Vom Offiziersklub zum Jugendtreff: Der Lortzingclub ist 70 Jahre alt geworden

Der Lortzingclub ist Anlaufstelle für viele Kinder und Jugendliche, die dort nach der Schule ihre Freizeit verbringen. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Der Lortzingclub ist Anlaufstelle für viele Kinder und Jugendliche, die dort nach der Schule ihre Freizeit verbringen.
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Wenn der Schultag beendet ist, erwacht der Lortzingclub zum Leben. Dann strömen viele Kinder aus der Umgebung in das Haus und den Garten, um zu toben und zu spielen. Die Kinder- und Jugendeinrichtung hat eine lange Geschichte. Ein Rückblick anlässlich des 70-jährigen Bestehens.

Gebaut wurde das Haus bereits 1936. Gerüchten zufolge zweigte der damalige Bauunternehmer Bartels dafür eigens den besten Beton ab, der sonst zum Beispiel beim Autobahnbau verwendet wurde. Wie historische Bauunterlagen aus den 50er-Jahren zeigen, verfügte das Haus anfangs über eine massive Außentreppe, die bei einer späteren Sanierung abgerissen wurde. Nach Ende des Krieges übernahmen die Sowjets das Haus. Sie richteten in der früheren Nazi-Villa ein Jugendheim ein. Kurze Zeit später waren sie wieder weg.

Nach der Sektoreneinteilung kamen die Amerikaner, die in dem Haus lieber einen Offiziersklub haben wollten. Dieser blieb jedoch nicht lange. Nach Übernahme einer anderen amerikanischen Einheit endete das Intermezzo am 1. April 1948. Ab diesem Tag wurde das Gebäude unter amerikanischer Leitung wieder als Jugendclub genutzt. Das kann als Startschuss des heutigen Lortzingclubs angesehen werden. In den Folgejahren wurde der Standort sogar zwischenzeitlich das Zuhause eines Alligators. Amerikanische Soldaten, die als Betreuer im Klub arbeiteten, brachten ihn aus Florida mit. „Swampy“, wie der Alligator hieß, durfte als Brigade-Maskottchen sogar im damals noch existierenden Swimming-Pool im Garten planschen. In der Nachkriegszeit war dies die einzige Schwimmgelegenheit in Lichtenrade. 1952 wurde „Swampy“ als Geschenk der amerikanischen Besatzungsmacht ins Zoo-Aquarium gebracht. Er war inzwischen zu groß und zu gefährlich. Im Aquarium konnten ihn die Berliner noch bis 1985 besuchen.

Im Sommer 1953 übernahm Tempelhof den Klub von Oberst Lynch, einem Beauftragten des amerikanischen Stadtkommandanten von Berlin, in bezirkliche Verwaltung. Die Amerikaner spendeten dem Bezirksamt zusätzlich 5000 Mark und zahlreiches Equipment. Darunter befanden sich Bohr- und Schleifmaschinen, Werkzeuge für Holz- und Metallarbeiten, zwei neuwertige Foto-Vergrößerungsapparate, Sportgeräte und vieles mehr. Damit konnten die Kinder und Jugendlichen unter Anleitung fortan gemeinschaftlich verschiedenste Projekte umsetzen. Aufgrund steigender Mieten entschloss sich der Bezirk später, das Grundstück zu kaufen.

Heute gehört der Standort noch immer dem Bezirk. Der Lortzingclub, der diesen Namen seit dem 1. Juli 2007 trägt, wird von der AHB-Berlin Süd gGmbH in Kooperation mit dem Jugendamt betrieben. Das Schwimmbecken gibt es seit Anfang der Neunziger nicht mehr, doch das Haus und der Garten ziehen Kinder und Jugendliche immer noch magisch an. Es gibt Tischtennisplatten, Kicker- und Billardtische und Bastelmaterial. Betreuer helfen bei den Hausaufgaben. Dazu finden jedes Jahr Veranstaltungen wie das traditionelle Osterfeuer oder das am 16. Juni ausgetragene Ritterfest statt.

Gerhard Moses Heß will die ereignisreiche Geschichte des Lortzingclubs am Sonntag, 3. Juni, ab 15 Uhr nochmals in Erinnerung rufen. Mit Fotos, Dokumenten und Geschichten im Beisein vieler Zeitzeugen sowie Klassik-Rockmusik der „Ellebasswoodband“ gibt es im Haus in der Lortzingstraße 16 einen Rück- und zugleich Ausblick auf die Zukunft. Anmeldung unter gerhard-moses-hess@web.de.

Weitere Informationen zur Historie unter www.lichtenrade-berlin.de/historisch-lortzingclub.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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