Im Street College kann jeder lernen, was er will
Die Teilnehmer sind Absolventen des "Street Colleges". Dort kann man lernen, was man möchte - zum Nulltarif. Das Projekt unter dem Dach des Straßensozialarbeit-Vereins "Gangway" hat gerade seine einjährige Pilotphase hinter sich. "Street College dreht das Prinzip von Angebot und Nachfrage um", erklärt Koordinatorin Tanja Ries. "Jugendliche und junge Erwachsene sagen, was sie lernen möchten und wir suchen die passenden Profis, die es ihnen beibringen."
Egal, ob jemand Webseiten bauen, Videos drehen oder skaten möchte - das Street College macht es möglich. "Kürzlich wollten zwei Frauen Koreanisch lernen. Es war nicht einfach, eine Lehrerin zu finden, aber wir haben den Wunsch erfüllt", so Ries. Rund 90 Leute haben inzwischen Workshops oder Kurse besucht. Die finden an unterschiedlichen Orten statt, oft in Einrichtungen von Kooperationspartnern, zum Beispiel in einem Musikstudio.
Ebenfalls Erfahrungen gemacht hat Tanja Ries mit jungen Leuten, die ihren Hauptschulabschluss nachmachen wollten, aber den öden Unterrichtsalltag ablehnten. "Sie haben in lockerer Atmosphäre in meinem Seminarraum und unter freiem Himmel gelernt. Hat jemand den Stoff bereits beherrscht, ist er einfach zu Hause geblieben." Alle haben die externe Prüfung bestanden; jetzt geht die nächste Gruppe an den Start.
Oft habe sie mit Menschen mit gebrochenen Biografien zu tun, sagt Ries. "Aber sie sind weder doof noch untalentiert. Wenn sie erst einmal dabei sind, bringen sie tolle Leistungen." Für diese Leistungen sollen in Zukunft und auf Wunsch auch Zertifikate vergeben werden. Wer etwas gut kann, kann sich vor Experten beweisen, die dann eine Beurteilung schreiben.
Eine Sorge ist die Finanzierung. Die Sozialarbeiter bezahlt der Senat. "Wir suchen aber ständig und dringend Spender und Sponsoren", so Tanja Ries.
Das Street College ist bei Gangway an der Schumannstraße 5 ansässig.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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