Zwanziger ohne Neunziger
Ausstellung „nineties berlin“ letztmalig am 28. Dezember in der Alten Münze
Die Multimediaausstellung „nineties berlin“ in der einstigen Geldfabrik Alte Münze am Molkenmarkt muss aus den Räumen raus. Der Senat hat den Vertrag nicht verlängert, weil das Areal saniert werden soll.
Die Ausstellung über den „Mythos Berlin“, die das Team vom DDR Museum entwickelt hat, wurde gerade für den European Museum of the Year Award 2020 durch das European Museum Forum nominiert. Jetzt teilt die Firma mit, dass Ende des Jahres Schluss ist in der Alten Münze.
Nach 17 Monaten und etwa 220 000 Gästen schließt die Ausstellung „nineties berlin“ am 28. Dezember. Die privaten Museumsmacher hatten gehofft, noch etwas länger die Besucher auf eine Zeitreise zurück in die Neunziger mitzunehmen. „Die laufende Ausstellung inhaltlich und gestalterisch an diesem Standort weiterzuentwickeln wäre nur dann sinnvoll, wenn sie mindestens fünf Jahre in den Räumen der Alten Münze gezeigt werden könnte. Diese Möglichkeit besteht jedoch seitens des Landes Berlin momentan leider nicht“, sagt Quirin Graf Adelmann v. A., Geschäftsführer von "nineties berlin" und Chef des DDR-Museums.
Der Senat will das Areal der Alten Münze zu einem Kunst- und Kulturstandort der freien Szene entwickeln. Dazu hat ein umfangreiches Beteiligungsverfahren stattgefunden, das im Sommer abgeschlossen worden war. Es gibt Überlegungen, in den großen Kellern Proberäume oder einen Club einzurichten. In der ehemaligen Münzprägehalle könnten Konzerte stattfinden. Wie die Räume zukünftig genutzt werden, wollen Senat und Abgeordnetenhaus 2020 entscheiden. Die dringend sanierungsbedürftigen Gebäude der Alten Münze müssen vorher auf Vordermann gebracht werden. 35 Millionen Euro wurden dafür vom Parlament freigegeben. Die Eröffnung der sanierten Münze ist für 2026 geplant.
Wie nienties-Sprecherin Vanessa Jasmin Lemke sagt, sucht die Schwesterfirma des DDR Museums einen neuen Standort. Die "nienties berlin"-Ausstellung wird erstmal eingelagert.
In der Ausstellung geht es um das Jahrzehnt nach dem Fall der Mauer, in dem in Berlin soviel möglich war und die Stadt mit ihren Freiräumen Menschen aus der ganzen Welt anzog. Highlight ist die 286 Quadratmeter große Panoramaleinwand. Zeitzeugen wie DJ Westbam und Gregor Gysi erzählen in Interviews von ihren Erlebnissen. Es gibt einen Gedenkraum für die Aufarbeitung der Geschichte der Opfer der Berliner Mauer.
In diesem Jahr gab es Sonderausstellungen wie „Sneakers of the Nineties“ oder „30 Jahre Loveparade“. Die Initiative zur Förderung der elektronischen Musikkultur Rave the Planet will die Inhalte und Installationen der derzeitigen Sonderausstellung „30 Jahre Loveparade“ im Rahmen einer neuen Ausstellung übernehmen, die am 13. Januar in Mitte eröffnet wird. Wo genau, wollte Vanessa Jasmin Lemke nicht verraten, da die finalen Verhandlungen noch laufen.
Die Ausstellung „nineties berlin" ist noch bis 28. Dezember in der Alten Münze, Molkenmarkt 2, täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 9,80, ermäßigt sechs Euro. Weitere Infos unter https://nineties.berlin.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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