Musik im Industriegebäude
Ein Rundgang durch die alte Radsatzdreherei

So sieht es derzeit im Innern der ehemaligen Radsatzdreherei aus. | Foto: Thomas Frey
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Noch ist es eine Baustelle. Aber bereits Anfang kommenden Jahres soll der erste Mieter einziehen und im zweiten Quartal 2019 alles fertig sein.

Die Rede ist von der alten Radsatzdreherei auf dem RAW-Gelände. Bei ihr handelt es sich um das älteste Gebäude des 1867 eröffneten ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks-Ensembles entlang der Revaler-, Warschauer- und Modersohnstraße.

Seit vergangenem Jahr wird dort saniert. Oder vielleicht besser: weitgehend umgestaltet. Was an alter Bausubstanz erhalten werden konnte, bleibt. Nötig waren aber neue tragende Stützen, Böden, Räume. Insgesamt rund 4500 Quadratmeter Nutzfläche auf drei Etagen.

Zehn Millionen Euro kostet das Wiederaufleben der Radsatzdreherei in neuer Funktion. Investiert von der Kurth-Gruppe, der Eigentümerin von mehr als fünf des insgesamt sieben Hektar großen RAW-Areals. Für sie bedeutet das Projekt vor allem das erste sichtbare Beispiel, wie sie sich die Zukunft des Geländes vorstellt. Auch beim Rundgang durch die Radsatzdreherei am 21. September wurde das deutlich.

Dort werden Anbieter aus der Musik- und Kulturbranche einziehen. Etwa Noisy Musicworld, bisher ansässig an der Warschauer Straße. Noisys Produktpalette reicht von Dienstleistungen bis Seminare, alles rund um die Klangbranche, auch die Vergabe von Proberäumen für Sänger und Bands. 23 solcher schalldichten Übungsboxen entstehen auf den Flächen dieses Mieters im Erdgeschoss, zu erreichen über einen hallenartigen Eingangsbereich, in dem es auch ein Café geben wird.

Ein weiterer Nutzer ist die Musikakademie "BIMM" (British Irish Modern Music). Auch auf dessen künftiger Fläche wird es mehrere abgeschlossene Refugien zum Proben geben. Dazu Kurs- und Büroräume.

Die Boxen so einzurichten, dass wirklich kein Laut nach außen dringt, wäre eine Herausforderung bei diesem Bauvorhaben, wird bei der Besichtigung erklärt. Ein weiterer sei das Entsorgen des kontaminierten Bodens gewesen.

Bleibt noch das Dachgeschoss, für das es ebenfalls bereits einen Interessenten gebe, dessen Name aber noch nicht genannt wird. Nur so viel: Er komme ebenfalls aus der Musik- beziehungsweise Kulturbranche und habe sich vor allem auf Fortbildung und Unterstützung für Künstler spezialisiert.

Das "Haus der Musik" als erste Visitenkarte für die RAW-Zukunft – so sieht es der Eigentümer. Wo möglich, Erhalt des Bestandes bei gleichzeitig neuer und breiterer Nutzung ist dabei ein Ziel. Die Fläche sei bisher als angesagter Ort des Berliner Nachtlebens bekannt. Manche Begleitumstände wie Lärm oder Drogenhandel inbegriffen.

Die Kurth-Gruppe will das Areal zu einem 24-Stunden-Quartier ummodeln. Auch tagsüber sollen sich dorthin Leute verirren, zum Beispiel durch die Angebote in der Radsatzdreherei. Das impliziert nach ihren Vorstellungen auch Neubauten, etwa entlang der Warschauer Straße. Einschließlich eines geplanten Hochhauses. Das ist ebenso umstritten, wie die Zukunft mancher bisheriger Nutzer aus dem Areal, bei denen die Eigentümerin nicht durchgehend einen soziokulturellen Anspruch sieht. Um diese und weitere Themen geht es derzeit in einem Aushandlungsprozess, genannt Dialogverfahren (wir berichteten mehrfach).

Auf gewisse Weise sei das RAW-Areal derzeit ein Gebiet, das nur ein spezielles, in gewisser Weise "elitäres" Publikum anziehe, argumentieren die Kurths. Es soll aber für alle offen werden. Sie würden dabei langfristig planen und hätten auch nicht vor, das Gelände erneut zum Spekulationsobjekt zu machen. "Wir sind gekommen, um zu bleiben."

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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