Howoge gründet eine Stiftung
Immobilien sollen für soziale und kulturelle Zwecke gesichert werden

Über die künftige Nutzung des Theaters Karlshorst wird beraten.  | Foto: Howoge
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  • Über die künftige Nutzung des Theaters Karlshorst wird beraten.
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Mit der Gründung der „Stiftung Stadtkultur“ will die Howoge Immobilien, in denen soziale und kulturelle Projekte stattfinden, für die Zukunft sichern. Im Zentrum des Vorhabens steht die Revitalisierung des seit zehn Jahren weitestgehend ungenutzten Theaters Karlshorst.

Das 1948/49 als Reparationszahlung Deutschlands an die Sowjetunion errichtete Theater Karlshorst war lange die Kulturstätte für Angehörige der Sowjetarmee, die in Karlshorst stationiert waren. Das damals als „Haus der Offiziere“ eingeweihte Gebäude ist im neoklassizistischen Stil errichtet. Noch heute versprüht der große Zuschauerraum mit seinen Rundpfeilern, Kapitellen und der großen geschwungenen Loge dieses Flair. Bis zu ihrem Abzug 1994 nutzte die Armee das Theater als Veranstaltungsort. Danach wurde die Wohnungsbaugesellschaft Howoge Eigentümerin des denkmalgeschützten Hauses.

Seit 2007 stand das Gebäude leer. Durch die umfassende Sanierung von Teilen des Gebäudeensembles zwischen 2008 und 2009 machte die Wohnungsbaugesellschaft das Haus für eine Musikschule sowie ein Restaurant nutzbar. Mit der Überführung der Immobilie in die „Stiftung Stadtkultur“ möchte die Howoge Gespräche beginnen, wie das noch immer leerstehende Theater genutzt werden könnte. „Ziel ist es, das Gebäude als multifunktionalen und belebten Ort zu entwickeln“, schreibt die Pressestelle der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft.

Studierende der Kunsthochschule Weißensee erhielten bereits im vergangenen Sommersemester die Möglichkeit, im Bühnenturm des Theaters eine Werkstatt einzurichten. Zum Tag des offenen Denkmals am 9. September wurden die Türen des Theaters Karlshorst erstmalig wieder für Besucher geöffnet, die dort die Arbeiten der Studierenden zum Thema „We are all Cyborgs now“ sehen konnten.

„Wir haben von vornherein festgelegt, dass wir mehrere Immobilien, die ursprünglich im Eigentum der Howoge waren, in die Stiftung übertragen. Das ist uns jetzt – nach Anerkennung der Gemeinnützigkeit – gelungen“, erklärte Stefanie Frensch, Howoge-Geschäftsführerin und Mitglied des Stiftungsrates, bei einem Pressegespräch am 6. September. Zu diesen Immobilien gehören neben dem Theater Karlshorst die Hagenstraße 57, in der das Wohnprojekt „Undine“ von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen unterstützt. Außerdem wurden die Treskowallee 109/111 sowie die Pfarrstraße 119, wo der Verein KARUNA suchtgefährdeten und suchtkranken Kindern und Jugendlichen hilft, in die Stiftung übertragen.

Die Übertragung ausgewählter Immobilien solle deren dauerhafte soziale und kulturelle Nutzung sichern, so Stefanie Frensch. Der Ertrag, den die Immobilien durch Mieten erzeugen, soll Projekten der Stiftung zugute kommen.

Etablierte Projekte der Howoge wie die Kunst- und Bildungsinitiative „Lichtenberg Open ART“ sowie die „KinderUni Lichtenberg“ werden in die Stiftungsarbeit integriert. Darüber hinaus sollen sogenannte Stadtwerkstätten geschaffen werden. Diese sollen eine Vielfalt von Aktionen, Workshops und Gesprächsräumen ermöglichen, um zur Lebensqualität in den Quartieren beizutragen. Seit Mai gibt es bereits die ersten Stadtwerkstätten.

