Liebig-Schule hat Unterrichtsausfall deutlich vermindert

Schulleiter Reinald Fischer und Konrektorin Stephanie Rodrega haben den Unterrichtsausfall an der Liebig-Schule in den Griff bekommen. | Foto: Sylvia Baumeister
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Neukölln. An allgemeinbildenden Schulen fallen in Neukölln mehr Vertretungsstunden an, als in anderen Bezirken. Dennoch ist der Ausfall an Unterrichtsstunden kaum höher als anderswo. Wie Lehrer und Schulleiter dieses Problem in den Griff bekommen können, zeigt das Beispiel der Liebig-Schule in der Gropiusstadt.

Als Teil des gerade entstehenden "Campus Efeuweg" entwickelt sich die Liebig-Schule gerade zum neuen Leuchtturm in Neuköllns Bildungslandschaft. Bis vor Kurzem sah das noch ganz anders aus: Die Integrierte Sekundarschule mit etwa 550 Schülern und 50 Lehrkräften liegt im schwierigen sozialen Umfeld des Quartiersmanagement-Gebiets Gropiusstadt und hatte jahrelang eine sinkende Zahl der Erstanmeldungen von Schülern zu verzeichnen. Bis vor etwa zweieinhalb Jahren kämpften Schulleiter Reinald Fischer und sein Kollegium zudem gegen einen massiven Unterrichtsausfall an, bedingt durch einen hohen Krankenstand. "Leider waren diese Stellen, auf denen Lehrer lange Zeit ausfielen, dann auch noch extrem schwer zu besetzen", erzählt der Schulleiter.

Als die Liebig-Schule schließlich 8,6 Prozent Unterrichtsausfall hatte, starteten Eltern eine Unterschriftensammlung gegen diese Zustände. "So konnte es nicht weitergehen", sagt Stephanie Rodegra. Vor zweieinhalb Jahren trat sie als Konrektorin an der Liebig-Schule ihren Dienst an und führte sogleich ein neues System ein, um den Vertretungsunterricht zu regeln.

"Wir versuchen, langfristiger zu planen und sind immer im Gespräch mit den Lehrern. Mit Lob und Wertschätzung schaffen wir ein anderes Maß an Verantwortung", erzählt sie. Inzwischen seien die Lehrer an der Sekundarschule viel flexibler, stellten auch mal ihren gesamten Tagesplan um. So fallen in der Regel nur noch Randstunden aus. "Die Bereitschaft, sich über den eigenen Stundenplan hinaus mit einzubringen, ist deutlich gewachsen", bestätigt auch Reinald Fischer. Vertritt ein Lehrer einen Kollegen, unterrichtet er in der Regel im selben Schülerjahrgang sein eigenes Unterrichtsfach, in dem er die größte Fachsicherheit besitzt und nicht das des fehlenden Kollegen. "Im Jahresmittel kommt so keines der Fächer zu kurz", versichert der Schulleiter.

Mit ihrem neuen System hat die Liebig-Schule bis jetzt immerhin so viel Erfolg, dass sie die Unterrichtsausfallquote auf drei Prozent senken konnte. Damit ist sie auf einem guten Weg, auch wenn sie immer noch etwas über dem Berliner Durchschnitt liegt: Im vergangenen Schuljahr fielen, wie aus einer Kleinen Anfrage des Abgeordnetenhauses an den Senat hervorgeht, 2,1 Prozent des Unterrichts an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen aus. Neukölln lag mit 2,3 Prozent etwas darüber. Mehr als in allen anderen Bezirken mussten hier aber auch Lehrer ihre Kollegen vertreten, in insgesamt 10,7 Prozent der gesamten Unterrichtsstunden. Im Durchschnitt wurden in Berlin im vergangenen Schuljahr 8,7 Prozent aller ausgefallenen Unterrichtsstunden vertreten.

Schulstadträtin Dr. Franziska Giffey (SPD) kennt die Konsequenzen, die Unterrichtsausfall gerade in sozialen Brennpunkten mit sich bringt: "Kinder, die viele Probleme, wie Sprachdefizite und Entwicklungsverzögerungen, haben, brauchen ein hohes Maß an Kontinuität und Verlässlichkeit", sagt die Stadträtin. Vom Senat wünscht sie sich Initiativen, damit mehr gut ausgebildete Junglehrer in den Bezirk kommen, als bisher. "Für uns ist es sehr schwierig, gutes Lehrpersonal zu holen. Wir haben ja die Situation, dass der Lehrermarkt leer gefegt ist", so Dr. Giffey. Sie fordert deshalb vom Senat mehr Anreize, damit gut ausgebildete Pädagogen sich den Herausforderungen stellen: "Jeder Lehrer, der aufsteigen will, sollte eine Zeit lang an einer Brennpunktschule unterrichtet haben."

Für die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft besteht derzeit nach Angaben von Pressesprecher Thorsten Metter kein weiterer Handlungsbedarf: Eine Maßnahme, Lehrkräfte für die Schulen zu sichern, sei die Aufnahme von Referendaren. "In der Regel bleiben diese Menschen nach dem zweiten Examen an den Ausbildungsschulen", so Metter. Der Senat sichere diese Lehrkräfte und lenke sie gezielt nach Neukölln. Metter räumt ein: "Neukölln hat sicherlich größere Anstrengungen zu unternehmen, genügend Lehrkräfte einzustellen, als Steglitz-Zehlendorf. Mit unserem Brennpunktschulen-Programm unterstützen wir die Schulen, die schwierigere Bedingungen haben."

Sylvia Baumeister / SB
Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

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