Janz weit draußen
Der neue Stadtspaziergang am 18. Juli führt nach Klein Glienicke
Die Glienicker Brücke verbindet Berlin und Potsdam. Sie wurde nach dem Krieg vom Land Brandenburg zur Brücke der Einheit erhoben. Ab 1962 war sie weltbekannt – als gruseliger Ort von Agentenaustauschen im Kalten Krieg.
Klar, dass sie unter Denkmalsschutz steht, so wie auch die Klein-Glienicker Brücken gut einen Kilometer entfernt im Potsdamer Stadtgebiet. Die einspurige Parkbrücke sichert dort die Verbindung zwischen Klein Glienicke und Babelsberg über den Teltowkanal. Lange vorher gab es schon die Bäkebrücken. Einst führte die Bäke, vom Griebnitzsee kommend, zum nahen Jagdschloss. Sie durchquerte wasserreich und schnurgerade das alte Dorf und knickte direkt vor dem prachtvollen Schlossportal im rechten Winkel zur Mündung in die Glienicker Lake ab.
Eine verwirrende Gegend, denn mit dem Durchstich vom Griebnitzsee zur Lake im frühen 20. Jahrhundert durchschneidet der Teltowkanal die berühmten Parklandschaften zu beiden Seiten – Klein Glienicke mittendrin. Zuerst hatte sich vor fast 200 Jahren Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., von Friedrich Schinkel sein Schloss Babelsberg bauen lassen. Peter Joseph Lenné schuf den Park. Der jüngere Bruder Prinz Carl bekam Schloss Glienicke, das mehrfach umgebaute Jagdschloss wechselte über die Zeiten Besitzer und Nutzung.
Seit Gründung Groß-Berlins 1920 liegt das Gebiet des einstigen Potsdamer Stadtforsts östlich der Havelgewässer samt Parks und Schlösser von der Pfaueninsel im Norden bis zum Griebnitzsee im Süden nun im neuen südwestlichen Bezirk Zehlendorf. Nur die Gemeinde Klein Glienicke nördlich des Kanals blieb im Kreis Teltow, kam schließlich 1938 als Stadtteil zu Potsdam. Das „Preußische Arkadien“ der Königlichen Schlösser und Gärten war nun aufgeteilt, nach 1945 sogar in zwei Welten.
Ende September 1989 schlug die DDR ihren Teil als Weltkulturerbe vor, die BRD folgte Mitte Juni 1990 mit dem Teil der Havellandschaft zu den Schloss- und Gartenanlagen in Glienicke sowie der Pfaueninsel. Schon im Dezember 1990 gab die Unesco ihr Jawort für das wiedervereinigte Weltkulturerbe von Berlin und Potsdam.
Über Klein Glienicke, das mit etwa 500 Einwohnern das 20. Jahrhundert durchstand, ab 1961 zum streng kontrollierten Grenzgebiet gehörte, ist schon mancher Film gedreht, manches Buch geschrieben worden. Wie die Backen eines überdimensionierten Schraubenschlüssels umfassen die beiden Siedlungsgebiete der Ortslage bis zur Königsstraße das Berliner Gebiet am 67 Meter hohen Böttcherberg. Ihn krönt die wunderschön restaurierte Loggia Alexandra, die einst Prinz Carl seiner verstorbenen Schwester Charlotte, der Zarin Alexandra Feodorowna widmete.
Klein Glienicke ist ein idyllischer Einfamilienhaus- und Villenort, den vor genau 75 Jahren mit der Potsdamer Konferenz auch die große Weltgeschichte streifte. Dass der Musiker und Sänger Hannes Kreuziger in Corona-Zeiten an der Mövenstraße die Zaunkonzerte erfand, gehört schon zur allerneuesten Geschichte.
Übrigens: Die alten Heveller und Sprewanen verwendeten gerne Glien (westslawisch für Lehm) zum Haus- und Backofenbau. Den gab es im Berliner Umkreis auch in Groß Glienicke, heute geteilt zwischen Spandau und Potsdam, in Altglienicke, in Glienicke Nordbahn und weiter nordwestlich im Ländchen Glien.
Der Spaziergang beginnt am 18. Juli um 11 Uhr. Treffpunkt ist gegenüber dem Eingang von Schloss Glienicke an der Königstraße, Ecke Mövenstraße. Verkehrsverbindung: vom S-Bahnhof Wannsee (S1, S7) mit dem Bus 316 in Richtung Potsdam bis zur Haltestelle Schloss Glienicke. Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 17. Juli, von 10 bis 12 Uhr anrufen unter der Rufnummer 887 277 100.
Autor:Bernd S. Meyer aus Mitte |
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