Haltestelle Diakonie gibt Menschen mit Demenz Halt

Das Ehepaar Seidel in der Demenzgruppe der Haltestelle Diakonie in Reinickendorf beim Singen. Iim Hintergrund die Leiterin Helma Lechtenberg. | Foto: C. Marconi
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Reinickendorf. Die Kaffeetafel wird zur Herausforderung. Während das Trinken aus einer Tasse für viele zum Alltag gehört, stellt für manche Menschen mit Demenz bereits das Greifen des Henkels eine schier unlösbare Aufgabe dar.

Rätselnd sitzen sie am Tisch und wissen nicht mehr, wie sie das Getränk zum Mund führen können. Oft landet nach mehreren vergeblichen Versuchen die Flüssigkeit auf der Kleidung. Eine peinliche Situation sowohl für den Betroffenen als auch für seinen Betreuer. Demenz wird zwar oft als das große Vergessen tituliert, bedeutet jedoch meist keinen kompletten Gedächtnisverlust. "Menschen mit Demenz wissen ganz viel und können noch etwas tun", sagt Helma Lechtenberg, Leiterin der Haltestelle Diakonie in Reinickendorf. Sie appelliert an Angehörige und Betreuer, die Betroffenen nicht in die Untätigkeit zu verbannen. "Oft wird Hilfe mit Übernahme verwechselt", weiß Lechtenberg.

Eine Unterstützung beziehungsweise einen Halt im Leben mit Demenz will die Haltestelle Diakonie geben. In jedem Berliner Bezirk gibt es eine solche Einrichtung, die meist von einer Fachkraft geleitet und von einem Team von Freiweilligen unterstützt wird. "Wir bieten stundenweise Betreuung für Menschen mit Demenz, die zu Hause leben", erläutert Lechtenberg.

Man besucht den Betroffenen wöchentlich in seinem Wohnumfeld und beschäftigt sich zwei Stunden lang mit ihm. Man liest oder musiziert gemeinsam oder geht zusammen spazieren. Während dieser Zeit kann der Angehörige, der sich normalerweise um die Bedürfnisse des Kranken kümmert, eine Auszeit nehmen, um wieder Kraft zu tanken. Es geht auch darum, ihn bei der Pflege zu entlasten.

Eine Erleichterung für Angehörige sowie die Erhaltung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz bedeuten auch die Gruppentreffen, die in manchen Haltestellen veranstaltet werden. In Reinickendorf finden diese täglich statt, wobei insgesamt etwa 50 Personen mit Demenz teilnehmen.

"Die meisten kommen einmal wöchentlich, manche auch zweimal", sagt Lechtenberg. Sie versucht, die Gruppen so zu koordinieren, dass sich immer die gleichen Menschen sehen. Denn entgegen der gängigen Meinung, dass sich Leute mit Demenz nicht an ihr Gegenüber erinnern, erkennen die Gruppenteilnehmer in Reinickendorf einige ihrer Sitznachbarn nach einer Weile wieder.

Zum Treffen werden die Teilnehmer daheim abgeholt und in die Haltestelle gebracht. Dort decken sie den Tisch, trinken gemeinsam Kaffee und essen Mittag. Manchmal wird auch Bingo gespielt oder gemalt, in der persönlichen Erinnerungskiste mit eigenen Bildern gestöbert oder gemeinsam gesungen.

Betreut werden sie sowohl in den Gruppen als auch daheim von freiwilligen Helfern, die sich fortlaufend zur Kommunikation bei Demenz und Gestaltung von Aktivitäten qualifizieren. "Willkommen sind alle, die sich gerne engagieren, egal welches Alter sie haben", sagt Helma Lechtenberg, "Auch Zwölfjährige können mitmachen, sie bringen eine natürliche Ungezwungenheit in die Gruppe."

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.haltestelle-diakonie.de.
Carla Marconi / C. Marconi
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