Thomasiusstraße: Die ersten Stolpersteine wurden verlegt

Gut 50 Anwohner der Thomasiusstraße sahen zu, wie der Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine verlegte. | Foto: KEN
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Moabit. In der Thomasiusstraße ließ die dortige Anwohnerinitiative die ersten 39 von ihr initiierten Stolpersteine verlegen. Weitere 66 Steine sollen im nächsten Jahr folgen. Wenige Minuten, bevor die Zeremonie beginnt, fährt der Künstler in seinem roten Kastenwagen vor.

Hinter dem Fahrersitz klemmt ein Plüschpapagei. Für Gunter Demnig ist die Aktion schon Routine: Eimer, Kelle, Steine raus. Gut 44.000 kleine Denkmäler in 18 Ländern hat Demnig schon verlegt. Es sieht wie eine Pflastersteinverlegung aus, ganz unspektakulär, und ist in fünf bis zehn Minuten erledigt.

Für die Initiatoren der Stolpersteinverlegung in Moabit, Oliver Geiger und seine Nachbarn in der ruhigen Thomasiusstraße, ist die Verlegung der Steine vor den Hausnummern 3, 5, 10, 19, 24 und 26 eine sehr emotionale - und hochaktuelle Angelegenheit. "Fängt es wieder an? Ich habe Angst", sagt eine Teilnehmerin angesichts der jüngsten antiisraelischer Demonstrationen in Berlin, auf denen antisemitische Parolen skandiert wurden. "Angst ist ein schlechter Berater", meint eine Nachbarin. Besser sei es, aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Beispielsweise durch das Verlegen von Stolpersteinen.

"Voraussichtlich im März folgt die Verlegung der übrigen Steine", sagt Oliver Geiger. Auf einen genauen Termin will sich das Mitglied der Anwohnerinitiative nicht festlegen. "Es hängt davon ab, ob Gunter Demnig mit seinem Mitarbeiter in der Produktion der Steine nachkommt." Die Nachfrage nach den "sozialen Skulpturen", wie Gunter Demnig seine zehn mal zehn Zentimeter großen Betonquader mit Messingoberfläche nennt, sei mittlerweile sehr groß, so Oliver Geiger. Paten für die insgesamt 105 Stolpersteine hat die Anwohnerinitiative Thomasiusstraße jedenfalls gefunden.

Die Finanzierung der Stolpersteine ist nur ein Aspekt der Arbeit der Initiative. Ihre Mitglieder haben intensiv in Archiven zum jüdischen Leben in der Thomasiusstraße vor dem Zweiten Weltkrieg recherchiert. Sie haben viel über die Familien herausgefunden, die vor der Deportation als normale Nachbarn in der Moabiter Straße nahe der Spree gelebt haben. Die Rechercheergebnisse zu den Schicksalen der Opfer werden demnächst unter www.stolpersteine-berlin.de nachzulesen sein.

Die Initiative versteht sich auch als Vorbild für benachbarte Straßen. Immerhin wurden mehr als 1800 jüdische Mitbürger allein in Moabit Opfer des Holocaust. In Berlin liegen bereits rund 6000 Stolpersteine. Täglich werden es mehr.

Kontakt mit der Initiative kann man per E-Mail stolpersteine.moabit@gmx.de aufnehmen.
Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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