Frisch, fromm, fröhlich, frei
Friedrich Ludwig Jahn und der erste öffentliche Turnplatz Deutschlands

Von seinem Sockel, inmitten eines Rondells mit vielen Grußsteinen, blickt die vier Meter hohe Figur des Turnvaters.  | Foto: Schilp
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  • Von seinem Sockel, inmitten eines Rondells mit vielen Grußsteinen, blickt die vier Meter hohe Figur des Turnvaters.
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In der Hasenheide hat er den ersten öffentlichen Sportplatz Deutschlands geschaffen, so legte er den Grundstein zu einer Massenbewegung: „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852). Betritt der Spaziergänger heute den Park durch den Haupteingang, erblickt er auf einer Anhöhe sofort das Denkmal des berühmten Mannes.

Für Jahn war die Bewegung nie reiner Selbstzweck. Er wollte die Jugend dazu ertüchtigen, sich den „Feinden der Freiheit“ entgegenstellen zu können – das waren in erster Linie die napoleonischen Truppen, die Preußen besetzt hielten. Auch die deutsche Kleinstaaterei war ihm verhasst. Später sollte er als Nationalist noch so sehr von sich reden, dass er als „Demagoge“ zu sechs Jahren Kerker verurteilt wurde.

"Vaterländische Turnerey"

Doch zurück in die Hasenheide: Die „vaterländische Turnerey“ nahm am 19. Juni 1811 ihren Anfang, in der Nähe der heutigen Lilienthalstraße. Auf eigene Kosten eröffnete Hilfslehrer Jahn hier den ersten Turnplatz – gemeinsam mit einigen seiner Schüler aus der Plamannschen Erziehungsanstalt an der Wilhelmstraße. Bald wurde das Areal zu eng, man zog in den östlichen Teil der Hasenheide. Hier wurde gelaufen, gesprungen, gefochten, geklettert, gerungen und mit Hanteln geübt. Zu den Schülern gesellten sich bald Studenten und junge Erwachsene aus bürgerlichen Kreisen.

Bei den Spaziergängern sorgten nicht nur die Leibesübungen der jungen Männer in ihren einheitlichen grauen Drillichanzügen für Erstaunen und ungläubige Heiterkeit. Auch das Aufstellen von Turngeräten war etwas ganz und gar Neues. Einige von ihnen hatte Jahn nach Ideen des Pädagogen Johann Gutsmuths entwickelt. Auf dem Platz reihte sich Reck an Barren, Voltigierbock an Schwebebaum.

Oft wird erzählt, Jahns Schützlinge hätten ihre ersten Klimmzüge an den Ästen jener Eiche gemacht, die heute noch am Parkeingang an der Karlsgartenstraße steht. Andere Quellen dagegen berichten, die Jünger der Leibesertüchtigung hätten sich mit der „Turnsperre“ nicht abfinden wollen, die der preußische Staat 1819 verhängte, und trotzig an dem Baum weitergeturnt. Wie auch immer: Der heute rund 300 Jahre alte und 25 Meter hohe Riese trägt den Namen „Jahn-Eiche“ und steht als Naturdenkmal unter Schutz.

Gesponsert von Turnern aus der ganzen Welt

Die Grundsteinlegung für das Jahndenkmal fand 1861 statt, ein halbes Jahrhundert nach der Eröffnung des Turnplatzes. Zehn Jahre lang sammelten Turner im In- und Ausland Geld, um die 12 000 Taler für das vom Bildhauer Erdmann Enke entworfene Denkmal Wirklichkeit werden zu lassen. Außerdem sandten 139 Turnvereine aus aller Welt unterschiedlich große Steine mit und ohne Inschriften, die für den Sockel verwendet wurden. Sie kamen aus Stuttgart und Rio, aus Ohio und Schweinfurt, aus Pennsylvania und Bern.

Ursprünglich befand sich der überlebensgroße Friedrich Ludwig Jahn etwa 100 Meter nördlich von seinem heutigen Standort. Erst die Nationalsozialisten ließen die Skulptur samt Unterbau anlässlich der Olympiade 1936 auf den kleinen Hügel versetzen.

Und was hat es mit dem Motto „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ auf sich, das unauflöslich mit dem Turnvater verbunden ist? Erfunden hat er es nicht, aber er entlehnte es einem Studentenspruch aus dem 16. Jahrhundert und brachte es unter die Leute. „Fromm“ ist übrigens nicht in der heutigen Bedeutung zu verstehen, sondern als „tüchtig, fleißig“. Aus dem Motto entwickelte Johann Heinrich Felsing im Jahr 1843 das heute noch verwendete Turnerkreuz mit seinen vier „F“.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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