„Die Firmen sind alle soweit fit“
Unternehmen in der Motzener Straße hoffen, die Corona-Krise gut zu überstehen

Unternehmer Thomas Dreusicke (rechts) und Netzwerk-Vorstand Ulrich Misgeld sehen bislang keine großen Schäden für den Standort Motzener Straße.  | Foto: Philipp Hartmann
2Bilder
  • Unternehmer Thomas Dreusicke (rechts) und Netzwerk-Vorstand Ulrich Misgeld sehen bislang keine großen Schäden für den Standort Motzener Straße.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Die Corona-Pandemie sorgt für massive Umsatzeinbrüche in der Wirtschaft. Besonders kleinere und mittelständische Unternehmen kämpfen ums Überleben. Den Standort Marienfelde sieht Ulrich Misgeld, Vorstand des Unternehmensnetzwerks Motzener Straße, aber gut gerüstet für die derzeitige Krisensituation.

„Als Industriestandort sind wir natürlich erst mal nicht so sehr betroffen“, sagt er. Die Unternehmen seien aber darauf angewiesen, dass ihre Lieferketten weiter funktionieren. Denn viele der 200 Firmen mit ihren insgesamt 5000 Mitarbeitern, die in der Motzener Straße angesiedelt sind, seien selbst Zulieferer. Eine größere Belastung, so habe er in Gesprächen festgestellt, sei für einige der aktuell erhöhte Krankenstand. Viele Mitarbeiter würden sich bereits bei leichten Symptomen aus Sicherheitsgründen krankschreiben lassen – eine Folge der Unsicherheit, ob diese eventuell doch Anzeichen einer Infektion seien. Ein bestätigter Corona-Fall sei ihm jedoch bisher nicht bekannt. Außerdem seien aktuell einige Mitarbeiter häufiger zu Hause, um ihre Kinder betreuen zu können. Eine Umstellung auf Homeoffice sei im Gegensatz zum Dienstleistungssektor hier jedoch oft nicht möglich. „Die Produktion ist für Homeoffice leider nicht geeignet.“ Dennoch könnte durch Corona eine beschleunigte Digitalisierung die positive Folge sein. „Jedes Unternehmen sieht ja, was alles auf einmal möglich ist“, so Misgeld.

Besorgt waren viele Unternehmen, als kurzzeitig eine mögliche Ausgangssperre diskutiert wurde. Ein kompletter Produktionsstopp wäre eine Katastrophe gewesen. Da diese jedoch abgewendet werden konnte, blickt Ulrich Misgeld optimistisch voraus. „Ich glaube, die Firmen sind alle soweit von ihrer Kostenseite her fit, dass sie auch temporäre Einschränkungen wie eben mal Auftragsverschiebungen oder einen Monat mit 15 Prozent niedrigerem Umsatz in der Regel verkraften können“, meint er. Unternehmer müssten allerdings immer eng die Hand am Puls ihrer Firma haben, um rechtzeitig reagieren zu können, zum Beispiel hinsichtlich Kurzarbeitergeld. Sorge habe er nur, ob Liquiditätshilfen wie gewünscht funktionieren. Große Unternehmen beschäftigten für solche Belange ganze Abteilungen. Bei kleineren Betrieben habe er etwas Angst, dass diese am bürokratischen Aufwand scheitern und dadurch vielleicht in Schwierigkeiten geraten.

Durch die IHK sind alle gut informiert

„Wir verhandeln jetzt schon mit Banken um Tilgungsaussetzung – und zwar frühzeitig, bevor es losgeht“, berichtet Thomas Dreusicke, der Geschäftsführer von INDIA-DREUSICKE. Sein Unternehmen fertigt seit 1996 in Marienfelde und stellt unter anderem Lenkerteile für Sportwagen, Backausstechformen und Gehäuse für die „Fritzbox“ her. Über die Industrie- und Handelskammer seien Firmen sehr gut informiert. Dort gebe es ein „Corona-Einsatzteam“, das Links mit allen wichtigen Hinweisen bereitstellt. Für Liquiditätshilfen könnten sie sich an die Investitionsbank Berlin wenden.

Bei INDIA-DREUSICKE sind die Auswirkungen der Pandemie bislang kaum zu spüren. Es seien keine Aufträge storniert, sondern lediglich verschoben worden, erzählt der Geschäftsführer. Diese würden einen Umsatzanteil von zehn bis 15 Prozent ausmachen. Die vollautomatische Fertigung könne ohne Einschränkungen weiterlaufen. Auch die rund 100 eigenen Angestellten sowie 30 Zeitarbeiter in der Unternehmensgruppe können normal zur Arbeit kommen. Zwei Arbeitsplätze seien dahingehend umgestaltet worden, dass zwischen den Mitarbeitern ein Abstand von mindestens zwei Metern eingehalten werden kann. An allen Ausgängen in der Produktion wurden Desinfektionsmittelspender angebracht, am Wareneingang darüber hinaus eine Plexiglasscheibe als „Hustenschutz“. Insgesamt gibt sich Thomas Dreusicke entspannt: „2020 wird sicher kein Rekordjahr. Wenn man aber mit einem blauen Auge davonkommt, ist es eigentlich schon ein sehr gutes Zeichen.“

Unternehmer Thomas Dreusicke (rechts) und Netzwerk-Vorstand Ulrich Misgeld sehen bislang keine großen Schäden für den Standort Motzener Straße.  | Foto: Philipp Hartmann
Am Warenannahmeplatz hat Geschäftsführer Thomas Dreusicke zum Schutz seiner Mitarbeiter eine Scheibe einsetzen lassen. Angeklebt wurden außerdem Sicherheitshinweise. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 177× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 161× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 220× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 602× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.