"Man muss eine Vision haben"
Christina Wille ist Berliner Unternehmerin des Jahres

Starke Frau: Christina Wille gründete "Loveco" und managt heute drei Filialen in Friedrichshain, Kreuzberg und Schöneberg.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Christina Wille ist Berliner Unternehmerin des Jahres in der Kategorie „Großunternehmen“. Ihr Erfolgsrezept: „authentisch sein und mit Herzblut dahinter stehen“.

Von der Auszeichnung erfuhr Christina Wille am Telefon. „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind Unternehmerin des Jahres.“ Wie jetzt? Die junge Frau ist völlig überrascht. „Ich dachte zuerst, man teilt mir mit, dass ich für den Preis nominiert bin. Und dann das.“ Große Freude, Stolz, Erleichterung. Die 20 Seiten lange Bewerbung war der Mühe wert, das Geschäftsmodell, nachhaltige, fair gehandelte und vegane Mode zu verkaufen, hat überzeugt.

Gegründet hat Christina Wille ihr Unternehmen „Loveco“ vor sechs Jahren. Zusammen mit ihrem Freund. Die 34-Jährige hat in Oldenburg Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt nachhaltige Textilien studiert. Nach dem Studium kommt sie 2012 nach Berlin und übernimmt einen Store für nachhaltige Mode in Prenzlauer Berg. „Ein eigenes Geschäft zu gründen, war damals noch nicht der Plan“, erzählt sie. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem sie mehr will. Nicht nur einen Laden leiten, sondern ihn zu hundert Prozent managen – mit Einkauf, Vertrieb, allem Drum und Dran. So reifte die Idee zum eigenen Store heran. „Mein Freund schrieb mir dann einen Buisness-Plan“, erzählt Christina Wille, „und ich machte mich auf die Suche nach einem Laden.“ Den fand sie an der Friedrichshainer Sonntagstraße. Heute hat Loveco zwei weitere Filialen in Kreuzberg und Schöneberg, einen Online-Shop und 20 Angestellte.

Was Christina Wille verkauft, ist Mode rund 60 verschiedener Marken vor allem aus Europa. Ökologisch, fair, vegan. Kleider, Mäntel, Hosen, Pullover, Blusen, Unterwäsche: alles hergestellt ganz ohne tierische Produkte. Auch die Schuhe, die im Kreuzberger Geschäft stehen. „Keine Schafswolle, kein Leder, keine Daunen, keine Federn, keine Seide.“ Stattdessen Bio-Baumwolle, Tencel-Stoffe aus Cellulosefasern, Schuhe aus recycelten PC-Flaschen, Kaktusleder aus der Maisproduktion oder Apfelleder aus Mostresten, gemischt mit 40 Prozent Kunststoff. „Ich will die Modebranche sauberer machen“, erklärt Christina Wille, die natürlich ausschließlich Loveco-Mode trägt. „Das war und ist mein Anliegen.“ Auch beim Kunden kommt das gut an. Ihre Läden sind gut besucht, seit drei Jahren macht sie Gewinn. Die Nachfrage nach fair gehandelter Öko-Kleidung ist groß. „Viel größer, als ich anfangs glaubte“, sagt Wille.

Es braucht ein bisschen Wahnsinn

Doch um ein Geschäftsmodell erfolgreich aufzuziehen, braucht es noch ein wenig mehr. Ein tolles Team, Fleiß, Mut. „Und ein bisschen Wahnsinn", um so ganz ohne finanzielle Rücklagen zu starten, wie sie es gemacht habe, sagt Wille. „Und natürlich muss man eine Vision haben, mit Herzblut dahinter stehen, wissen, wofür man es macht.“ Authentisch zu sein gehört für die Geschäftsfrau ebenso dazu. Ebenso wie Transparenz. Wo kommt der Pullover her, welcher Stoff ist verarbeitet? Das will der Kunde von heute wissen. Transparent ist die Inhaberin auch gegenüber ihren Mitarbeitern. „Wir legen alle Zahlen offen und holen sie bei Entscheidungen mit ins Boot. Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen.“ Darum sei der Preis nicht nur für sie, sondern fürs ganze Team. Bekommen hat Christina Wille ihn in der Kategorie „KMU und Großunternehmen“. KMU steht für kleine und mittelständische Unternehmen. Der Wirtschaftssenat will damit starke Berlinerinnen ehren.

Auf Christina Wille trifft das fraglos zu. Die Preisträgerin ist selbst überzeugt, dass „Frauen in Führungspositionen eine Menge bewirken können“. Von ihnen sollte es noch viel mehr geben, sagt Wille. „Frauen müssen sich einfach mehr zutrauen.“ So wie sie es auch getan hat.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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