Alle in einem Drachenboot: Inklusionsprojekt der Grundschule im Gutspark

Geschafft! Nach fast drei Stunden Drachenboot-Training auf dem Wasser sind die Kinder der Grundschule im Gutspark ein bisschen erschöpft – aber sehr zufrieden. | Foto: Berit Müller
9Bilder
  • Geschafft! Nach fast drei Stunden Drachenboot-Training auf dem Wasser sind die Kinder der Grundschule im Gutspark ein bisschen erschöpft – aber sehr zufrieden.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Lichtenberg. Bei den Drachenboot-Meisterschaften der Berliner Schulen am 28. Juni landeten die zwei Boote der Grundschule im Gutspark zwar nicht auf dem Treppchen, das Abschneiden beim Wettkampf auf der Grünauer Regattastrecke war aber nur Nebensache. Denn ums Gewinnen ging es beim Inklusionsprojekt mit der Nils-Holgersson-Schule nicht. Viel mehr zählte der Teamgedanke. Was sich schon an den Trainingstagen zeigte.

„Das war ganz großes Kino“, ruft Christian Schulze, klettert aus dem Drachenboot auf den Steg und lüftet in Richtung Insassen die Mütze. „Ihr habt das so toll gemacht, ich ziehe meinen Hut. Genauso halten wir’s beim Rennen!“ Der Trainer erntet strahlende Gesichter, stolz klatschen sich die Nachwuchs-Paddler ab. Den ganzen Vormittag haben die Sechstklässler auf dem Wasser und im Boot verbracht, einige sind pitschnass. Weshalb sie sich nun schleunigst umziehen müssen. Einen Schnupfen am Wettkampftag will niemand riskieren.

Christian Schulze ist hauptberuflich Polizeibeamter im Abschnitt 64, ehrenamtlich engagiert er sich seit vielen Jahren an Lichtenberger Schulen. Das Drachenboot-Projekt liegt ihm besonders am Herzen. Denn es bringt Kinder mit und ohne Behinderungen zusammen. Zuerst trainieren sie gemeinsam, dann dürfen sie als Teams beim Schülercup auf der Regattastrecke antreten und sich im Drachenboot-Rennen mit Gleichaltrigen messen. Beim Wettkampf gilt es, 200 Meter in möglichst kurzer Zeit zu bewältigen – schneller als die anderen jedenfalls. Dabei müssen jeweils 18 Sportler pro Boot sehr diszipliniert und im Takt paddeln, sich genau am Trommler oder Vordermann orientieren. Den Sitz an der Bootsspitze verdient sich ein Kind, das nicht nur talentiert, sondern auch besonders eifrig bei der Sache ist. Den Steuermann gibt zur Sicherheit ein Erwachsener.

Seit Februar hat Christian Schulze mit den Sechstklässlern der Gutspark-Grundschule aus der Josef-Orlopp-Straße einmal im Monat die Bewegungsabläufe trainiert – und zwar in der Nils-Holgersson-Schule. Die Förderschule an der Otto-Marquardt-Straße besuchen Mädchen und Jungen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Im Anschluss ans „Trockenpaddeln“ gab’s für alle Kinder jeweils ein gesundes Frühstück, gesponsert von der Stiftung Meridian. Auch insgesamt drei Übungsvormittage auf dem Wasser der Spree beim Kanu-Club Köpenick hat die Stiftung finanziell unterstützt – und die Leihkosten für je zwei Drachenboote bezahlt. Christian Schulze konnte zudem noch die Tischlerei Marswerk buchstäblich ins Boot holen, die günstige Trainingspaddel beisteuerte.

In den ersten Jahren hat der Polizeibeamte das Drachenboot-Projekt mit Jugendlichen von der achten Klasse aufwärts absolviert. Mit Sechstklässlern hat er es nun zum ersten Mal versucht. „Experiment geglückt“, sagt er zufrieden. „Die jüngeren Kinder sind sogar noch ein bisschen neugieriger und stecken mehr Leidenschaft ins Training.“

Mit wie viel Eifer und Elan ihre Schüler in den Drachenbooten saßen, hat Lisa Moninger fast ein wenig überrascht. „Manche habe ich noch nie so begeistert erlebt, die haben sich richtig ins Zeug gelegt“, erzählt die Lehrerin an der Grundschule im Gutspark. Vor allem beim Training auf der Spree wollten manche am liebsten bis zum Abend durchpaddeln. Aber auch bei den Besuchen in der Holgersson-Schule hätten die Kinder eine Menge Spaß gehabt und sich schnell mit den behinderten Mädchen und Jungen verstanden. „Da gab es keine Ausgrenzung, keine Hemmungen. Die waren sofort gute Teams.“

Ob Wettkampf oder Trainingstage: Das Drachenbootprojekt kam bei den Gutspark-Grundschülern so gut an, dass Lisa Moninger und Christian Schulze schon Runde zwei fürs nächste Jahr planen. Sie wünschen sich allerdings, dass dann noch mehr Kinder der Nils-Holgersson-Schule mit von der Partie sind. Und dass vielleicht doch noch ein Platz auf dem Treppchen herausspringt. bm

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 231× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 990× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.028× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.