Privatschule zerstört öffentlichen Spielplatz

Der öffentliche Spielplatz ist einer Baugrube gewichen. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Der öffentliche Spielplatz auf dem Schulhof der Berlin Metropolitan School (BMS) in der Linienstraße 122 ist verschwunden. Das Bezirksamt prüft jetzt, warum die Schule den Nutzungsvertrag nicht eingehalten hat und behält sich mögliche Vertragsstrafen vor.

Ein großes Bauloch, Container und Material: Dass hier an der Linienstraße ein öffentlicher Spielplatz war, ist nicht zu erkennen. Auch das Schild, das auf den Spielplatz hinwies, ist weg. Die Privatschule mit knapp 1000 Schülern lässt seit April an der Stelle einen Anbau errichten. Wegen der Baustelle ist der Zugang von der Linienstraße nicht mehr möglich.

Dass der öffentliche Spielplatz einfach so verschwunden ist, wusste im Bezirksamt niemand. Die Rechtslage dazu mussten die Verantwortlichen erst recherchieren.

Die zuständige Schul- und Jugendstadträtin Sabine Smentek (SPD) hat nach Anfrage der Berliner Woche einen Mitarbeiter zur Privatschule geschickt, der sich die Situation vor Ort anschauen sollte. Er sei nicht auf das Gelände gelassen worden. Darüber ist die Stadträtin sehr verärgert.

2006 zog die BMS in die Gebäude der ehemaligen Mosaik-Grundschule zwischen Tor- und Linienstraße. Zuvor hatte sie Grundstück und Häuser darauf vom Land Berlin gekauft. Doch den Spielplatz auf dem Schulhofgelände musste sie für die Öffentlichkeit zugänglich erhalten. Der Bezirk hatte sich im Grundbuch ein Nutzungsrecht eintragen lassen, sagt Sementek. Danach muss der Spielplatz von Mo bis Fr von 16-19 Uhr und am Wochenende von 8-18 Uhr frei zugänglich sein. An der Linienstraße wies ein Schild „öffentlicher Spielplatz“ mit den Öffnungszeiten darauf hin.

In der Vergangenheit ließ sich dieses Recht nicht immer durchsetzen. Anwohner beschwerten sich mehrfach, dass Sicherheitsleute sie nicht auf den Spielplatz gelassen hätten.

Sabine Smentek lässt jetzt prüfen, „ob die derzeitige Situation den vertraglichen Vereinbarungen entspricht“. Sie will auf jeden Fall das „Recht auf öffentliche Nutzung des Spielplatzes durchsetzen“ und droht mit Vertragsstrafen.

Ob der Spielplatz je wieder errichtet wird und wenn ja an welcher Stelle, ist offen. BMS-Chefin Silke Friedrich - im Titel Executive Director der Berlin Metropolitan School gGmbH - teilt lediglich mit, „dass wir bisher nicht vom Bezirk hinsichtlich einer möglichen Diskussion informiert worden sind.“ Sie wolle sich mit den zuständigen Verantwortlichen in Verbindung setzen, „um der Sache nachzugehen und proaktiv unsere Unterstützung anzubieten.“

Dass ihr Mitarbeiter von der Security nicht auf das Gelände gelassen wurde, ist für Schulstadträtin Smentek alles andere als proaktive Unterstützung. Sven Diedrich, bei der BVV-Wahl Spitzenkandidat der Linken, „befürchtet illegale Landnahme durch die benachbarte private Metropolitan School“. Es habe in der Vergangenheit öfter Versuche der Schule gegeben, den Spielplatz der Öffentlichkeit zu entziehen. „Ich erwarte vom Bezirksamt unverzügliche Aufklärung über den Verbleib und die Zukunft des Spielplatzes. Der Spielplatz muss den Kindern des Wohngebietes schnellstmöglich zurückgegeben werden", fordert Diedrich. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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