Stadträtin für Jugend und Gesundheit Sandra Obermeyer im Interview

Sandra Obermeyer (parteilos für Die Linke). | Foto: BA Lichtenberg
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Lichtenberg. Nicht nur junge Familien wollen im Bezirk gut leben, auch ältere Menschen dürfen nicht vergessen werden. Über das Leben im Alter sprach Berliner-Woche-Reporterin Karolina Wrobel mit Sandra Obermeyer (parteilos für Die Linke), Stadträtin für Jugend und Gesundheit.

Lichtenberg gilt als kinder- und familienfreundlich. Hat sich derBezirk tatsächlich verjüngt?

Sandra Obermeyer: Ja. Das sehen wir am Kinderbetreuung-Bedarf. In den letzten sechs Jahren wurden über 2500 Kitaplätze geschaffen. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung und der Anteil alter und sehr alter Menschen. Deshalb ist Gesundheit im Alter für uns ein wichtiges Thema. Wir haben im Dezember eine Veranstaltungsreihe begonnen, bei der es um Ernährung, Bewegung, Krankheitsvorsorge und Gesundheitsförderung geht. Unsere Kooperationspartner sind die geriatrischen Bereiche des Königin Elisabeth Krankenhauses Herzberge, des Sana-Klinikums, aber auch andere Akteure wie die Pflegestützpunkte.

Im Bezirk beklagen viele Ältere einen Mangel an Fachärzten. Gibt es diesen Mangel tatsächlich?

Sandra Obermeyer: Kritisch ist es bei den Hausärzten, Nervenärzten und ganz besonders im Bereich der Psychotherapie. In Lichtenberg liegt der Versorgungsgrad mit Psychotherapeuten bei 81 Prozent. Zum Vergleich: In Charlottenburg-Wilmersdorf sind es sagenhafte 558 Prozent. Der durchschnittliche Berliner Versorgungsgrad liegt bei 195 Prozent. Generell hat sich die Situation bei den meisten Arztgruppen für die Patienten verschlechtert. Auch in absoluten Zahlen sinkt die Versorgung, etwa bei den Radiologen und Kinderärzten. Die Möglichkeit, neue Zulassungen von Ärzten in schlechter versorgte Bezirke zu steuern, ist begrenzt. Wobei die Zulassung von Praxisverlegungen sicher hilfreich ist. Der Bezirk ist bemüht, Ärzte, die im Bezirk Praxen übernehmen oder neu aufmachen, willkommen zu heißen und zu unterstützen.

Gerade Familien, die ihre Angehörige selbst pflegen, brauchen Unterstützung. Wo gibt es im Bezirk Beratung und Hilfe?

Sandra Obermeyer: Bei den Pflegestützpunkten, den Pflegeheimen und beim Verein "Demenzfreundliche Kommune". Es gibt auch Selbsthilfegruppen, die etwa über die Kontaktstelle PflegeEngagement in der Kiezspinne in der Schulze-Boysen-Straße 38 erreichbar sind. Das Bezirksamt hat in seiner Gesundheitswegweiser-Broschüre alle Angebote zusammengestellt.

Viele Senioren engagieren sich freiwillig im Bezirk. Wie wichtig sind gerade Ältere im Ehrenamt?

Sandra Obermeyer: Als Jugendstadträtin freue ich mich natürlich ganz besonders über Senioren, die Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützen. Nicht jede Familie hat Großeltern, die verfügbar sind. Und es gibt viele Situationen, bei denen Hilfe erwünscht ist, bei berufstätigen Alleinerziehenden zum Beispiel oder bei Flüchtlingsfamilien. Auch Menschen mit Handicaps können Unterstützung gebrauchen. Ich bin froh über Vereine wie die Berliner Familienfreunde, die ältere Ehrenamtliche suchen und mit "Wahlfamilien" zusammenbringen.

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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