Ängste und Sorgen gemeinsam meistern
Besuch bei Julia Asmus und Antje Kleibs im Selbsthilfezentrum an der Lipschitzallee

Julia Asmus und Antje Kleibs wünschen sich, dass Selbsthilfe mehr in den Fokus der Ärzte rückt. | Foto:  Ulrike Martin
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Egal, ob es ums Tanzen geht, um die Canasta-Runde oder um ernste Probleme wie chronische Krankheiten: Für fast jedes Anliegen gibt es mittlerweile Selbsthilfegruppen. Wie umfangreich die Angebote sind und wie viel sie bringen können, wissen Antje Kleibs und Julia Asmus.

Die Sozialpädagoginnen leiten das Selbsthilfezentrum Neukölln-Süd in der Lipschitzallee 80. „Wir sind hier der Auffangbereich, koordinieren die Gruppen, helfen in der Gründungsphase, vermitteln bei Konflikten“, beschreibt Kleibs die Aufgaben. Hinzukomme noch die Migrationsarbeit und die Unterstützung pflegender Angehöriger. Rund 40 Gruppen treffen sich dort im Neuköllner Süden, im Selbsthilfezentrum Nord sind es etwa 20. Die Themen reichen von Angststörungen und Depressionen über Malen und Kreatives Schreiben bis zu Qi Gong und Yoga.

Seit Corona sind Angst und Depression, aber auch Einsamkeit und Isolation stark in den Fokus gerückt. „Wer sowieso unter Ängsten litt, vielleicht auch sozial vereinsamt war, traute sich dann gar nicht mehr aus dem Haus“, berichtet Julia Asmus – außer vielleicht zum Treffen mit gleichermaßen Betroffenen. „Aber Corona hat die Gruppen auch sehr getroffen, viele sind weggebrochen, dabei waren die wöchentlichen Termine für zahlreiche Menschen das Highlight schlechthin“, erklärt Kleibs. Inzwischen hat sich die Lage entspannt, die Gruppen kamen zurück. Jedoch werden durch den Krieg in der Ukraine aktuell neue Ängste befeuert. „Schlimm für Menschen, die noch den Zweiten Weltkrieg erlebt haben“, so Antje Kleibs. „Einer sagte zu mir, er bringe sich eher um, als so etwa nochmals mitmachen zu müssen.“

Klar, die Selbsthilfe habe ihre Grenzen, aber sie sei eine äußerst sinnvolle Ergänzung zu medizinischen Maßnahmen. „Deshalb wünschen wir uns, dass uns die Ärzte mehr in den Fokus nehmen.“ Nicht zu vergessen sei auch der soziale Aspekt, der ja letztlich auch zur seelischen Gesundheit beitrage. „Menschen, die zum Beispiel chronisch krank sind, können sich austauschen, ihre Erfahrungen teilen“, sagt Asmus. Oder sich gegenseitig Trost spenden, etwa im Gesprächskreis für Trauernde. Wichtig dabei: „Die Hemmschwellen werden niedriger, wenn Menschen mit den gleichen Problemen zusammenkommen, sie nehmen sich ernst.“

Selbsthilfe-Angebote gibt es auch für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund. Zum Beispiel läuft im Selbsthilfezentrum Nord in der Wilhelm-Busch-Straße 12 das Projekt „Gesundheitskompetenz stärken“. Es geht darum, sich im deutschen Gesundheitssystem zurechtzufinden, die passenden Ärzte zu finden und dort die richtigen Fragen zu stellen. Was bei vorhandenen Sprachbarrieren nicht einfach ist. Deshalb werden bei Bedarf Sprachmittler vor Ort sein. Mehr Informationen dazu gibt es bei der Ansprechpartnerin Azra Tatarevic über den E-Mail-Kontakt tatarevic@stzneukoelln.de.

Im Selbsthilfezentrum Süd ist jetzt eine neue Gruppe „Angst und Depression“ in Gründung. Die Treffen sind montags von 17 bis 18.30 Uhr geplant. Kontakt unter Tel. 605 66 00 und per E-Mail an asmus.sued@sh-stzneukoelln.de. Jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr können sich Menschen treffen, die sich Sorgen um die Lage in der Ukraine machen und sich austauschen wollen. Das Motto dabei lautet „Gemeinsam statt einsam“. Anmeldung unter Tel. 605 66 00.

Demnächst wird es eine Broschüre zum 30-jährigen Bestehen des Standorts Süd im Juni geben. „Darin berichten fünf Gruppen von ihren Erfahrungen und den Erfolgen, die Selbsthilfe leisten kann“, so Antje Kleibs. Sowieso sei die Resonanz fast immer positiv. „Selbsthilfe hat einen sehr hohen Stellenwert und kann in vielen Fällen Menschen bei ihren Problemen unterstützen“, lautet ihr Resümee.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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