Helmholtzkiez: EcoMobility Festival findet in geplanter Form nicht statt

Prenzlauer Berg. Das EcoMobility World Festival wird im Mai 2015 nicht wie angedacht im gesamten Helmholtzkiez stattfinden. Die Festivalmacher hatten im vergangenen Jahr mit großem Erfolg ein solches Festival in der Millionenmetropole Suwon in Südkorea veranstaltet. 2015 sollte es in Deutschland - und zwar direkt in Prenzlauer Berg - aufgelegt werden.

Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) ließ sich von der Idee begeistern. Gemeinsam wurde der Helmholtzkiez ausgewählt. Dort leben 20.000 Menschen, die über 3500 Autos verfügen.

Angedacht war, dass vor allem den Autofahrern aus dem Kiez einen Monat lang Angebote gemacht werden, sich auf andere Art fortzubewegen als mit ihrem kraftstoffbetriebenen Auto. Sie sollten unter anderem kostenfrei Elektroautos nutzen können. Es sollten mit Strom betriebene Busshuttles durch den Kiez fahren, und auch die Müllabfuhr sollte mit E-Mobilen erfolgen. Des Weiteren waren Veranstaltungen mit Schulen, Kitas und Gewerbetreibenden geplant. In der Kulturbrauerei waren außerdem einen Monat lang Vorträge und Workshops vorgesehen.

Die Planungen und die Akquise von Sponsoren und Partnern erfolgten in den zurückliegenden Monaten hinter verschlossenen Türen. Der Grund: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung musste noch als wichtiger Partner mit ins Boot geholt werden, erklärt Kirchner. Erst im April erhielt man nach einem Gespräch mit Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) grünes Licht. "Danach gab es eine ungeheure Dynamik in der Vorbereitung. Deshalb meldete ich die Vorstellung des Festivals für die Tagesordnung der Bezirksamtssitzung und des Verkehrsausschusses an", so Kirchner.

Doch drei Tage vor den Sitzungen gelangte das Festivalkonzept an die Öffentlichkeit. Die Berliner Tageszeitungen berichteten darüber. Tenor: Für einen Monat sollen 3500 Autos aus dem gesamten Helmholzkiez verbannt werden. In dieser Zeit müssten alle Autofahrer Elektrofahrzeuge benutzen.

Mancher hielt das zunächst für einen verspäteten Aprilscherz. Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) lehnte eine solche "Zwangsbeglückung" der Bewohner ab. Ohne Not könne man nicht derart in den Alltag Tausender Menschen eingreifen. So konnte René Waßmer, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft in Gründung, die das EcoMobility Festival organisiert, auf der Bezirksamtssitzung am Vormittag des 6. Mai zwar das Konzept vorstellen, aber nach heftiger Diskussion wurde es in dieser Form von Kirchners Bezirksamtskollegen nicht akzeptiert. Das Bezirksamt gab die deutliche Empfehlung, das Festival kleiner und in einem anderen Kiez zu organisieren. Auch die Mitglieder des Verkehrsausschusses der BVV, denen das Festivalkonzept am Abend des 6. Mai vorgestellt wurde, sprachen sich dagegen aus. CDU-Fraktionschef Johannes Kraft kritisierte die gesamte bisherige Kommunikation. "Da hätte man anders vorgehen müssen", sagt er. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Roland Schröder, betont, dass man andere Themen im Bezirk auf der Agenda habe als solch ein Festival. "Hier sollte etwas unter künstlich geschaffenen Bedingungen stattfinden, um Menschen von einem anderen Mobilitätsverhalten zu überzeugen. Der Kiez ist aber kein Labor", sagt er.

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Wolfram Kempe (Die Linke) betont: "Man muss doch vorher mit den Bürgern reden, ehe man so etwas plant. Man kann ihnen so etwas nicht einfach vorsetzen." Kempe geht davon aus, dass das Konzept eventuell verändert wird und man noch einmal davon hören wird. Roland Schröder meint: "Vielleicht findet sich ein Kiez, der Hurra schreit. Dort kann das Festival dann stattfinden."

Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 492× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 458× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 411× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 441× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.753× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.