Immer mehr Lebensmittelmärkte schließen

Der Netto-Markt an der Ehrlichstraße macht Ende April dicht. | Foto: Wrobel
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Lichtenberg. Wo einkaufen, wenn der Supermarkt in nächster Nähe dicht macht? Gerade ältere Menschen sind auf Einkaufsmöglichkeiten angewiesen, die sie zu Fuß erreichen können. Das Bezirksamt sucht nach Lösungen.

Ein Beispiel von vielen: Ende April schließt der Netto-Discounter an der Ehrlichstraße 31 - davon betroffen sind fast 6000 Menschen im Prinzenviertel. Der Discounter soll einer Kombination aus Wohnen und Geschäften weichen. Für die etwa 400 Quadratmeter Einzelhandelsfläche werde nach geeigneten Betreibern gesucht, heißt es im Bezirksamt, das zwischen Bauherr und künftigen Händlern vermitteln will. Vor Ende 2016 sei aber nicht mit der Fertigstellung des Projekts zu rechnen.

Die Situation ist im Bezirk seit langem ein Thema. "Immer wieder werden wir von den Anwohnern auf die Verschlechterung der Nahversorgung hingewiesen", sagt der Stadtrat für Stadtentwicklung Wilfried Nünthel (CDU).

So etwa im Gensinger Viertel. Hier schloss Ende 2012 der Rewe-Markt in der Gensinger Straße 111. Auch hier standen rund 6000 Bewohner plötzlich ohne eine Einkaufmöglichkeit um die Ecke da. Eine schlechte Versorgung beklagen ebenfalls die Anwohner südlich von Alt-Friedrichsfelde. Im Mai 2014 machte der Netto-Discounter in der Charlottenstraße 9 dicht. Nicht zuletzt fehlt es auch an der Anna-Ebermann-Straße in Hohenschönhausen an Einkaufsmöglichkeiten.

"Wir beobachten eine zunehmende Bereitschaft der Unternehmen, Einzelstandorte aufzugeben", sagt Nünthel. Die Gründe dafür seien unterschiedlich, meist würden sie jedoch mit betriebswirtschaftlichen Erwägungen begründet, so der Stadtrat. Das habe aber nicht unbedingt mit mangelnder Kaufkraft der Kunden zu tun. Im Gegenteil: Hätten die Supermarktbetreiber in den 90er-Jahren bei fast jedem Standort zugegriffen, wollten sie heute vor allem große Flächen. "Seit kurzem werden wir immer wieder mit dem Wunsch konfrontiert, Erweiterungen zu genehmigen", sagt Nünthel. Bei Flächen über 800 Quadratmeter sei aber ein (zeitraubendes) Bebauungsplanverfahren gesetzlich vorgeschrieben. Ohne die Lizenz zur Vergrößerung drohten aber viel Supermarkt-Ketten, ihre Filialen einfach dicht zu machen. "Deshalb haben wir uns an den Senat gewandt mit der Bitte, Flächenerweiterungen formal zu vereinfachen", so der Stadtrat.

In Karlshorst gibt es nun eine erste Übergangslösung. Der Betreiber des CAP-Supermarktes in der Robert-Siewert-Straße 97 und das Rote Kreuz Müggelspree bieten einen Lebensmittel-Lieferdienst für Menschen mit Hilfebedarf, etwa Senioren ab 70 Jahren. Bis zum 30. Juni ist dieser Service kostenlos, dann will das Bezirksamt diese Testphase bewerten. Der Lieferdienst ist werktags von 7 bis 20 Uhr unter 50 01 26 04 zu erreichen. Auch nicht Hilfebedürftige können sich Waren von dort liefern lassen; sie zahlen allerdings eine Gebühr.

Bei vielen Supermarkt-Ketten kann außerdem jedermann per Internet bestellen und sich Waren liefern lassen. Derzeit spricht das Bezirksamt mit Marktbetreibern in und um Karlshorst darüber, wie dieser Service an den Kunden gebracht werden könnte. Eine Hilfestellung für Menschen ohne Computer gibt es schon: Sie können im Stadtteilzentrum Ikarus, Wandlitzstraße 13, im Internet Lebensmittel bestellen oder sich dabei helfen lassen. Geöffnet ist montags, dienstags und donnerstags von 12 bis 19 Uhr.

Nähere Informationen dazu gibt es direkt vor Ort oder unter 89 62 25 52.
Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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