Faible für Fantasy: Bela Regnery ist Bezirkssieger im Vorlesewettbewerb
Friedrichshain-Kreuzberg. Bela Regnery ist selbstbewusst. Hinter seinem Auftreten verbirgt sich aber keine heiße Luft. Souverän trägt er zunächst Auszüge aus seinem ausgewählten Buch vor und bewältigt in der Endrunde auch gekonnt einen fremden Text.
Mit dieser Vorstellung wurde der Zwölfjährige aus dem Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium am 15. März in der Zentralbibliothek Pablo Neruda an der Frankfurter Allee Sieger bei der Bezirksausscheidung im Vorlesewettbewerb.
Der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgerichtete Wettbewerb findet zum 57. Mal statt. Zum Mitmachen aufgerufen sind jeweils Schüler der Jahrgangsstufe sechs. Sie bestimmen zunächst den oder die Beste ihrer Klasse, dann ihrer Schule. Danach geht es zum Lesewettstreit auf Bezirksebene.
Dort hatten in diesem Jahr 23 Teilnehmer gemeldet, 22 gingen an den Start. Das waren so viele wie noch nie. Die Zeiten, in denen manche Direktoren meinten, man könne Kinder nicht so einer Wettbewerbssituation aussetzen, scheinen immer mehr der Vergangenheit anzugehören.
Mit Spaß bei der Sache
Vielmehr vermitteln die jungen Bücherfreunde den Eindruck, mit Spaß und auch mit Stolz dabei zu sein. Deutlich wurde das schon bei der Vorstellung. Statt wie früher eher verhuscht kurz zu sagen, woher sie kommen, ist jetzt von vielen der Satz zu hören: "Ich vertrete die Schule xy." Was zeigt, dass sie sich nicht nur ihrer bisherigen Leistung bewusst sind, sondern auch mit einem gewissen Anspruch in den Contest gehen.
Unterstrichen wurde das danach bei den Vorträgen. Wie schon in den vergangenen Jahren war erneut ein Anstieg des Niveaus zu beobachten. Mit ihren eigenen Texten haben sich alle Kandidaten intensiv beschäftigt. Und manche ließen sich auch in Sachen Performance das eine oder andere einfallen.
Gleich geblieben ist dagegen auch beim aktuellen Bezirkswettbewerb die zahlenmäßige Dominanz der Mädchen. Sie stellten 17 der 22 Vorleser. Dafür holten die Jungen in Sachen Qualität auf. Vier von ihnen schafften es in die Endrunde.
Interessant ist auch jedes Mal, welche Bücher bei den jungen Lesern gerade beliebt sind. Aktuell waren das zum Beispiel Schul- oder Familiengeschichten. Viele vorgestellte Werke sind erst in den vergangenen Jahren erschienen. Das galt auch für “Nightmares. Die Schrecken der Nacht” von Jason Segel, das von 2014 stammt. Daraus mussten die Kandidaten in der Endrunde Auszüge als Fremdtext präsentieren.
Der Inhalt dieses Schmökers kam Bela Regnery wahrscheinlich entgegen. Denn sein Faible gehört der Fantasyliteratur, dazu noch der eine oder andere Krimi. In den Wettbewerb eingestiegen ist er mit "Damian Dibben", einem Buch von Jake DJones ("das d wird nicht ausgesprochen"). Dort geht es, grob gesagt, um Zeitreisen von der Gegenwart ins 19. Jahrhundert oder in noch weiter zurückliegende Epochen.
Bücher sind in
500 Seiten lese er durchschnittlich im Monat, berichtet der Zwölfjährige mit der Rastafrisur. Und das noch ganz konventionell in Papierform. Mit E-Books könne er wenig anfangen. Natürlich ist er auch interaktiv unterwegs, Fernsehen hält Bela dagegen eher für "retro". Da greife er lieber zum Buch.
Was der Bezirkschampion im Vorlesewettbewerb für sich auf den Punkt brachte, bestätigten auch die anderen Teilnehmer. Lesen sei noch immer angesagt, bei ihnen sowieso, aber auch bei anderen Mitschülern. Kulturpessimisten, die die heutige Jugend nur noch vor dem Computer verorten, können also ein wenig aufatmen.
Bela Regnery vertritt Friedrichshain-Kreuzberg jetzt beim Landesentscheid des Vorlesewettbewerbs, der am 11. Mai im Ribbeckhaus in Mitte stattfindet. Wer dort gewinnt, qualifiziert sich für das Bundesfinale, das am 22. Juni, ebenfalls in Berlin, ausgetragen wird. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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