Hier geben die Radfahrer das Tempo vor
Noch ignorieren etliche Autofahrer die neuen Regelungen auf der Ossietzkystraße

Die Ossietzkystraße ist nach einigen Umbauten jetzt offiziell eine Fahrradstraße. Zur Eröffnung radelte Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (links auf dem Rad) mit Interessierten die Ossietzkystraße einmal bis zum Majakowskiring hinunter. | Foto: Bernd Wähner
5Bilder
  • Die Ossietzkystraße ist nach einigen Umbauten jetzt offiziell eine Fahrradstraße. Zur Eröffnung radelte Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (links auf dem Rad) mit Interessierten die Ossietzkystraße einmal bis zum Majakowskiring hinunter.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Simone Gogol-Grützner

Autos sind Gäste. Fahrräder dürfen nebeneinander fahren. Autos müssen mindestens 1,50 Meter Überholabstand zu Fahrrädern halten. Und die Fahrräder geben das Tempo vor. Das sind die ab sofort geltenden Regeln auf der Ossietzkystraße.

Sie ist von der Breiten Straße bis zum Majakowskiring, nach entsprechenden Umbauten und Markierungsarbeiten, eine Fahrradstraße, und zwar die erste im Ortsteil Pankow. Dafür hat sich seit Jahren eine Bürgerinitiative eingesetzt, die gegen den Durchgangsverkehr durch ihr Wohngebiet um Schloss Schönhausen kämpft. Mit der Ausweisung der Ossietzkystraße als Fahrradstraße, so hoffen Bezirk und Anwohner, wird sie für den Durchgangsverkehr unattraktiv.

Doch noch halten sich etliche Autofahrer nicht an die neuen Regeln. Es komme täglich zu gefährlichen Situationen auf der Ossietzkystraße. So gebe es immer wieder riskante Überholmanöver von Autofahrern. Fahrradfahrer werden angepöbelt, sie sollten am Rand und schneller fahren. Außerdem werde aggressiv Gas gegeben, berichtet Katrin Gruner von der Bürgerinitiative. „Das macht die Fahrradstraße gefährlich, obwohl sich Radfahrer eigentlich sicherer fühlen sollten.“

Regelmäßige Kontrollen gefordert

Das bestätigt auch ihr Mitstreiter Michael Fabricius. Das Aufmalen von Fahrradstraßenzeichen allein reiche nicht. Es müssten regelmäßige Kontrollen durch das Ordnungsamt und die Polizei stattfinden, damit das Durchrasen durch den Kiez unterbunden wird. Außerdem sollte im Anschluss an die Ossietzkystraße konsequent und zeitnah das geplante Radwegekonzept für den Majakowskiring, die Stille Straße, den Güllweg bis zur Waldstraße umgesetzt werden.

Auch wenn sie noch diese Forderungen an die Bezirkspolitik haben, sind die Anwohner sehr froh, dass die Ossietzkystraße nun eine Fahrradstraße ist. Sie zeige, dass solche ein Angebot auch Nachfrage schaffe, sagt Michael Fabricius. „Wenn erst einmal ein sicherer Radweg angeboten wird, wird dieser auch angenommen.“ Das bestätige sich auch auf dieser ersten Fahrradstraße im Ortsteil Pankow. Hunderte Radfahrer radeln seit Mai jeden Tag durch die Ossietzkystraße. Doch offiziell eröffnet wurde die Fahrradstraße erst in diesem Monat von Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/ Die Grünen). Dieser durchschnitt nicht nur ein grünes Band zur offiziellen Straßenfreigabe. Er entrollte auch ein großflächiges Transparent. Auf diesem befinden sich knapp gefasst die Regeln für Autofahrer, die auf der Ossietzkystraße zu beachten sind. Ob sich die Autofarer an diese halten, werde in den kommenden Monaten evaluiert, sagt Vollrad Kuhn. Um den Durchgangsverkehr durch den Kiez zu verringern, werde außerdem über einen sogenannten Modalfilter, also eine Sperreinrichtung, im Bereich Ossietzkystraße/ Majakowskiring nachgedacht.

Weitere 20 Straßen sollen folgen

Damit würde eine weitere Forderung der Bürgerinitiative Verkehrsberuhigung Pankow umgesetzt. Diese verlieh ihrer Forderung nach Maßnahmen zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs im März und April 2019 mit einer Fahrrad- sowie einer Sitzdemonstration Nachdruck. Mit Erfolg. Im Mai 2019 begann das Bezirksamt mit der Planung zur Umgestaltung der Ossietzkystraße zur Fahrradstraße. In den vergangenen Wochen wurden diese dann sukzessive umgesetzt. Markierungen wurden auf die Fahrbahn aufgetragen und entsprechende Schilder aufgestellt. Weiterhin sind Gehwegvorstreckungen an der Kreuzungen zur Wolfshagener Straße und zur Straße Am Schlosspark gebaut worden. An der Einmündung Pestalozzi- und Ossietzkystraße wurde der Bordstein abgesenkt. Im Verlauf der gesamten Ossietzkystraße sind insgesamt zehn markierte Übergänge für Fußgänger eingerichtet und teilweise durch Baken oder Poller gesichert worden, berichtet Stadtrat Kuhn. Weiterhin sind am Straßenrand zirka 50 neue Fahrradbügel aufgestellt worden. Insgesamt 255 000 Euro wurden in all diese Arbeiten investiert.

Der Bezirk plant in den kommenden drei Jahren, nach der Ossietzkystraße etwa zwanzig weitere Straßen zu Fahrradstraßen umzubauen. Noch in diesem Jahr sollen die Stargader Straße in Prenzlauer Berg und die Bizetstraße in Weißensee folgen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 238× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 999× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.142× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.031× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.