer den Familientag. Hier fallen die Preise um etwa 50 Cent bis 1 Euro je Fahrt bzw. pro Person.
Gastronomie: klein, aber mit Lagerfeuer
Es riecht manchmal nach der Weihnachtsbäckerei, weil es einen Lebkuchenstand am Eingang gibt. Auch Glühweinstände habe ich entdeckt. Allerdings hat die Gastronomie aus Platzgründen deutlich abgespeckt. Eine leckere Krakauer suchte ich vergeblich. Gut ist, dass man ein cleveres Konzept hatte: Statt sperriger Sitzbänke, gibt es Stehplätze mit Feuerstellen, wo man sich wärmen kann. Das ist gemütlich und behaglich.
Fazit: Viel Action und ruckelnde Kinderwagen
Der "Große Weihnachtsmarkt an der Allee" bietet zuverlässig das, was seine treuen Fans erwarten: Karusselle und einen großen Funfaktor. Das muss man mögen, um sich hier wohlzufühlen. Einige Besucher, die den Platz zu klein finden, sollten auch bedenken, dass die Entscheidung Ämter und private Vermieter mit treffen. Größere Plätze könnten die Preise für Schausteller und Besucher auch verteuern. Trotzdem finden Rummel-Freaks jeden Alters weiterhin zahlreiche Fahrgeschäfte. Einige sind definitiv nichts für Weicheier! Was ich als Leserreporter noch positiv erwähnen möchte ist die Freundlichkeit der Schausteller. Gerade gegenüber Kinder beobachtete ich überall ein herzliches Verhalten. Eine Kritik ist aber berechtigt: Der Bodenbelag ist zwar schön auf dem Markt, jedoch nicht optimal für Kinderwagen - die ruckeln und blockieren bei Kurven. Da wird der Wonneproppen ordentlich durchgeschüttelt. Daumen dennoch hoch für das jährliche Spektakel, das zwar immer weniger weihnachtlich ist, aber dafür die meiste Action aller Berliner Märkte auch in 2017 zu bieten hat. Geöffnet von Montag bis Freitag 14 bis 22 Uhr, Wochenende 12 bis 22 Uhr.
Aktuelle Meldung - BVG verdichtet Takt: Die BVG verdichtet die Taktung der M6 und setzt weitere Bahnen der M6 von 22 Uhr bis 22:30 Uhr für die Weihnachtsmarkt-Besucher ein.
Autor:Marcel Adler aus Friedrichshain |
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