Trennendes – sichtbar und unsichtbar
Ausstellung "Durch Mauern gehen" im Gropius-Bau

Michael Kvium: "Beach of Plenty". Öl auf Leinwand.  | Foto: Copyright: Michael Kvium und Nils Staerk Gallery
5Bilder
  • Michael Kvium: "Beach of Plenty". Öl auf Leinwand.
  • Foto: Copyright: Michael Kvium und Nils Staerk Gallery
  • hochgeladen von Thomas Frey

Es reicht ein Blick aus dem Fenster, um auf das Thema zu kommen. Unweit des Martin-Gropius-Baus steht noch einer der letzten Reste der Berliner Mauer. Er verläuft entlang des Geländes der "Topographie des Terrors", ebenfalls ein Ort deutscher Tragödie.

"Durch Mauern gehen" heißt der Titel der Ausstellung im Gebäude, die bis 12. Januar 2020 gezeigt wird. Sie ist natürlich ein Beitrag zum 30. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November. Aber dieses Datum bedeutet vor allem den Ausgangs- und Anknüpfungspunkt für Trennendes und Ausgrenzendes bis heute und in vielen Facetten. Es geht um konkrete Mauern, aber auch solche, die unsichtbar vorhanden sind.

Die Beiträge dazu lieferten 28 Künstler aus 21 Ländern. Schon das sorgte für unterschiedliche Interpretationen, Herangehensweisen und Stilmittel. Eine Installation zeigt zum Beispiel den vergeblichen Versuch, mit einem Schlüssel eine Tür zu öffnen. Nachhallend ist nicht zuletzt das hörbare Geräusch, das dabei erzeugt wird. Mona Hatoun präsentiert unter dem Titel „A Pile of Bricks III“ einen schlichten Ziegelstein. Er ist zunächst einfach Baumaterial. Kann aber auf verschiedene Weise verwendet werden.

Neben solchen symbolischen Annäherungen wird es an anderer Stelle ganz konkret. Etwa wenn sich die Arbeiten auf einstige oder noch vorhandene Konflikte beziehen. In Irland, Sarajevo, im nahen Osten.

Und ganz besonders gilt das für das überdimensionale Wandbild von Michael Kvium. Es zeigt einen Strand mit Urlaubern, die mit einem nahenden Flüchtlingsboot konfrontiert werden. Die Szenerie hat Züge von Erstaunen, Abwarten, Abwehren. Deutlich wird auf jeden Fall: Es gibt hier eine Mauer zwischen zwei Welten. Das Bild trägt den Titel "Beach of Plenty" (Strand der Fülle) und entstand laut Begleittext nach einem Pressefoto.

Und wenn Mauern fallen, was passiert danach? Auf diese Frage geben die Fotos von Sibylle Bergemann am besten Auskunft. Ihre schwarz-weiß-Aufnahmen, entstanden in den Wochen und Monaten nach dem 9. November 1989, ziehen sich bewusst durch die ganze Schau. Sie zeigen die unmittelbare Situation nach diesem epochalen Ereignis, etwa am Potsdamer Platz oder in der Bernauer Straße. Was daraus, nicht nur an diesen Stellen, geworden ist, lässt sich heute anschauen. Und es gibt auch darüber viele Erzählungen und Interpretationen.

Martin-Gropius-Bau, Niederkirchner Straße 7. Öffnungszeiten, täglich außer Dienstag von 10 bis 19 Uhr. Eintritt 15, ermäßigt zehn Euro, www.gropiusbau.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 93× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.