Relikt der wachsenden Stadt: Im 19. Jahrhundert musste das Königstor weichen

Auf diesem Foto aus den 80er-Jahren ist noch die Stern-Radio-Werbung auf dem Haus an der Greifswalder Straße/ Ecke Am Friedrichshain zu erkennen.  | Foto: Archiv BW
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Wer mit öffentlichen Verkehrsmittel auf der Greifswalder Straße unterwegs ist oder sich mit Urberlinern unterhält, hört ihn immer wieder mal, den Namen Königstor. Von einem solchen ist allerdings nichts zu erkennen, denn das Tor gibt es nicht mehr. Es ist eine historische Bezeichnung.

Ein Königstor gab es gleich zweimal in Berlin. Das erste befand sich in etwa dort, wo heute der Alexanderplatz liegt. Es ist nach dem ersten König von Preußen, Friedrich I., benannt, der durch das Tor nach Berlin einzog. Doch der heute als Königstor bezeichnete Bereich liegt weiter nördlich.

Die Stadt wuchs im 18. Jahrhundert über die alten Stadtmauern hinaus. Deshalb wurde in den Jahren 1734 bis 37 eine neue Zollmauer errichtet. Und schon bald wurde auch das alte Königstor abgerissen. Das neue entstand dort, wo heute Otto-Braun-Straße, die Straße Prenzlauer Berg, die Greifswalder Straße, Am Friedrichshain und Friedensstraße aufeinandertreffen. Dieser Bereich hieß im 18. Jahrhundert zunächst Bernauer Thor. Denn über Weißensee kam man von hier aus über die Bernauer Landstraße nach Bernau.

Wieder war es dann ein heimkehrender König, der zur Umbenennung des Tores führte. Am 23. Dezember 1809 kehrte diesmal der Preußische König Friedrich Wilhelm III. gemeinsam mit seiner Frau Luise durch dieses Tor aus Königsberg zurück.

Dorthin waren sie nämlich vor Napoleon geflohen. Und aus Anlass ihrer Rückkehr standen der gesamte Magistrat und weitere Würdenträger der Stadt zum Empfang bereit. Die Rückkehr des Königs und seiner Gemahlin war der Anlass, das Bernauer Thor in Königstor umzubenennen.

Wachstum sprengt Stadtmauer

Kaum vorstellbar ist heute, dass große Teile des heutigen Ortsteils Prenzlauer Berg seinerzeit noch landwirtschaftliche Nutzfläche vor den Toren Berlins waren. Von diesen trennten sich die damaligen Grundbesitzer im 19. Jahrhundert für viel Geld. Die Stadt Berlin platzte nämlich aus allen Nähten. Sie wuchs stetig weiter Richtung Norden. Die Zollmauer und Stadttore waren nur noch hinderlich. Deshalb wurde auch zwischen 1866 und 1869 das damalige Königstor abgerissen.

Die Ortsbezeichnung hielt sich weiter. Deshalb bekam dieser Bereich Anfang des 20. Jahrhunderts die offizielle Bezeichnung „Platz am Königstor“, die er bis in die Mitte der 70er Jahre auch im offiziellen Sprachgebrach der DDR trug. 

Seit Anfang der 90er-Jahre wird der Begriff „Königstor“ wieder offiziell verwendet, wenn es um den gesamten Bereich der fünf hier aufeinandertreffenden Straßen geht, ähnlich wie bei der Ecke Schönhauser, die ebenfalls fünft Straßen verbindet.

Noch eine Randnotiz: Wer heute aus der Stadtmitte kommend von der Otto-Braun-Straße in der Greifswalder Straße fährt, dem wird sicher auf dem Eckhaus zur Straße Am Friedrichshain ein merkwürdiger Dachaufsatz auffallen, eine überdimensionale Tonbandkassette. Diese war früher sogar mit Schrift versehen. Mit dieser Leuchtreklame „Qualität zum Hören“ warb Jahrzehntelang das Unternehmen Stern-Radio (1951-91) für seine Produkte. Inzwischen ist von dieser Werbung zwar nichts mehr zu erkennen. Aber die Demontage des Aufsatzes ist wohl zu aufwendig.

Auf diesem Foto aus den 80er-Jahren ist noch die Stern-Radio-Werbung auf dem Haus an der Greifswalder Straße/ Ecke Am Friedrichshain zu erkennen.  | Foto: Archiv BW
Auf dem Dach des Eckhauses sind noch die Reste der alten Werbung zu erkennen: Der Bereich des Königstors heute. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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