Schauspieler Julian Stoeckel über sein soziales Engagement

Julian Stoeckel tanzt nach eigenen Angaben "auf zahlreichen Hochzeiten". | Foto: Alberto Bruni
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Berlin. Schrill und ein wenig schräg sind die Attribute, die man dem Berliner Designer, Model und Schauspieler Julian Stoeckel (25) zuschreibt. Doch hinter der Glitzerfassade verbirgt sich ein ernsthafter Mann, dem das Engagement für andere selbstverständlich ist. Über seine Motive sprach mit ihm unsere Reporterin Anett Baron.

Herr Stoeckel, Auf dem ersten Blick sind Sie in Berlins lauter Film- und Modewelt der Stars und Sternchen unterwegs. Sie engagieren sich aber auch viel ehrenamtlich.

Julian Stoeckel: Ich unterstütze mehrere Projekte. Das beginnt bei meiner Teilnahme am Bowlday für die Björn Schulz Stiftung und geht weiter mit der Tiertafel, einem Projekt, das außerhalb des medialen Fokus liegt. Der Verein unterstützt ältere Menschen, wenn ihr Haustier für viel Geld medizinisch behandelt werden muss. Im Rahmen von "Ein Herz für Kinder" begleite ich als Jurypräsident das Benefizkochen mit Christian Mennicke, der jetzt bundesweit auf Tournee geht. Stars und Jugendliche kochen gemeinsam für einen guten Zweck.

Was macht die Björn Schulz Stiftung?

Julian Stoeckel: Die Björn Schulz Stiftung hat ein breites Unterstützungsangebot für krebs- und chronisch kranke sowie für schwerst- und unheilbar kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und deren Familien. Dabei handelt es sich um Leistungen, die nicht im nötigen Maße im Gesundheitskatalog der Krankenkassen stehen.

Wie kommt es, dass Sie als junger Mensch und Promi so aktiv dabei sind?

Julian Stoeckel: Trotz der ganzen Glitzerwelt - Engagement hat bei uns in der Familie eine lange Tradition. Mein Großvater Karl-Heinz Stoeckel war Kinderarzt und hat im Berliner Elisabethstift kostenfrei Kinder behandelt. Meine Mutter war im Gemeindekirchenrat der evangelischen Kirche sehr engagiert. Von ihnen habe ich gelernt, dass nicht alle Menschen auf der Sonnenseite des Lebens stehen - ich dagegen habe doch großes Glück. Wenn ich durch meine Bekanntheit helfe, kann ich dadurch einen Teil dieses Glückes zurückgeben.

Sie engagieren sich nur für Projekte und Initiativen in Deutschland. Warum?

Julian Stoeckel: Die meisten Promis gucken nach meiner Meinung zu sehr in die Ferne, obwohl wir in Deutschland reichlich Handlungsbedarf haben. Dabei sehe ich auch die Systemmängel in unserem Land. Das ist Aufgabe der Politik. So sind Hospize nicht ausreichend mit Personal ausgestattet, und das, obwohl sie Todkranke menschenwürdig aus dem Leben begleiten. Mir gehen auch Gutmenschfotos wie von Angelina Jolie und Unicef auf den Wecker.

Ihr Gesicht war Anfang des Jahres stadtweit auf den Werbetafeln der Berliner Tafel zu sehen. Wie kam es dazu?

Julian Stoeckel: Auf der Feier zum 20. Jubiläum der Berliner Tafel wurde ich der Gründerin Sabine Werth vorgestellt. Nach einer Viertelstunde fragte sie mich, ob ich an der Kampagne teilnehmen wolle. Mir war nicht klar, wie groß das Projekt sein würde. Seit an Seit mit Sternekoch Kolja Kleeberg, Coiffeur Udo Walz, Schauspieler Roland Zehrfeld und ehrenamtlichen Mitarbeitern - Wahnsinn!

Die Arbeit der Tafel mit ihren mehr als 1000 Ausgabestellen in Deutschland ist in die Kritik geraten. Das Armutsproblem vieler Menschen werde verdrängt, aber nicht bekämpft.

Julian Stoeckel: Prinzipiell kann ich Kritik an Projekten, die sich für die Verbesserung der Situation von Bedürftigen einsetzen, nicht akzeptieren. Die Tafel bekämpft zwar nicht die Ursachen von Armut, garantiert aber eine warme Mahlzeit. Wenn die Alternative ein leerer Teller ist, sollte man die Kritik noch einmal überdenken. Natürlich darf sich der Sozialstaat nicht auf Kosten des bürgerschaftlichen Engagements seiner Aufgaben entziehen.

Die Engagementquote der Mittzwanziger liegt unter anderem wegen des Berufseinstiegs bei nur rund einem Drittel. Was glauben Sie, durch welche Maßnahmen ließe sich der Anteil in dieser Altersgruppe steigern?

Julian Stoeckel: Das ganze Thema bürgerschaftliches Engagement muss stärker in den Kindergärten und Schulen verankert werden. Besonders vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung müssen Kinder und Jugendliche lernen, sich für Ältere, Kranke und Menschen mit Handicap einzusetzen - sofern sie es noch nicht von zu Hause aus mitbekommen haben. Hier sind Projekttage sehr wichtig. Auch muss die Kooperation zwischen Schulen und Projekten selbstverständlich werden.

Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus?

Julian Stoeckel: Im August wird eine TV-Serie für einen Privatsender produziert, in der ich eine Hauptrolle spiele. Außerdem arbeite ich derzeit mit Hochdruck an meiner nächsten Fashionshow.

Anett Baron / AB
Autor:

Anett Baron aus Mitte

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