Klaus Lehnert entwickelte Campus Rütli zur erfolgreichen Einrichtung
Neukölln. Mitte Dezember wurden sechs Neuköllner mit der Ehrennadel des Bezirks ausgezeichnet, darunter auch Klaus Lehnert. Er erhielt die Ehrung für seinen außergewöhnlichen Einsatz beim Aufbau des Campus Rütli. Mit seiner Hilfe wandelte sich die Schule zu einem Beispiel gelungener Integration.
Kann man eine verrufene Schule, an der es viele Abbrecher gibt, an der Gewalt und Respektlosigkeit zum täglichen Umgang gehören, zu einem Vorzeigemodell machen? Man kann. Nämlich dann, wenn es Menschen gibt, die Visionen haben und den Mut, sie Wirklichkeit werden zu lassen.
Ein glücklicher Zufall war es, dass Klaus Lehnert 2007 gerade seinen Dienst als Direktor des Albert-Einstein-Gymnasiums beendet hatte und in Pension gegangen war. So war er frei für seine neue Aufgabe: Bürgermeister Heinz Buschkowsky und der damalige, inzwischen verstorbene Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (beide SPD) holten ihn in den Reuterkiez, um die pädagogische Leitung des Rütli-Projekts zu übernehmen. Die Situation an der damaligen Hauptschule war mehr als schwierig; die Lehrer wussten damals nicht mehr weiter und schrieben einen "Brandbrief", der deutschlandweit für Aufsehen sorgte. "Das Personal war völlig überfordert", erinnert sich Klaus Lehnert.
Gerade erst war die Idee aufgekommen, die Hauptschule mit der Heinrich-Heine-Realschule und der Grundschule im Kiez zu einer Gemeinschaftsschule zusammenzulegen, und auf Initiative des Quartiersmanagements war die Vorform eines Bildungsverbunds entstanden. Daran knüpfte Klaus Lehnert an. Mit Unterstützung der Freudenberg Stiftung entwickelte er ein pädagogisches Konzept für den Campus Rütli, auch der Senat und das Bezirksamt steuerten Geld für die Gestaltung des äußeren Rahmens bei. "Es war mir wichtig, eine Kultur der Anerkennung zu schaffen, der Wertschätzung und des Willkommens", sagt Klaus Lehnert.
Der Bildungsverbund mit acht Kitas, zwei Jugendeinrichtungen sowie Beratungs- und Hilfsangeboten will nach seiner endgültigen Fertigstellung einen Sozialraum bieten, der kein Kind zurücklässt und es von der Wiege bis in den Beruf begleitet. "Wichtig ist dabei auch die Fortbildung der Lehrer und die Einbeziehung der Eltern", meint Klaus Lehnert.
Schon jetzt bietet die Gemeinschaftsschule alle Abschlüsse. Vergangenes Jahr wurden zum ersten Mal Abiturzeugnisse vergeben - 24 an der Zahl. Schulabbrecher sind eine Seltenheit geworden. An der der Ganztagsschule gibt es handwerkliche Werkstätten, eine Lernwerkstatt, Berufseinstiegs-Coachings, Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote.
Im Sommer 2012 beendete der pädagogische Leiter seine Mitarbeit am Campus, verfolgt aber ganz genau die Entwicklung. Klaus Lehnert: "Es gibt viele ungenutzte Potenziale, dafür haben wir den Beweis erbracht. Auch wenn anfangs kaum einer geglaubt hat, dass man das schaffen kann."
Sylvia Baumeister / SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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