Großer Bahnhof um Glinka
BVG will neuen Namen für U-Bahn-Station "Mohrenstraße"
Die BVG will den U-Bahnhof „Mohrenstraße“ in „Glinkastraße“ umbenennen und zwar möglichst zum Fahrplanwechsel. SPD und Grüne schlagen dagegen Anton Wilhelm Amo als Namen vor – für den Bahnhof und die angrenzende Mohrenstraße.
Die Glinkastraße gibt es dort schon. Bald könnte auch der U-Bahnhof „Mohrenstraße“ den Namen des russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka tragen. Durchaus sinnvoll für die BVG, denn: „U-Bahnstationen sollten dem Fahrgast eine Orientierung geben“, sagt Sprecherin Petra Nelken. Deswegen seien sie nach umliegenden Straßen oder Plätzen benannt. „Wenn ich am U-Bahnhof Bundestag aussteige, sollte dort auch der Bundestag stehen.“
Entschieden für die Umbenennung hat sich die BVG aus „Verständnis und Respekt“ für die teils kontroverse Debatte um den Namen Mohrenstraße. „Als weltoffenes Unternehmen lehnt die BVG jegliche Form von Rassismus oder sonstiger Diskriminierung ab.“
In der Öffentlichkeit ist der Vorschlag „Glinkastraße“ derweil auf Kritik gestoßen, der Komponist soll ein Antisemit gewesen sein. Bei der BVG war auch der Name „Mauerstraße“ für die U-Bahn-Station der Linie 2 im Gespräch. Weil die Berliner Mauer dort aber nicht stand, sondern 500 Meter weiter weg, hätte das die Touristen nur verwirrt, sagt Petra Nelken. Außerdem geht der Name Mauerstraße auf die alte Stadtmauer Berlins zurück. „Wir sind offen für Namensvorschläge“, sagt die BVG-Sprecherin. „Wenn der Bezirk Mitte einen anderen Namen will, bitte schön. Hauptsache, es gibt keine 'Mohrenstraße' mehr.“ Allzu lange warten wollen die Verkehrsbetriebe damit aber nicht. Möglichst zum nächsten Fahrplanwechsel, also bis Dezember, will die BVG ihre U-Bahn-Station umbenannt haben. „Dann wird auch die verlängerte U5 eröffnet, das wäre eine gute Gelegenheit“, so Petra Nelken.
Afrikanischer Philosoph als Namensgeber vorgeschlagen
Die SPD Mitte schlägt per Beschluss indes den Namen Anton Wilhelm Amo vor. Er war der erste Philosoph afrikanischer Herkunft in Preußen. Auch die Mohrenstraße soll diesen Namen bekommen. Zusammen mit der kreuzenden Wilhelmstraße, in der sich während des deutschen Kaiserreichs das Reichskolonialamt befand und Ende 1884 die Berliner Afrika-Konferenz stattfand, könnten U-Bahnhof und Straßen zu „einem Lern- und Erinnerungsort über den deutschen Kolonialismus entwickelt werden.“ Mittes Grüne und das Bündnis „Decolonize Berlin“ begrüßen diese Idee.
Eine Straße umzubenennen, dauert allerdings seine Zeit, denn die Hürden sind hoch. Anwohner dürfen mitreden, Gremien müssen beraten, Ämter prüfen und die Bezirksverordneten zustimmen, bevor das Bezirksamt aktiv wird. Klagen könnten die Umbenennung zusätzlich hinauszögern. Sollte die Bezirksverordnetenversammlung Mitte jedoch einer Namensänderung der Mohrenstraße zustimmen, werde das Bezirksamt noch in diesem Jahr mit einer öffentlichen Präsentation über die Geschichte der Straße und die verschiedenen Positionen zur Umbenennung informieren, teilte Rathaussprecher Christian Zielke mit. Der Bezirk selbst hatte seinerzeit den Namen Nelson Mandela vorgeschlagen. Auf jeden Fall wäre es nicht das erste Mal, dass die U-Bahn-Station umbenannt wird. Bei ihrer Eröffnung 1908 hieß sie noch U-Bahnhof Kaiserhof, ab 1950 dann Thälmannplatz und ab 1986 Otto-Grotewohl-Straße. Seit 1991 heißt sie wie die Mohrenstraße. Der Name taucht erstmals auf einer Karte zur damaligen Friedrichstadt aus dem Jahr 1710 auf. Laut Wikipedia erhielt die Mohrenstraße ihren Namen 1707.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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