Für eine gemeinsame Sprache
Die Idee zu einem Esperanto-Platz kam aus der direkten Nachbarschaft

Saluton amikino! Cu vi parolas esperanton?  (Hallo Freundin! Spricht du Esperanto?) steht auf einer der bunten Bänke auf dem Platz. | Foto: Schilp
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Völkerverständigung ist eine erstrebenswerte Sache, deshalb ist nicht weiter verwunderlich, dass es in der Nähe des S-Bahnhofs Sonnenallee einen Esperanto-Platz gibt – benannt nach der Kunstsprache, die Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde. Doch es gibt auch eine ganz konkrete Verbindung zum Kiez.

Es war nämlich Anwohnerin Eva Hoffmann (1920-2008), die den Namen vorschlug. Sie führte einige Zeit die Druckerei ihrer Eltern an der Braunschweiger Straße (früher Teupitzer Straße 111), wo auch Esperanto-Schriften gedruckt wurden. Eva selbst war von klein auf mit der „Welthilfssprache“ vertraut. Später leitete sie den Neuköllner Esperanto-Kinderchor „La Verdaj Paseroj“, die Grünen Spatzen, und 1949 gehörte sie zu den Gründern der Esperanto-Liga Berlin.

Der Namensgebung vorausgegangen war die Verkehrsberuhigung der Kreuzung Schwarza-, Schudoma- und Braunschweiger Straße. Sie ließ einen kleinen dreieckigen Platz entstehen, den Fußgänger queren und auf dem sie verweilen konnten und können. Das Bezirksamt beschloss, Eva Hoffmanns Idee aufzugreifen, und so heißt die Fläche seit Dezember 1991 Esperanto-Platz.

Ein knappes halbes Jahr später wurde dort die „Zamenhofeiche“ gepflanzt. Denn es war Ludwik Lejzer Zamenhof, der im Jahr 1887 die Grundlagen der von ihm entwickelten Plansprache Esperanto veröffentlichte. Die ersten Gedanken darüber hatte er sich schon während seiner Schulzeit gemacht.

Verständigung über ethnische Grenzen hinweg

Die Gründe sind leicht nachzuvollziehen: Ludwik wuchs in der Stadt Bjelostock auf, die heute polnisch ist, damals zum Russischen Reich gehörte. Die Bevölkerung war durchmischt, es gab Polen, Litauer, Deutsche und Juden. Es kam zu Ghettobildungen, Auseinandersetzungen und Pogromen. Zamenhofs Idee: Eine neutrale, von allen leicht zu lernende Sprache macht Verständigung möglich, über alle ethnischen Grenzen hinweg, sie kann Rassismus verhindern und letztendlich ein Schlüssel zum Weltfrieden sein.

Die Bezeichnung „Esperanto“ leitet sich von Zamenhofs Pseudonym ab: Doktoro Esperanto, Doktor Hoffender. Den akademischen Titel besaß er übrigens tatsächlich, er war Augenarzt und sprach neben seinen Muttersprachen Russisch, Jiddisch und Polnisch noch ein halbes Dutzend anderer Idiome, darunter Deutsch, Französisch und Hebräisch.

Die meisten Wörter des Esperanto leiten sich aus dem Lateinischen und anderen romanischen Sprachen ab: Amiko ist der Freund, Arbo der Baum. Aber Zamenhof bediente sich auch beim Deutschen (hundo = Hund) oder Englischen (helpo = Hilfe). Im Vordergrund steht die Einfachheit der Grammatik, bei der es keine Ausnahmen gibt. Substantive, Adjektive und Verben sind an ihren Endungen sofort zu erkennen und simpel zu beugen. Die Aussprache ist eindeutig, jeder Buchstabe ist einem bestimmten Laut zugeordnet.

Zamenhofs Hoffnungen, eine Weltsprache zu schaffen, haben sich indes nicht erfüllt. Esperanto ist in keinem Land zur Amtssprache geworden. Schätzungsweise 100 000 Menschen weltweit beherrschen heute die „Lingwe Uniwersale“ – wie sie ihr Schöpfer nannte – fließend.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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