Die „Spätis“ müssen zahlen

Michael Grunst will sich für eine Liberalisierung des Ladenöffnungsgesetzes einsetzen. | Foto: Ralf Drescher
2Bilder
  • Michael Grunst will sich für eine Liberalisierung des Ladenöffnungsgesetzes einsetzen.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Treptow-Köpenick. Die Spätverkaufsstelle, der sogenannte Späti, ist Teil der Kiezkultur geworden. Das Berliner Ladenöffnungsgesetz mach den rund 1000 Verkaufsstellen allerdings das Leben immer schwerer.

Grund ist der Passus im Gesetz, der sonntags den Verkauf von Alkohol verbietet. Außerdem dürfen die Verkaufsstellen am Sonntag zwischen 7 und 16 Uhr per Gesetz nur Blumen, Zeitungen, Backwaren und Milchprodukte anbieten. Daran halten sich naturgemäß viele Verkaufsstellen nicht. Folgen sind Anzeigen erboster Mitbewerber oder von Nachbarn, denen der sonntägliche Kundenverkehr ein Dorn im Auge ist.

Im Bezirk werden die Spätverkaufsstellen seit 2010 vom Ordnungsamt kontrolliert. Dabei gab es drei bis acht Kontrollen pro Jahr. Mit allerdings unangenehmen Folgen für die Ladeninhaber. Gab es 2013 gerade sechs Bußgeldverfahren, bei denen insgesamt 800 Euro eingefordert wurden, waren es 2015 immerhin 35 Bußgeldverfahren, die mit insgesamt 8500 Euro die Bezirkskasse füllten. „Wir kontrollieren aber nicht ständig jede Spätverkaufsstelle. In der Regel gehen die Mitarbeiter unseres Ordnungsamts lediglich Beschwerden und Hinweisen von Anwohnern nach. Mehr könnten wir aufgrund der Personalsituation auch gar nicht tun“, sagt der für öffentliche Ordnung zuständige Stadtrat Michael Grunst (Die Linke).

Allerdings arbeitet das Ordnungsamt nach Aussage des Stadtrats nach dem Opportunitätsprinzip. Dass bedeutet, dass nicht grundsätzlich ein Bußgeld verhängt sondern im Einzelfall entschieden wird. „Beim ersten Verstoß bleibt es oft bei einer Ermahnung durch unsere Mitarbeiter“, versichert Michael Grunst.

Auf Dauer hilft das aber den rund 50 Spätverkaufsstellen im Bezirk nicht weiter. Wer zum zweiten oder wiederholten Mal ertappt wird, wenn am Sonntag eine Flasche Wein für das Mittagessen über den Tresen geht, muss zahlen. Und das kann bei mehreren Vorfällen durchaus an die Existenz gehen.

Dabei gäbe es eine Lösung. Bereits 2012 hatte die CDU in Pankow versucht, das Berliner Ladenöffnungsgesetz zu ändern. Das hatten CDU und SPD im Abgeordnetenhaus allerdings abgelehnt, aus Sorge, Kirchen und Gewerkschaften als Hüter der Sonntagsruhe könnten dagegen klagen. „Es sollte doch möglich sein, das Spätverkaufsstellen am Sonntag das komplette Angebot verkaufen, wenn der Inhaber selbst hinter dem Tresen steht. Bei der nächsten Sitzung der in Berlin für die Ordnungsämter zuständigen Stadträte werde ich das Thema ansprechen. Vielleicht ist es doch möglich, das Ladenöffnungsgesetz zu liberalisieren“, hofft Stadtrat Michael Grunst.

Dann müsste der Bezirkspolitiker mit seinen wenigen am Sonntag Dienst tuenden Ordnungsamtlern auch nicht mehr jeder verkauften Bier- oder Weinflasche mit dem Bußgeldblock hinterherlaufen und könnte das knappe Personal anderweitig einsetzen. „Zum Beispiel bei Kontrollen des Grillverbots in unseren Parkanlagen“, sagt Michael Grunst. RD

Michael Grunst will sich für eine Liberalisierung des Ladenöffnungsgesetzes einsetzen. | Foto: Ralf Drescher
Die Berliner Institution "Späti" ist durch strenge Vorschriften in Gefahr. | Foto: Ralf Drescher
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 919× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 588× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.977× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.