Bezirk erlässt soziale Erhaltungsverordnung für das Quartier „Thomasiusstraße“
Das Quartier „Thomasiusstraße“ ist zum Milieuschutzgebiet erklärt worden. Die BVV stimmte einem Antrag des Bezirksamts zu.
In dem Gebiet gilt künftig eine sogenannte soziale Erhaltungsverordnung. Das geschützte Quartier wird im Norden von der Straße Alt-Moabit, im Osten von der Paulstraße, im Süden vom Helgoländer Ufer und von der Lüneburger Straße sowie im Westen von der Thomasiusstraße begrenzt. Immobilieneigentümer im Gebiet dürfen fortan beispielsweise keine Mietwohnungen mehr in Eigentumswohnungen umwandeln, kleine Wohnungen nicht zu größeren zusammenlegen oder gar Häuser abreißen. Modernisierungsvorhaben sind sozial verträglich zu gestalten.
Der Milieuschutz greift in Eigentumsrechte ein. Daher muss alles juristisch wasserdicht sein. In einem ersten Schritt hat das Bezirksamt 2015 eine Vorprüfung durchführen lassen. Der Kiez wurde „Beobachtungsgebiet“. Es folgte in diesem Sommer eine „vertiefende Untersuchung“. Das Gutachten wurde von der Landesweiten Planungsgesellschaft (LPG) erstellt. Deren Geschäftsführer Roland Schröder kam zu dem Ergebnis: Der Kiez erfüllt die Voraussetzungen für eine soziale Erhaltungsverordnung.
Mit dem Milieuschutzsoll die Zusammensetzung der jetzigen Wohnbevölkerung möglichst lange bewahrt werden. Es ist ja schon ein alter Hut: Berlin wächst rasant, Wohnraum ist knapp. Weil die Stadt mit dem Neubau nicht hinterherkommt, steigen die Miet- und Kaufpreise. Zudem wird der Teil Moabits mit der Turmstraße und der Straße Alt-Moabit im Rücken immer begehrter. Das Viertel ist zentral gelegen. Die Spree und Grünflächen sind nah. Würden etwa Familien mit Kindern zuziehen, müsste die Kommune für teures Geld Kita- und Schulplätze schaffen.
Noch ist der Thomasiuskiez ein bunt gemischtes Mieterquartier. Jeder kennt dort jeden. Die zumeist kleinen Wohnungen sind in der Hand der Privatwirtschaft. Im Viertel gibt es vor allem Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen. Diese müssen schon jetzt überdurchschnittlich viel für die Warmmiete aufbringen. Senioren stellen einen hohen Anteil der Wohnbevölkerung. Die Altersarmut wächst. Doch die Veränderung ist unübersehbar. Kaufkräftigere Bevölkerungsschichten sind zugezogen.
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