„Handgeschmiedet fassen sie sich toll an"
Claudia Nasrin aus Köpenick hat eine große Leidenschaft für Schlüssel

In der Wohnung von Claudia Nasrin hängen die Schlüssel an Metallstangen rund um die Eingangstür herum. | Foto:  Philipp Hartmann
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  • In der Wohnung von Claudia Nasrin hängen die Schlüssel an Metallstangen rund um die Eingangstür herum.
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Wer bei Claudia Nasrin die Schwelle übertritt, befindet sich sofort in ihrer Sammlung. Seit Jahrzehnten sammelt die Seniorin aus Köpenick Schlüssel. Diese hat sie im Flur fein säuberlich mit Haken, die eigentlich für Weihnachtsbaumkugeln verwendet werden, an Metallstangen aufgehängt.

An diesem Platz hat die 77-Jährige ihre „Lieblinge“, wie sie die Schlüssel nennt, immer im Blick. „Ich gucke mir jeden Tag die Sammlung an“, erzählt sie. „Ich habe eine innere Beziehung zu den Schlüsseln. Die bedeuten mir etwas.“ Auch nehme sie diese gern in die Hand. „Wenn die so handgeschmiedet sind aus Eisen, fassen sie sich für mich so toll an.“ Einige hat sie rund um einen Spiegel neben ihrer Wohnungstür angebracht. Für die Berliner Woche hat Claudia Nasrin noch einmal durchgezählt und ist auf 252 Stück gekommen. Zum Teil seien diese bis zu 150 Jahre alt. Für moderne Exemplare interessiere sie sich dagegen nicht.

Jeder Schlüssel aus der Sammlung hat eine unterschiedliche Form. | Foto: Philipp Hartmann
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Ausgelöst wurde die Sammelleidenschaft vor 35 Jahren. Damals suchte Claudia Nasrin für einen Schrank, der ohne Schlüssel in ihren Besitz gelangte und heute noch immer in ihrer Wohnung steht, einen passenden Schlüssel. Auf einem Flohmarkt fand sie schließlich einen aus der Gründerzeit, der genau ins Schloss passte und dort jetzt immer noch steckt. „Im Laufe meines Lebens habe ich mich dann auch mit der Bedeutung des Schlüssels beschäftigt“, sagt sie. Ein Schlüssel bedeute, Macht über eine Sache zu haben. Man habe die Gewalt darüber, was mit dem Schlüssel passiere.

Noch heute geht die Seniorin regelmäßig über Flohmärkte wie am S-Bahnhof Friedrichshagen und an der Straße des 17. Juni sowie in Antiquitätengeschäfte, immer auf der Suche nach einem besonderen Stück. „Ich habe noch nie einen gefunden, der einem anderen gleicht.“ Sie habe unter anderem Exemplare aus Frankreich, England und Italien zusammengetragen. Oft entdecke sie Schlüssel in Kisten zwischen vielen anderen Objekten, denn für Händler auf Flohmärkten seien Schlüssel von keiner besonderen Bedeutung. „Die Leute können sich gar nicht vorstellen, dass man so was sammelt und dass eine Frau sich dafür interessiert“, berichtet Claudia Nasrin. Solche Besuche seien immer schöne Erlebnisse, besonders wegen der Gespräche mit den Verkäufern. Die zu den Schlüsseln passenden Schlösser sammelt sie allerdings aus Platzgründen nicht.

Ihre Schlüsselsammlung im Flur betracht Claudia Nasrin täglich. | Foto: Philipp Hartmann
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Ihren Lieblingsschlüssel hat sie einst geschenkt bekommen, als sie ihr neugebautes Haus bezog. Das Haus habe sie nicht mehr, doch der Schlüssel mit einer goldenen Schleife von ihrem damaligen Lebenspartner ist ihr geblieben. Eigentlich mag sie geschenkte Schlüssel nicht. „Der Reiz des Findens ist für mich weitaus größer, als wenn mir jemand einen schenkt“, betont sie. Auch zum Aussehen hat die Sammlerin ganz konkrete Vorstellungen. Angemalte Schlüssel kommen ihr nicht ins Haus. Stattdessen muss bei allen das Rohmaterial, meist Eisen, zu sehen sein. „Das Natürliche daran finde ich gut. Die können auch rostig sein, dann putze ich ein wenig. Die Patina soll erhalten bleiben.“ Ein „guter Schlüssel“ könne bis zu 50 Euro kosten. Dass sie sich so sehr für Schlüssel interessiert, dürfte vor allem an ihrem handwerklichen Interesse liegen. So war Claudia Nasrin früher Fotografin, absolvierte später einen Schreinerkurs. So habe sie ein Verständnis für Metall und Holz entwickelt. Mit dem Sammeln aufzuhören, hat sie nicht vor. „Ich werde bis ans Ende meiner Tage ein Auge darauf haben, ob mir ein Schlüssel gefällt“, beteuert sie. „Mich von einem zu trennen, ist kein Thema. Die gehören ja zu mir. Ich würde höchstens andere dazunehmen.“

Sollte sie sich dennoch einmal von ihren „Lieblingen“ trennen müssen, würde sie diese eventuell an ein Museum abgeben oder an einen anderen Sammler mit ihrer Leidenschaft. „Sammler sind glückliche Menschen“, sagt sie.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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