Mühlenverein steht vor Herausforderungen und Problemen
Marzahner Mühle seit Monaten ohne Müller

Ralf de Silva engagiert sich seit einem Jahrzehnt im Mühlenverein Berlin-Marzahn. | Foto: Philipp Hartmann
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Es ist ruhig geworden um die Marzahner Bockwindmühle in der Corona-Pandemie. In den vergangenen Monaten fanden nur noch vereinzelt individuelle Führungen mit begrenzter Personenzahl statt. Im April würde normalerweise die neue Saison beginnen, doch Ralf de Silva vom Mühlenverein sagt: „Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“

Die derzeit unsichere Zukunft des Marzahner Wahrzeichens hat mit der Pandemie nur bedingt zu tun. Seit September muss die Bockwindmühle nun schon ohne Müller auskommen. Für den gelernten Bootsbauer Simon Rehle, der im Mai 2020 die Nachfolge des langjährigen Müllers Jürgen Wolf angetreten hatte, war nach wenigen Monaten wieder Schluss. Eine neue Müllerin schien danach bereits gefunden, doch eine Zusammenarbeit scheiterte kurzfristig.

„Leider war es bisher nicht möglich, eine verlässliche Müllerin oder einen verlässlichen Müller für die Marzahner Mühle zu finden“, teilte das Bezirksamt kürzlich in einer Pressemitteilung mit. Jetzt ist die Agrarbörse Deutschland-Ost, die vom Bezirk den Betreuungsauftrag für die Mühle und damit auch für das Einstellen eines Müllers erhalten hat, per Stellenausschreibung erneut auf der Suche. „Ich bin zuversichtlich, dass die Agrarbörse trotz der bisherigen Fehlschläge bald jemanden finden und dass der- oder diejenige die Stelle mit dem notwendigen Engagement und viel Leidenschaft ausfüllen wird. Wir freuen uns auf jeden Fall über Bewerbungen!“, erklärte Wirtschaftsstadträtin Nadja Zivkovic (CDU).

Handwerkliches Geschick sind Voraussetzung

„Interessenten gibt es schon, aber die meisten müssen erstmal lernen. Man muss handwerklich begabt sein“, sagt Ralf de Silva (69). Der Vorstandssprecher des Marzahner Mühlenvereins, in dem er sich seit 2011 engagiert, wohnt gleich in der Nähe der Bockwindmühle. Der Mühlenverein unterstützt die Agrarbörse auch weiterhin bei den Arbeiten zum Betrieb und der Betreuung der Mühle und des Geländes. Gegründet wurde er 1994 im damaligen Kleintierhof Marzahn. Seit 2000 besteht ein Vertrag mit dem Bezirksamt zur Erhaltung der Bockwindmühle. Im vergangenen Jahr wurde dann ein zusätzlicher Vertrag zwischen dem Bezirksamt und der Agrarbörse geschlossen, denn der Mühlenverein ist zu klein, um das Wahrzeichen täglich zu betreiben und zu pflegen. Hinzukommt, dass die Zahl der Mitglieder abnimmt.

„Wir kümmern uns um das, was wir können“, sagt de Silva. Dazu gehört für die Mitglieder beispielsweise, die Mühle von April bis Oktober an den Sonntagen für Besucher zu öffnen. Sofern es einen neuen Müller gibt, soll es auch wieder die Möglichkeit geben, dass Schulklassen dort werktags unter Anleitung selber mahlen und Haferkekse backen können.

De Silva, der Ende 2020 neue Texte und Fotos auf die runderneuerte Internetseite stellte, ist es darüber hinaus wichtig, die Hochzeitstreppe zu pflegen. Schließlich ist die Bockwindmühle ein beliebter Ort für werdende Ehepaare. Im vergangenen Jahr gab sich das 500. Paar das Ja-Wort.

Um die Zukunft macht sich der pensionierte Versicherungsfachmann allerdings Sorgen. „Wir brauchen dringend neue Leute, weil wir sonst die Sonntagsöffnungen nicht mehr ewig anbieten können.“ Lediglich ein guter Umgang mit Menschen und ein wenig Interesse für Technik seien erforderlich. „Wir freuen uns über jeden, der mithelfen kann, Marzahns beste Attraktion zu erhalten und für Besucher zugänglich zu machen.“

Toilette wird dringend benötigt

Neben den erhofften neuen Mitgliedern und einem neuen Müller, der die Aufgabe hauptberuflich und langfristig übernimmt, liegt Ralf de Silva noch auf dem Herzen, dass das Mühlengelände endlich Toiletten und eine Abwasserleitung erhält. Dieser Umstand habe bisher immer größere Veranstaltungen verhindert. „Ich erwarte keine schnelle Lösung, zumal sich 26 Jahre nichts in der Richtung getan hat. Aber dicke Bretter muss man nun einmal lange bohren, heißt es doch.“

Kontakt und mehr Informationen gibt es per E-Mail an muehlenverein@marzahner-muehle.de und im Internet auf marzahner-muehle.de.

Ralf de Silva engagiert sich seit einem Jahrzehnt im Mühlenverein Berlin-Marzahn. | Foto: Philipp Hartmann
Ralf de Silva, hier im Inneren der Bockwindmühle, engagiert sich für den Erhalt des Marzahner Wahrzeichens. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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