Trennendes – sichtbar und unsichtbar
Ausstellung "Durch Mauern gehen" im Gropius-Bau
Es reicht ein Blick aus dem Fenster, um auf das Thema zu kommen. Unweit des Martin-Gropius-Baus steht noch einer der letzten Reste der Berliner Mauer. Er verläuft entlang des Geländes der "Topographie des Terrors", ebenfalls ein Ort deutscher Tragödie.
"Durch Mauern gehen" heißt der Titel der Ausstellung im Gebäude, die bis 12. Januar 2020 gezeigt wird. Sie ist natürlich ein Beitrag zum 30. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November. Aber dieses Datum bedeutet vor allem den Ausgangs- und Anknüpfungspunkt für Trennendes und Ausgrenzendes bis heute und in vielen Facetten. Es geht um konkrete Mauern, aber auch solche, die unsichtbar vorhanden sind.
Die Beiträge dazu lieferten 28 Künstler aus 21 Ländern. Schon das sorgte für unterschiedliche Interpretationen, Herangehensweisen und Stilmittel. Eine Installation zeigt zum Beispiel den vergeblichen Versuch, mit einem Schlüssel eine Tür zu öffnen. Nachhallend ist nicht zuletzt das hörbare Geräusch, das dabei erzeugt wird. Mona Hatoun präsentiert unter dem Titel „A Pile of Bricks III“ einen schlichten Ziegelstein. Er ist zunächst einfach Baumaterial. Kann aber auf verschiedene Weise verwendet werden.
Neben solchen symbolischen Annäherungen wird es an anderer Stelle ganz konkret. Etwa wenn sich die Arbeiten auf einstige oder noch vorhandene Konflikte beziehen. In Irland, Sarajevo, im nahen Osten.
Und ganz besonders gilt das für das überdimensionale Wandbild von Michael Kvium. Es zeigt einen Strand mit Urlaubern, die mit einem nahenden Flüchtlingsboot konfrontiert werden. Die Szenerie hat Züge von Erstaunen, Abwarten, Abwehren. Deutlich wird auf jeden Fall: Es gibt hier eine Mauer zwischen zwei Welten. Das Bild trägt den Titel "Beach of Plenty" (Strand der Fülle) und entstand laut Begleittext nach einem Pressefoto.
Und wenn Mauern fallen, was passiert danach? Auf diese Frage geben die Fotos von Sibylle Bergemann am besten Auskunft. Ihre schwarz-weiß-Aufnahmen, entstanden in den Wochen und Monaten nach dem 9. November 1989, ziehen sich bewusst durch die ganze Schau. Sie zeigen die unmittelbare Situation nach diesem epochalen Ereignis, etwa am Potsdamer Platz oder in der Bernauer Straße. Was daraus, nicht nur an diesen Stellen, geworden ist, lässt sich heute anschauen. Und es gibt auch darüber viele Erzählungen und Interpretationen.
Martin-Gropius-Bau, Niederkirchner Straße 7. Öffnungszeiten, täglich außer Dienstag von 10 bis 19 Uhr. Eintritt 15, ermäßigt zehn Euro, www.gropiusbau.de.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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