Ende für "tanne B"
Eisdiele in der Marheineke-Markthalle wurde gekündigt
Trotz Corona darf Tanja Buchwald Eis verkaufen. Das Geschäft ist wegen der Pandemie zwar massiv zurückgegangen. Aber das ist gerade nicht einmal das größte Problem.
Vielmehr ist es das angekündigte Ende für ihren Eissalon "tanne B" in der Marheineke-Markthalle. Zum 31. Mai wurde ihr vom Vermieter, der Berliner Großmarkt GmbH (BGM), gekündigt. Ausgesprochen wurde die Kündigung im November 2019, analog der im Vertrag vorgesehenen halbjährigen Frist. Zuvor habe es die BGM mit einem fristlosen Ende versucht, aber wohl eingsehen, dass sie damit nicht durchkomme, sagt Tanja Buchwald.
Sie hat nach eigenen Angaben lange darauf gehofft, dass das Aus für ihren Eisladen zurückgenommen werde. Erst als es dafür keine Anzeichen gab, sei sie aktiv geworden. Etwa mit einer Unterschriftenaktion, bei der sich bisher rund 2000 Menschen für den Erhalt der "tanne B" einsetzten.
Sie könne sich nicht erklären, warum die Großmarkt GmbH sie nicht mehr als Mieter haben wolle, beteuert Tanja Buchwald. Das Geschäft bestehe an dieser Stelle seit zehn Jahren. Es lief gut und sie sei auch nie die Miete schuldig geblieben. Die wäre mit rund 700 Euro für 40 Quadratmeter Fläche für diese Lage auch ziemlich fair gewesen. Über eine angemessene Erhöhung hätte sie deshalb ebenfalls mit sich reden lassen. Aber auch die sei kein Thema gewesen.
Gründe nicht bekannt?
Laut Tanja Buchwald hat es auch keine Begründung für die Kündigung gegeben. Sie könne deshalb darüber nur spekulieren. War die Ursache dafür, dass sie die Räume in den vergangenen Wintermonaten erneut einem Untermieter überlassen wollte? Als die BGM das ablehnte, habe sie das unterlassen. In den Jahren zuvor wären solche Untermietverhältnisse aber kein Problem gewesen.
Die Gründe seien Frau Buchwald "entgegen ihrer öffentlichen Behauptungen in Aushängen und Petitionen" ausführlich in einem persönlichen Gespräch erläutert worden, entgegnet wiederum Mandy Bahr, Prokuristin der Berliner Großmarkt GmbH. Auch weitere schriftliche wie mündliche Fragen seien stets zeitnah und sachgerecht beantwortet und die unter Einhaltung der vertraglich vereinbarten Frist erfolgte Kündigung nicht leichtfertig ausgesprochen worden. Detaillierte Angaben zum Sachverhalt könnten allerdings vor allem wegen der Verschwiegenheitspflicht nicht gemacht werden.
Unterstützung erhielt Tanja Buchwald auch von der SPD-Bundestagsabgeordnten Cansel Kiziltepe. Sie habe sich mit einem Schreiben an die BGM gewandt und dort unter anderem auf die existenzbedrohende Situation der Betreiberin aufmerksam gemacht, erklärte Kiziltepe.
Über diesen Fall hinaus gehe es darum, die Mischung aus Wohnen, Gewerbe und Kultur im Kiez zu erhalten. Gerade jetzt, wo insbesondere kleine Geschäfte hart von der Corona-Krise getroffen werden. Und schließlich brauche es ein Gewerbemietrecht, dass gerade solche Betriebe besser vor Verdrängung schütze. Tanja Buchwald wird das wahrscheinlich nichts mehr nützen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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