Da ist noch Luft nach oben: Warum die Sportplatzbenennungsdebatte unnötig ist

Erinnerung an Willi Boos. Am Eingang zum Sportplatz in der Baerwaldstraße verweist diese Tafel auf den Namensgeber der gesamten Anlage. | Foto: Thomas Frey
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Friedrichshain-Kreuzberg. Im Bezirk gab es zuletzt Debatten über die vor allem von zahlreichen Vereinen gewünschte Benennung eines Sportplatzes nach dem im vergangenen September verstorbenen ehemaligen Kreuzberger Bürgermeister Günter König.

Die Fraktionen der Grünen und der CDU votierten in seltener Eintracht zunächst gegen diesen Vorschlag. Begründet wurde das von der Bündnispartei mit dem inzwischen bekannten Argument, dass nicht nur bei Straßen und Plätzen, sondern auch öffentlichen Anlagen nur Frauen berücksichtigt werden sollen. Zumindest so lange, bis eine Geschlechterparität hergestellt sei.

Während sich die annähernd gleiche Zahl an Frauen- und Männernamen auf Straßenschildern auch bei noch so großen Bemühungen wohl erst in einigen hundert Jahren erreichen lässt, wäre sie dagegen bei den Sportanlangen möglich. Zwar wurden auch hier bisher vor allem Männer auf diese Weise gewürdigt. Aber die meisten Plätze haben noch überhaupt keinen Namen, beziehungsweise heißen nur nach ihrem Standort. Zum Beispiel Sportplatz Virchowstraße oder Sportplatz Blücherstraße. Letzterer gilt als erste Wahl für die Erinnerung an Günter König.

4 Sportplätze mit Namen

Laut der Liste des Sportamts gibt es im Bezirk 14 Freiluft-Sportstätten in öffentlicher Hand. Dazu kommen die beiden Anlagen auf dem Dach der Metro am Wriezener Bahnhof und auf dem Hellweg-Baumarkt an der Yorckstraße. Also insgesamt 16. Davon sind bisher nur vier nach einer Person benannt. Schon seit DDR-Zeiten gilt das in Friedrichshain für den Kurt-Ritter-Sportplatz, der an den 1944 ermordeten Arbeitersportler und Antifaschisten Kurt Ritter erinnert.

Neueren Datums sind die Namensgebungen in Kreuzberg. 2010 wurde aus dem Katzbachstadion das Willy-Kressmann-Stadion, zum Gedenken an den legendären Bürgermeister Willy Kressmann (1907-1986), der von 1949 bis 1962 amtierte. Im gleichen Jahr erhielt die Anlage an der Gneisenau- und Baerwaldstraße den Namen Willi-Boos-Sportpark. Willi Boos (1909-2009) war 1931 Mitbegründer und mehr als 60 Jahre Vorsitzender des dort beheimateten Vereins Eintracht Südring.

Die einzige Frau, die bisher auf diese Weise gewürdigt wurde, ist Lilli Henoch (1899-1942). Sie war in den 20er- und 30er-Jahren eine der besten deutschen Leichtathletinnen, errang zehn deutsche Meisterschaften im Kugelstoßen, Hoch- und Weitsprung sowie mit der 4 x 100-Meter-Staffel und stellte vier Weltrekorde auf. Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde sie 1933 von den Nazis zunächst sportlich kaltgestellt, 1942 deportiert und in Riga ermordet. Nach ihr heißt seit 2002 der Sportplatz am Anhalter Bahnhof.

Keine Namensvorschläge

Es gibt also noch Luft nach oben, um an vielen Stellen auch weibliche Persönlichkeiten zu berücksichtigen. Und das ganz unabhängig von der jetzt gewünschten Ehrung für Günter König.

Was bisher aber gefehlt hat, sind entsprechende Namensvorschläge. Das hatte der SPD-Bezirksverordnete Frank Vollmert den Grünen während der Auseinandersetzungen auch prompt unter die Nase gerieben. Von deren Seite sei in den vergangenen Jahren kein Antrag für eine Umbenennung nach einer Frau gekommen.

Das werde sich jetzt ändern, beeilte sich die Bündnispartei zu betonen. Eine entsprechende Liste werde demnächst vorgelegt. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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