„Meine Frau hat nicht nein gesagt“
Brian Trauth hat aus Liebe zum IPA eine Brauerei gegründet

Brian Trauth ist zufrieden mit seiner Bräugier, möchte aber mit seinem Craftbeer weiter wachsen. | Foto:  Uwe Lemm
  • Brian Trauth ist zufrieden mit seiner Bräugier, möchte aber mit seinem Craftbeer weiter wachsen.
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Was könnte einen heute gestandenen 44-jährigen Investmentbanker des Pleiteunternehmens Lehman Brothers dazu bewogen haben, sich in Berlin niederzulassen und eine Gaststätte am Ostkreuz zu eröffnen? Nein, weder Abenteuerlust noch die Insolvenz seines früheren Arbeitgebers oder eine daraus erwachsene Verzweiflung. Es war vielmehr die Liebe – und zwar die zum Bier.

Doch von Anfang an: Brian Trauth, geboren in New Orleans im Südstaat Louisiana der USA, erlebte eine behütete Jugend, studierte Betriebswirtschaft und Deutsch, das er heute perfekt spricht. Ein studentischer Austausch führte ihn nach Bamberg, womit das „Schicksal“ zum ersten Mal eine Rolle spielte. Denn in dieser bayerischen Stadt entdeckte er deutsches Bier und war begeistert. Dass er später seine künftige russische Ehefrau in London, wo er inzwischen lebte und arbeitete, in eine „deutsche Bierkneipe mit dem Namen Zeitgeist“ zum ersten mal ausführte, wird dann auch schon kein Zufall mehr gewesen sein.

Und auch dies wohl „Schicksal“, dass ihn ein einjähriges Stipendium der renommierten Robert-Bosch-Stiftung nach Berlin führte. Da hatte er seinen inzwischen in Paris gemachten Master-Abschluss bereits in der Tasche. Ihm wurde schnell klar: In Berlin will ich künftig leben. Und um das Jahr 2017 reifte der Entschluss, Craftbeer, also handwerklich gebrautes Bier, zu produzieren und ihm zu größerer Popularität zu verhelfen.

Diese Art des Bieres kennt er da bereits aus seiner alten amerikanischen Heimat und seinem „Zwischenstopp“ Großbritannien. Die in Deutschland hergestellten Varianten schmecken ihm dagegen nicht sonderlich. Er will es besser machen und bittet erwartungsvoll, wie er erzählt, seine Ehefrau um Zustimmung zur Brauereigründung. Zwar bleibt das erhoffte Ja aus, aber: „Meine Frau hat nicht nein gesagt“, verrät er verschmitzt. Also suchte er zusammen mit Johannes Dunkel, einem Braumeister der Technischen Universität Berlin, nach passenden Rezepten und – wurde fündig. Inzwischen ist die zuerst wohl eher skeptische Ehepartnerin nicht nur die Mutter seiner beiden Kinder, sie ist der gute Geist seines Unternehmens: „Ohne sie wären wir nicht da, wo wir heute stehen“, erläutert er wohl bewusst mehrdeutig.

Brauerei in Prenzlauer Berg

Nach coronabedingt wirtschaftlich schwierigen Zeiten in den vergangenen Jahren produziert Bräugier, so der damals rasch gefundene Firmenname, jährlich rund 1000 Hektoliter Craftbeer. „Allerdings leider nicht am Ostkreuz, weil wir hier viel zu wenig Platz haben,“ bedauert Trauth. So ist die Brauerei in den benachbarten Prenzlauer Berg ausgelagert. In der vierjährigen aktiven Braugeschichte hat der „Amerikaner in Berlin“ gut 120 verschiedene Biere in rund 40 verschiedenen Stilen wie Pils, Bockbier oder auch Helles, „mein Renner am Zapfhahn“, an Frau und Mann gebracht.

Derzeit experimentiert der Bräugier-Eigentümer mit seinen aktuellen Braumeister mit einem Hazy IPA. Kenner der Bierszene wissen dies problemlos als ein naturtrübes, aus den Neuengland-Staaten der USA stammendes India Pale Ale mit hohem Hopfenanteil zur besseren Haltbarkeit zu entschlüsseln. Die mit der Zeit gewonnene Stammkundschaft („Der Markt wächst langsamer als das Angebot.“) scheint jedenfalls den eingeschlagenen Kurs zu honorieren, sowohl „die Stammsorten als auch die nur gelegentlich angebotenen Sorten laufen,“ weiß dann auch Mitarbeiter Henryk zu berichten.

Brian Trauths größter beruflicher Wunsch: Als Brauerei weiter wachsen, aber hinter das Craftbeer zurückfallen, „nein, das will ich auf gar keinen Fall mehr.“ Ob das so gelingt, das wird die Zukunft am Ostkreuz zeigen müssen.

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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