Den Superdünger selber machen

Im Botanischen Garten von Berlin werden die Auswirkungen von Terra Preta auf die Pflanzen untersucht. | Foto: Haiko Pieplow
  • Im Botanischen Garten von Berlin werden die Auswirkungen von Terra Preta auf die Pflanzen untersucht.
  • Foto: Haiko Pieplow
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Es gibt Böden, in denen schlummert viel Gutes. Der Humus gehört dazu, aber er ist nicht dauerhaft nährstoffreich. Hobbygärtner müssen ihm immer wieder Kompost, Häcksel oder Laub untermengen. Auf kleinen Flächen der südamerikanischen Regenwaldregion Amazonien gibt es aber Böden, die nachhaltig fruchtbar sind.

"Diese Erden heißen auf Portugiesisch terra preta de indio", sagt Haiko Pieplow, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Freien Universität Berlin. Übersetzt heißt das: schwarze Erde der Indios. Hobbygärtner können Terra Preta selbst herstellen. Denn die teils meterhohen Schichten in den Tropen sind vor 7000 bis 500 Jahren durch Menschenhand entstanden. Terra Preta enthält Holzkohle, Exkremente, Aschen, terrestrische und aquatische Biomasse, sogar Lebensmittelabfälle. Man geht davon aus, dass die Ureinwohner Fäkalien mit Holzkohle gemischt und weitere Abfälle dazugegeben haben. In luftdichten Tongefäßen entstand die fruchtbare Erde. Daher findet man immer wieder auch Tonscherben in den Böden.

Holzkohle verhindert Fäulnis und bindet entstehende Gerüche. "Holzkohle hat eine sehr große Oberfläche, auf dieser findet nun eine Besiedlung mit Mikroorganismen statt", erklärt Pieplow. So werden Nährstoffe an- und eingelagert. Gleichzeitig ist die Holzkohle sehr strukturstabil und bleibt dem Boden lange erhalten.

Auf den Kleingarten lässt sich die Herstellung von Terra Preta übertragen. Hobbygärtner brauchen dafür Holzkohle. "Es ist wichtig, dass man feinen Holzkohlestaub und keine -asche verwendet", betont der Bodenkundler. Der Staub hat noch stabile Strukturen. Den Holzkohlestaub haben die Indios wahrscheinlich aus ihren Öfen, auf denen sie gekocht haben, gewonnen. Heute kann man die Reste kaufen.

Der Staub wird mit fermentierten Gartenabfällen und Mikroorganismen vermischt. Bei der Fermentierung ist es wichtig, dass man die Stoffe aufeinanderpresst und nicht wie bei der Kompostierung luftig aufeinanderschichtet. "Bokashi-Kompost beruht beispielsweise auf der Milchsäurefermentierung", sagt Pieplow. Dabei werden die Garten- und Küchenabfälle in einen Eimer gegeben, mit einer Mikroorganismen-Lösung oder fertigem Bokashi geimpft und festgestampft, um den Luftabschluss zu gewährleisten.

Es gibt auch Erde namens Terra Preta im Handel. "Industrielle Hersteller nennen ihre Produkte gerne so, aber Terra Preta ist die Bezeichnung für eine Bodenart", erläutert Marianne Scheu-Helgert von der Bayerischen Gartenakademie. Der Export, Abbau und Verkauf des natürlich gewachsenen Bodens in Südamerika ist verboten.

"Im Handel findet man vor allem fertige Blumenerden mit Kohlenanteil", erklärt die Gartenbau-Ingenieurin. Sie sind idealerweise in Nährstoffgehalt, Salzgehalt und pH-Wert auf die Pflanzenbedürfnisse abgestimmt. "In Abhängigkeit von den Ausgangsstoffen neigen aber viele pflanzenkohlenhaltige Substrate zu einem hohen Salzgehalt und zu einem sehr hohen pH-Wert." Die Folge ist eine Begrenzung des Kohleanteils. Und darin wachsen salzempfindliche Kulturen wie Kräuter, Erbsen und Bohnen schlecht. In der Regel enthalten Biokohle-Substrate Kompost. Diese Produkte müssen laut dem Bodenkundler Pieplow zunächst aktiviert, also mit Bodenbakterien besiedelt werden. Diese sind zwar im Boden, aber die Zugabe von Mikroorganismen kann die Aktivierung beschleunigen.

Buchtipp: Haiko Pieplow, Ute Scheub, Hans-Peter Schmidt: "Terra Preta - Die schwarze Revolution aus dem Regenwald", Oekom Verlag, 208 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 978-3-86581-407-4.
dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet jetzt auch bei Ihnen

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Reinickendorf
  • 06.12.24
  • 644× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 731× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 409× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 27.11.24
  • 859× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.799× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.