Mitarbeiter klagen über zu wenig Anerkennung

Wenn Dana Nonnenmacher (Name geändert) ins Büro kommt, taucht sie in eine Zweiklassengesellschaft ein. Auf der einen Seite sind da die fest angestellten Mitarbeiter der NGO - auf der anderen die freien Mitarbeiter. Für die Chefs zählen studentische Aushilfen wie Nonnenmacher kaum. Lob oder Anerkennung ernten andere.

So oder so ähnlich geht es täglich Hunderttausenden Angestellten. Oft sind sie schon froh, wenn keiner schimpft. Arbeitspläne erstellen, Verträge oder Events vorbereiten: Wenn es keine Rückmeldung zum Geleisteten gibt, ist das meist ein gutes Zeichen. Wenn aber doch das Telefon klingelt und der Chef dran ist, kann es unangenehm werden. In vielen Unternehmen fehlt es nicht an Kreativität, Know-how oder Fleiß - sondern an Anerkennung, sagen Experten.

Madeleine Leitner arbeitet als Karriereberaterin. In ihrem Beruf hat sie es nicht selten mit Vorgesetzten zu tun, die ihre Angestellten als reine Kostenfaktoren sehen. "Viele Führungskräfte haben wenig Ahnung davon, wie man mit Mitarbeitern umgeht", sagt sie. Statt Anerkennung bekämen Angestellte häufig nur Druck: "Wir sind ein Heer von Galeerensklaven. Und vorne schwingt einer die Peitsche."

Der Druck führe aber keineswegs dazu, dass irgendwer schneller oder besser arbeitet, erzählt Motivationstrainer Dirk Schmidt. Im Gegenteil: "Die Mitarbeiter haben innerlich gekündigt". Von ihnen könne der Vorgesetzte in der Regel nur das Nötigste verlangen - auf keinen Fall aber Engagement oder freiwillige Überstunden. Ein höheres Gehalt und Boni könnten einen Angestellten zwar kurzfristig anspornen, nicht aber auf lange Sicht motivieren. Rund 60 Prozent der Arbeitnehmer gaben 2011 bei einer repräsentativen Umfrage des Bürodienstleisters Regus an, dass ihnen die Wertschätzung ihrer Leistung für die eigene Zufriedenheit im Job wichtig ist - kein Punkt erreichte mehr Zustimmung.

Erster Schritt, um das zu erreichen: Loben! Als Chef sei es einfach, seinen Mitarbeitern ein gutes Gefühl zu geben, sagt Motivations-Experte Schmidt. Sie müssten den Kollegen nur darauf ansprechen, wenn seine Arbeitsleistung positiv aufgefallen ist. Wichtig sei auch, dass Vorgesetzte den Angestellten unverzüglich ihre Anerkennung aussprechen - und sich für das Lob ausreichend Zeit nehmen.

Wenn es nach Patrick Killmeyer geht, sollten aber nicht nur Vorgesetzte Anerkennung zeigen, sondern auch Kollegen untereinander. Der Österreicher hat das soziale Netzwerk "Kraftwerk Anerkennung" gegründet. Unter www.kw-a.com können sich Kollegen oder gleich ganze Unternehmen anmelden, um sich online gegenseitig auf ihre Stärken aufmerksam zu machen.

Gleichzeitig wollen die Macher des sozialen Netzwerks den Nutzern das Loben beibringen. Helfen soll dabei ein digitales Coaching, das beurteilt, wie effektiv sich die User gegenseitig auf ihre Stärken aufmerksam machen. Für Privatpersonen ist das soziale Netzwerk kostenlos. Aber auch Firmen können sich geschlossen bei dem Service anmelden - dann kostet der Dienst zehn Euro pro Monat und Teilnehmer.

Aber warum sollen sich Kollegen gegenseitig Anerkennung im Internet aussprechen und nicht im Büro? "Im Alltag geht das unter", erklärt Killmeyer. Dort hätten alle viel zu tun. Außerdem sei die Wertschätzung in Betrieben so selten geworden, dass die Angestellten sie erst wieder erlernen müssten - im Netz bliebe ausreichend Zeit, am Lob zu feilen.

Viele Firmen haben das Potenzial des guten Gefühls zwar inzwischen erkannt, schwächeln aber noch an der Umsetzung. Die NGO, in der Dana Nonnenmacher arbeitet, hat ihren Mitarbeitern kürzlich ein neues Leitbild bei einem Meeting präsentiert. Es ging um Wertschätzung und Anerkennung in der Firma und um gegenseitigen Respekt. Der Schönheitsfehler: Nonnenmacher und die anderen freien Mitarbeiter mussten draußen bleiben.

dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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