Tot ist er, der Litfaß, schon lange, seit 1874. Im nächsten Jahr werden es 150 Jahre. Dieser Besitzer einer Druckerei im aufstrebenden 19. Jahrhundert, hatte zahlreiche Druckaufträge zu Werbezwecken gefertigt, die aber oft irgendwo an Hauswänden, Laternen, vielleicht sogar Denkmalen, verklebt wurden, was den Meister der "schwarzen Kunst" wohl ziemlich aufregte. Aufregung kann kreativ sein, so dachte er die klassische Säule einfach dicker zu machen und dort Werbung zu platzieren die er selbst lieferte und an die an eine dicke Säule kleben ließ, bald "Anschlagssäule" genannt. Dafür gabs viel Beifall und 1855 standen die ersten einhundert Säulen, die später Litfaßsäule genannt wurden, in Berlin. Eine hohe Ehre für den Meister. Ernst Theodor Adam
Litfaß war mit seiner Druckerei bald sehr erfolgreich, wurde 1863 königlicher Hofdrucker und führte 1868 das Buntdruckverfahren ein. Der fleißige Drucker und Erfinder ruht heute in einem sehr gepflegten Grab, an der quirligen Chausseestraße, auf dem Friedrich-Werderischen Kirchhof. Seine Idee scheint vergessen, die wenigen wirklichen Litfaßsäulen sind ziemlich sinnentleert. Geklebt wird die unzählige Werbung, wie und wo nur möglich, nichts ist da unmöglich, dick übereinander, bis es runterfällt oder aufplatzt! Alles entgegen der Erfindung der Litaßsäule und dem Sinn dieser! Somit wird das Stadtbild verdorben. Das wilde Plakatieren gleicht sich inzwischen oft dem wilden Müll an, der ringsum immer wieder nachwächst. Die Ordnungsämter haben für die wilde Plakatierung "keine Auge", weil es gibt auch keine App die dem Litfaß zu Hilfe zu kommen würde, dessen Kultur und Erfindung längst im Verfall ist, wie so vieles im heutigen Berlin.
Ralf Rohrlach
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