Selfies mit Anne Frank
Ständige Ausstellung wurde komplett neu gestaltet

Eva Schloss und Patrick Siegele vor der Anne Frank-Selfiewand. | Foto: Dirk Jericho
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Am 20. November wurde nach sechs Wochen Umbauzeit die neu konzipierte ständige Ausstellung „Alles über Anne“ im Anne Frank Zentrum in der Rosenthaler Straße 39 eröffnet.

Seit zwölf Jahren gibt es in den einstigen Lagerräumen des VEB Funk und Fernsehen neben den Hackeschen Höfen das Anne Frank Zentrum. Es ist die deutsche Partnerorganisation des Anne Frank Hauses in Amsterdam und die einzige Ausstellung in Berlin zur Geschichte des Nationalsozialismus, die sich explizit an Kinder, Jugendliche und Familien richtet.

Die berührende Geschichte der Anne Frank ist durch die Veröffentlichung ihrer Tagebücher durch ihren Vater Otto, der als einziger der Familie den Holocaust überlebt hat, weltbekannt. Anne Frank wurde 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Vater Otto, ein deutscher Unternehmer, floh 1933 vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam, wo er ein Büro- und Lagergebäude hatte. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Niederlande versteckten sich Anne Frank und ihre Familie von 1942 bis 1944 im Hinterhaus der Amsterdamer Firma. Dort schrieb Anne ihr weltberühmtes Tagebuch. Das Versteck wurde verraten, Anne und ihre Familie deportiert. Anne Frank starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen im Alter von 15 Jahren.

Ausstellung geht bis in die Gegenwart

In der neuen Ausstellung können sich vor allem Kinder und Jugendliche mit dem Holocaust und die Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Die Ausstellung versteht sich als Lernort. Es gibt viele Mitmachstationen. So kann man die Bilder an einigen Ausstellungsstationen austauschen oder sich in kleinen Theaterstücken mit dem Thema auseinandersetzen. Die Infografiken und Stammbäume sind modern im Comicstil, eine Videoinstallation zeigt die Passbilder der Franks wie im Daumenkino. Am Eingang der Ausstellung „Alles über Anne“ hängt ein großes Bild der kleinen Anne. „Das ist unsere Selfiewand“, sagt Patrick Siegele, Direktor des Anne Frank Zentrums.

Die alte Ausstellung über das Leben Anne Franks und die Geschichte ihrer berühmten Tagebücher endete mit ihrem Tod 1945. Die neue geht bis heute und setzt sich mit dem Thema Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart auseinander, wie Ausstellungschefin Veronika Nahm sagt. So werden beispielsweise antisemitische Fälschungsvorwürfe, mit denen Otto Frank in Bezug auf das Tagebuch konfrontiert wurde, in Verbindung gebracht zu aktuellen Erscheinungsformen. Beispiele für antisemitische Vorfälle der Gegenwart werden in der Ausstellung ebenso gezeigt wie Stimmen von Betroffenen. Die dokumentierten Fälle sind dem Register der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) entnommen, mit der das Anne Frank Zentrum eng kooperiert.

Stieftochter von Otto Frank bei der Eröffnung

Erstmals wurde auch die Geschichte der Auschwitz-Überlebenden und Stieftochter von Otto Frank übernommen. Eva Schloss war bei der Eröffnung mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) dabei. Die 89-Jährige wurde einen Monat vor Anne Frank 1929 geboren, war Nachbarin der Franks in Amsterdam und hat als Kind mit Anne gespielt. Sie überlebte mit ihrer Mutter das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Vater und Bruder starben auf dem Todesmarsch. 1953 heiratete Eva Schloss‘ Mutter Otto Frank.

Die Ausstellung ist barrierefrei. Tagebucheinträge sind zum Beispiel in Braille-Schrift, auf Monitoren laufen Übersetzungen in Gebärdensprache und auf dem Boden gibt es ein Blindenleitsystem. Sehbehinderte können Nachbildungen von Stolpersteinen oder das erstmals gezeigte Modell des Amsterdamer Verstecks ertasten. Die halbe Million Euro teure Neugestaltung der Ausstellung wurden von der Lottostiftung Berlin, Kulturstaatsministerin Monika Grütters und aus dem Landesprogramm „Demokratie. Vielfalt. Respekt. Gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus“ finanziert.

Die Ausstellung „Alles über Anne“ ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet sechs, ermäßigt 3,50 Euro. Familien zahlen 14 Euro. Für Kinder bis zehn Jahre ist der Eintritt frei.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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