Kuratorin Francesca Ferguson, der als selbstständig Tätige die künstlerische Leitung der „Stiftung Stadtkultur“ übergeben wurde, erklärt: „Stadtwerkstätten nutzen bestehende Erdgeschossräume, unter anderem der Howoge, die seit längerem nicht vermietet worden sind. Durch Stadtwerkstätten werden Flächen in sinnvoller Kooperation mit vielen Trägern aktiviert.“ Damit sollen gezielt Räume für gesellschaftliche Zwecke und kulturelle Aktionen zur Verfügung gestellt werden.

Die Arbeit der Stiftung wird weitestgehend von der Howoge durchgeführt. „Die Stiftung selbst soll so gut wie gar kein eigenes Personal haben. Ich bin Vorstand der Stiftung und alle Leistungen werden aus der Howoge heraus erbracht. Dazu gibt es entsprechende Verträge“, erklärt Michael Wagner, ehemaliger Leiter des Howoge-Bestandsmanagements und gegenwärtig Alleinvorstand der „Stiftung Stadtkultur“.

Dazu, warum Projekte, die die Wohnungsbaugesellschaft sowieso durchführe, einer Stiftung übergeben werden, erklärt Stefanie Frensch: „Die Idee der Begegnung schließt andere Initiativen und Vereine ein. Da ist eine Stiftung der richtige Partner auf Augenhöhe.“ Mit einer Stiftung sei es einfacher, Partner und Förderer zu finden als mit einer großen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft, führt die Geschäftsführerin weiter aus. Eine Stiftung helfe zudem, Fördermittel für Projekte zu akquirieren.

„Die Stiftung ist eine Bündelung sozialer Aktivitäten der Howoge. Die Vielfalt dieser Projekte macht die Howoge und letztendlich die Stiftung aus“, erklärt Michael Wagner. Und ergänzt: „Die Revitalisierung des Theaters wird zweifelsohne der Leuchtturm der Stiftung sein und uns am meisten beschäftigen.“ Am 12. September fand die erste Stadtwerkstatt auf dem Johannes-Fest-Platz vor dem Theater statt, bei der Nachbarn und Interessierte die Möglichkeit erhielten darüber zu diskutieren, wofür Karlshorst neue Räume bräuchte. Eine Weiternutzung als Theater schließt Stefanie Frensch aus: „Es kann nicht so gehen, dass wir das Theater sanieren und es dann eine Art Schlosspark Theater von Karlshorst wird.“ Das Steglitzer Theater gelte als verlustbringend. „Ein kleines privates Theater zu unterhalten, ist eigentlich nicht möglich.“ Maßgeblich für die zukünftige Nutzung sei, dass sich das Konzept wirtschaftlich selbst tragen müsse.

Architekten seien bereits durchs Haus geführt worden, aber auch Vereine. Bürgerinnen und Bürger sollen zukünftig auch mitdiskutieren können, wie das Gebäude – insbesondere der große Saal – genutzt werden soll. Für die Nutzung des Saales sei es denkbar, Ebenen einzuziehen und diesen in kleinere Räume einzuteilen. Aus den Gesprächen werde ein Konzept für die Nachnutzung des Theaters entwickelt, das dann dem Landesdenkmalamt vorgelegt wird. Wenn dieses den notwendigen Baumaßnahmen zustimmt, können die konkreten Veränderungen am Theater durchgeführt werden, die es – so die Hoffnung der Beteiligten – zu einer Bereicherung und zum Ort der Begegnung im Kiez machen.

„Wir werden mit Sicherheit das nächste Jahr brauchen, um mit der Konzeptentwicklung zu beginnen“, so Stefanie Frensch. Es werde definitiv mehr als zwei Jahre dauern, bis das Theater wieder vollständig genutzt werde, aber es sei der Howoge wichtig, den Nachbarn zu zeigen, dass im alten Theater wieder etwas passiere. Deshalb solle das Theater schon vor seiner Wiedereröffnung von Zeit zu Zeit für Veranstaltungen genutzt werden.

Autor:

Paul Stein aus Pankow

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