Spießrutenlauf bei der Arztsuche

Helga Barnik ist mit der Gesundheitsversorgung im Bezirk unzufrieden. „Die Wartezeiten auf Termine sind viel zu lang“, sagt sie. | Foto: hari
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  • Helga Barnik ist mit der Gesundheitsversorgung im Bezirk unzufrieden. „Die Wartezeiten auf Termine sind viel zu lang“, sagt sie.
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Marzahn-Hellersdorf Der Bezirk hat von der Umverteilung der Ärzte in Berlin während der zurückliegenden zwei Jahre profitiert. Dennoch klagen Patienten über sehr lange Wartezeiten oder Ärzte, die keine Patienten mehr aufnehmen.

In Berlin gibt es hinsichtlich der Versorgung mit Fachärzten große Unterschiede zwischen den Bezirken. Grob gesagt: Je weiter östlich und je weiter am Stadtrand, um so schlechter ist die Ausstattung mit Ärzten.

Seit Juli 2013, dem Inkrafttreten des sogenannten Versorgungsstrukturgesetzes, sind im Bezirk insgesamt rund 18 Arztstellen hinzugekommen. Das Gesetz erschwert es Ärzten, Praxen in statistisch gut versorgten Gebieten neu zu eröffnen oder dort hinzuziehen. Die Hälfte der im Bezirk neu hinzugekommenen Ärzte geht allerdings auf das Konto des Umzugs von Ärzten aus der Poliklinik Mitte in das 2014 eröffnete Gesundheitszentrum am UKB.

Laut Statistik ist der Bezirk bei einer Reihe von Arztgruppen überversorgt. Das betrifft beispielsweise Reha-Mediziner (578 Prozent) oder Neurochirurgen (225) Prozent. Bei den Reha-Medizinern etwa gibt es im Bezirk statt einem statistisch 8,5 Ärzte. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese „Überversorgung“ mit dem UKB zusammenhängt, das Versorgungsaufgaben für ganz Berlin wahrnimmt.

Bei Hausärzten, Augenärzten und Orthopäden zum Beispiel liegt der Versorgungsgrad im Bezirk leicht über 100 Prozent. Bei Hautärzten, Frauenärzten und HNO liegt er leicht darunter. Dramatisch sind die Defizite bei der Versorgung mit Ärzten dagegen im Bezirk laut Statistik bei Kinder- und Jugendpsychiatern (43 Prozent) und bei Psychotherapeuten (47 Prozent).

Aber selbst ein Versorgungsgrad von über 100 Prozent sagt wenig über die tatsächliche Lage aus. Helga Barnik (65) beispielsweise berichtet von einem Spießrutenlauf beim Rennen um Termine bei Ärzten und Therapeuten. Im Juli schrieb ihr Hausarzt vier Überweisungen aus. Ob beim Orthopäden, beim Kardiologen, Urologen oder Endokrinologen (Spezialist für Schilddrüsenerkrankungen) – überall muss sie zwischen vier Monaten und einem halben Jahr warten. „Allein zehn Kardiologen musste ich anrufen, um überhaupt einen Termin zu bekommen“, erklärt sie. Seit April hat sie die Bestätigung ihrer Krankenkasse für eine Therapie mit Wassergymnastik. „Man hat mir gesagt, die Wartezeit beträgt anderthalb Jahre“, sagt sie.

Dagmar Pohle (Die Linke), Stadträtin für Gesundheit und Soziales, sieht die Ursachen für diese Probleme in der Bundesgesetzgebung. Diese schreibt bei den Kassenärzten ein kompliziertes System zur Abrechnung ihrer Leistungen vor, dass auch Budgetierungen beinhaltet. „Gedeckelte Budgets und Fallzahlen führen dazu, dass Ärzte Patienten abweisen oder diese lange auf einen Termin warten müssen“, erklärt sie. hari

Helga Barnik ist mit der Gesundheitsversorgung im Bezirk unzufrieden. „Die Wartezeiten auf Termine sind viel zu lang“, sagt sie. | Foto: hari
Helga Barnik erhielt im Juli von ihrem Hausarzt Überweisungen zum Orthopäden, beim Kardiologen, Urologen oder Endokrinologen. Termine waren für sie erst im Oktober und November frei. | Foto: hari
Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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