IBB Wohnungsmarktbericht 2018: 2017 so viele Baufertigstellungen wie seit 1998 nicht mehr

Dass es in Berlin zunehmend Probleme mit ausreichendem Wohnraum gibt, ist kein Geheimnis. Nun hat die IBB zusammen mit der Senatsverwaltung den Wohnungsmarktbericht 2018 für Berlin vorgestellt. Dieser hat sowohl Lichtblicke aufgezeigt, als auch klargemacht, dass Berlin immer noch vor sehr großen Herausforderungen steht.

Besonders erfreulich ist die deutlich gestiegene Zahl an Baufertigstellungen im Bereich Mietwohnungen. So wurden 2017 mit 15.669 Wohnungen so viele Objekte fertiggestellt wie seit 1998 nicht mehr. Im Vergleich zum Jahr 2016 (13.659 Fertigstellungen) bedeutet dies eine Steigerung um 14,7%. Doch so gut diese Entwicklung klingt, haben sich die Probleme auf dem Wohnungsmarkt in Berlin eher verschärft.

Berlin wächst weiter – wenn auch nicht mehr so stark

Der IBB Wohnungsmarktbericht hat zudem aufgezeigt, dass Berlin auch im Jahr 2017 wieder gewachsen ist. So kamen per Saldo 38.665 Menschen mehr nach Berlin als wegzogen. Die Hauptstadt erreichte mit 3,613 Millionen Einwohnern den höchsten Stand seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Die Dynamik ließ zwar im Vergleich zu den Ausnahmejahren 2015 und 2016 (große Flüchtlingswellen aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten) deutlich nach, aber Berlin wächst weiter.

Allein an den Zahlen zeigt sich jedoch schon das Dilemma: In Berlin herrschte bereits zu Beginn 2017 große Anspannung auf dem Wohnungsmarkt. Die Nachfrage nach Wohnraum stieg 2017 noch einmal um eine hohe Zahl. Mit 15.669 Neubauten zu 38.665 potenziellen Nachfragern sieht die Bilanz nicht gut aus. Laut dem Bericht gibt es in Berlin zudem sehr viele Ein- oder Zweipersonenhaushalte (ca. 80%), so dass die neu gebauten Wohnungen mit Glück gerade einmal das zusätzliche Bevölkerungswachstum auffangen konnten. Entspannung am Wohnungsmarkt ließ sich so leider nicht erzeugen.

Niedrige Leerstandsquoten und hohe Mieten

Ein weiteres klares Anzeichen für die schwierige Lage am Berliner Wohnungsmarkt zeigen die niedrigen Leerstandsquoten. Als Normalfall wird eine sogenannte Fluktuationsreserve von 2-3% angesehen, so dass Umzugswillige Personen auch eine entsprechende Wohnung finden können. In Berlin liegt die Leerstandsquote je nach Messung nur zwischen 0,9% und 2,1%, was sich als sehr niedrig bezeichnen lässt. Umzüge werden damit zu einem echten Problem.

Das Mietniveau steigt indes weiter an. 2018 lag die mittlere Angebotsmiete laut IBB bei 10,32/m². Besonders in Neubauten (Angebotsmiete seit 2014: 13,00 Euro/m²) wurde 2018 ein deutlicher Anstieg auf 14,04 Euro/m² verzeichnet. In den Innenstadtgebieten (auch über den S-Bahn-Ring hinaus) weisen immer mehr Stadtviertel eine Durchschnittsmiete von 12,00 Euro pro m² und mehr aus.

Wer also innerhalb Berlins umziehen oder nach Berlin ziehen möchte, muss mit einem starken Kostenanstieg rechnen. Dies ist umso problematischer, dass die Mieten auch in vielen Außenbezirken deutlich steigen. So werden nur noch 9% aller Wohnungen in Berlin überhaupt zu einer mittleren Nettokaltmiete von unter 7,00 Euro pro m² angeboten. Die hohe Quote an Umwandlungen von Mietwohnungen in Wohneigentum (2017: 16.548 Mietwohnungen) tut ihr Übriges, um die Lage am Wohnungsmarkt zu verschärfen.

Bauüberhänge nach wie vor ein Problem

Weiterhin problematisch für Berlin ist auch die Zahl der Bauüberhänge, die 2017 auf 58.990 anstiegen (2016: 51.551). Damit sind Wohnobjekte gemeint, für die bereits eine Baugenehmigung vorliegt, die jedoch noch nicht fertiggestellt wurden. Dies liegt an der Fertigstellungsdauer von 22 bis 24 Monaten, wobei die kommunalen Wohnungsunternehmen hier besonders schnell abschnitten. Trotzdem zeigt die Fertigstellungsdauer sehr eindrücklich, warum es gar nicht so einfach ist, schnell auf einen bestehenden Wohnungsmangel zu reagieren. Die Zahl der Baugenehmigungen liegt seit Jahren deutlich über den Baufertigstellungen (2017: 24.743 – 1,2% weniger als 2016).

Der Wohnungsmarktbericht zeichnet die aktuelle Wohnungsmarktlage letztlich eher düster: Berlin fehlen mehr als 100.000 Wohnungen, die sich in absehbarer Zahl kaum durch die gestiegene Bautätigkeit der Wohnwirtschaft kompensieren lassen. Das weiterhin lebhafte Bevölkerungswachstum macht es schwierig, für eine nachhaltige Entspannung der Lage zu sorgen. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen den Verantwortlichen noch einfallen, um ausreichend Wohnraum für alle zu schaffen.

Autor:

Gerald Maier aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 919× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 588× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.976× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.