Gegen Diskriminierung auf dem Spielfeld
Fußball-Verband und Landessportbund intensivieren Kooperation mit Lesben- und Schwulenverband

Banner-Kampagnen im Stadion als "erster Schritt zur Sichtbarkeit der queeren Community im Berliner Fußball".  | Foto:  sr Pictures Sandra Ritschel
  • Banner-Kampagnen im Stadion als "erster Schritt zur Sichtbarkeit der queeren Community im Berliner Fußball".
  • Foto: sr Pictures Sandra Ritschel
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Der Berliner Fußball-Verband (BFV) und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) haben ihre Kooperationsvereinbarung verlängert. Auch der Landessportbund Berlin (LSB) will seine Zusammenarbeit mit dem LSVD „im Kampf gegen Diskriminierung und für einen gleichberechtigten Zugang zum Sport“ intensivieren.

Der BFV arbeitet schon seit 2011 mit dem Lesben- und Schwulenverband zusammen, um „der Homo- und Transfeindlichkeit auf den Berliner Fußballplätzen entgegenzuwirken“, heißt es in der BFV-Mitteilung. Paula Scholz vom Lesben- und Schwulenverband beklagt eine „oft noch sehr binäre, patriarchale und queerfeindliche Realität auf den Fußballplätzen“. Um daran etwas zu ändern, seien sowohl einzelne Vereine als auch Dachorganisationen wie der BFV in der Pflicht. Mit gemeinsamen Maßnahmen wollen die Verbände auch zukünftig „die Vielfalt in der Vereinslandschaft stärken“. Seit der Erstunterzeichnung der Kooperationsvereinbarung haben der BFV und der LSVD etliche Veranstaltungen und Kampagnen sowie symbolische Aktionen wie das Hissen von Regenbogenflaggen durchgeführt.

Schulungen für Haupt- und Ehrenamtliche

„Symbolische Aktionen wie Banner-Kampagnen sind dabei der erste Schritt zur Sichtbarkeit der queeren Community im Berliner Fußball. Um langfristig etwas zu bewirken, werden wir im nächsten Schritt auf nachhaltige und effektive Maßnahmen setzen“, sagt Alice Drouin, Mitarbeiterin für gesellschaftliche Verantwortung im BFV. Dazu sollen auch Schulungen für Haupt- und Ehrenamtliche beitragen. „Ein wichtiger Meilenstein wird zudem die feste Verankerung des Themas Vielfalt und Antidiskriminierung in den Qualifizierungsangeboten sein“, sagt BFV-Sprecher Janosch Franke.

Der BFV ist seit 2019 der erste deutsche Fußballverband, der ein „Spielrecht von trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen“ beschlossen hat. Mit dem Spielrecht „divers“ können trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Personen im Amateurfußball entscheiden, ob sie in Damen- oder Herrenmannschaften kicken wollen. Laut BFV-Spielrechtsantrag gemäß Paragraph 4 trifft das zu, wenn „im Personenstandseintrag kein Geschlecht angegeben oder die Angabe divers oder eine andere Bezeichnung des Geschlechts als die Bezeichnungen weiblich oder männlich eingetragen sind“, heißt es da. In den Unterpunkten der Spielrechtsregeln ist auch detailliert geregelt, wie mit Personen umzugehen ist, bei denen „geschlechtsangleichende Maßnahmen bestehen“ wie zum Beispiel „die Einnahme von Geschlechtshormonen oder operative Eingriffe“. In dem BFV-Regelwerk heißt es: „Die Person erhält auf Antrag während dieser Zeit die Spielberechtigung für eine Mannschaft desjenigen Geschlechts, in der sie bislang nicht gespielt hat und dessen Angleichung angestrebt wird“. Mit dem Antrag ist „ein entsprechendes Attest des behandelnden Arztes oder ein anderer geeigneter Nachweis über den Umstand, dass eine geschlechtsangleichende Maßnahme durchgeführt wird, vorzulegen“.

"Weniger als zehn Fälle"

Der 1897 gegründete BFV koordiniert über 3500 Mannschaften mit mehr als 170.000 Mitgliedern in 382 Vereinen. Wie oft es bisher vorgekommen ist, dass ein Kicker im Spielrechtsantrag die „divers“-Option genutzt hat, konnte BFV-Sprecher Janosch Franke auch nach wochenlangen Recherchen nicht sagen. „Es handelt sich hierbei um weniger als zehn Fälle, die uns bekannt sind“, so Franke. Die Spielberechtigung wird weiterhin nach „weiblich“ oder „männlich“ erteilt. Weil sich die Spieler digital über das DFBnet anmelden, „können wir nicht zweifelsfrei erfassen, ob hinter einem gemeldeten Herrenspieler nicht eine trans-, intergeschlechtliche oder nicht-binäre Person steht“, so Franke. „Wir erfahren nur von derartigen Fällen, wenn die Vereine uns den Sachverhalt aktiv mitteilen“, sagt der Sprecher.

Auch der LSB kooperiert seit Dezember mit dem LSVD und will „das Thema noch tiefer in unsere Mitgliedsorganisationen und die Sportmetropole tragen“, wie LSB-Präsident Thomas Härtel sagt. Der Landessportbund als Dachorganisation vertritt knapp 700.000 Mitglieder in über 2500 Vereinen. „Wir stellen uns gegen jegliche Form von Diskriminierung und schützen lesbische, schwule, bisexuelle, trans*- und inter*geschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen vor Anfeindungen und strukturellen Barrieren“, sagt Härtel.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 238× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 999× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.142× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.031× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.