„Ich war total begeistert“
Marina Heimann liebt die Idylle am Herthateich

Marina Heimann mitten im Schilf | Foto: Philipp Hartmann
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Der Untergrund ist etwas matschig um diese Jahreszeit. Die Sicht aufs Wasser ist von meterhohem Schilf fast verdeckt. Gemeinsam betreten wir den kleinen Rundweg. Dort steht Marina Heimann (59) nun und blickt auf den Herthateich. Es ist ein Ort, den sie immer wieder gerne aufsucht. Ein ruhiges Plätzchen in der Stadt.

Vor zehn Jahren war ihr dessen Existenz noch nicht bekannt, obwohl sie seit 1981 in Lichtenrade wohnt. Erst durch eine Arbeitskollegin, die eine Parzelle in der nicht weit entfernten Kleingartenkolonie Märkische Heide besaß, wurde sie auf den Teich aufmerksam. „Ich war total begeistert und verliebt. Er liegt so idyllisch“, schwärmt sie. Heute ist Marina Heimann eine Expertin für den Ortsteil und seine Umgebung.

18 Jahre lang arbeitete sie im Zeitungskiosk auf dem Pfarrer-Lütkehaus-Platz am S-Bahnhof. Ein Job, durch den sie mit vielen Menschen ins Gespräch kam und Geschichten aufschnappte. Diese recherchierte sie anhand von Unterlagen aus dem Archiv der Museen Tempelhof-Schöneberg und schrieb sie für das „Lichtenrader Magazin“ auf, für das sie seit mittlerweile acht Jahren tätig ist. „Ich dachte immer, Lichtenrade ist überhaupt nicht interessant“, sagt sie. Inzwischen hat sich ihre Meinung geändert. Ein Spaziergang mit ihr ist zugleich ein Vortrag, der einen mit reichlich neuen Informationen versorgt. So erzählt sie nebenbei, dass sich im benachbarten Lichtenrader Wäldchen einst eine Tuberkulose-Klinik für Kinder befand. Deren Überreste konnte sie mithilfe eines aufmerksamen Lesers finden, der sich an das Gebäude noch erinnern konnte.

„Ich habe hier schon viele Anregungen bekommen für eigene Recherchen“, erzählt Marina Heimann, als wir auf einer Bank am Herthateich Platz nehmen. So stieß sie zum Beispiel auch auf die Geschichte, wie die Bewohner der Kleingartenanlage einmal Fische und Pflanzen aus ihren Gartenteichen zum Gewässer brachten. Sie hatten es nur gut gemeint, doch wirbelten damit den natürlichen Ablauf der Natur durcheinander. Das Problem war erledigt, als Graureiher die fremden Fische entdeckten und verspeisten. „Man trifft hier immer wieder Leute, die einfach so ein Gespräch über Lichtenrade anfangen“, berichtet Heimann, die ein paar Mal im Jahr zu Fuß oder mit dem Fahrrad vorbeikommt und schaut, ob sich etwas verändert hat.

Am Rande des Lichtenrader Wäldchens gelegen, gehört der Herthateich bereits zu Brandenburg. Er ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit vor rund 10 000 Jahren. Nach Angaben der Umweltinitiative Teltower Platte sind damals Eisbrocken im Untergrund hängengeblieben, als sich die Gletscherberge über die Landschaft schoben. Von Geröll überdeckt, blieben sie über Jahrhunderte bestehen und schmolzen erst vollständig ab, als das Klima wieder milder wurde. Abgelagerte Tonpartikel dichteten die Becken nach unten hin ab, sodass dauerhafte Wasserflächen entstanden. Mit dem Bau der Mauer lag der Herthateich ab 1961 plötzlich mitten im Grenzgebiet. Das hatte zur Folge, dass ringsherum der Wald gerodet wurde. Außerdem wurden die Erdwälle eingeebnet und das Gewässer zugeschüttet. Jahrzehntelang war vom Teich fortan nichts mehr zu sehen. Erst nach der Wende wurde er 1992 wiederentdeckt und durch den Aushub von rund 4500 Kubikmetern Erde wiederhergestellt. Gespeist wird der Herthateich durch Niederschläge und unterirdisches Schichtenwasser. Er hat sich zu einem geschützten Biotop mit einem vielfältigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Dass er stets zugewachsen ist, stört Marina Heimann nicht. „Man soll ihn so lassen, wie er ist“, sagt sie.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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