Landleben und Großstadtverkehr: Wie der Eichborndamm zu seinem Namen kam

Unter dem S-Bahnhof Eichborndamm hindurch fahren die Autos, aus Reinickendorf kommend, Richtung Wittenau. | Foto: Christian Schindler
7Bilder
  • Unter dem S-Bahnhof Eichborndamm hindurch fahren die Autos, aus Reinickendorf kommend, Richtung Wittenau.
  • Foto: Christian Schindler
  • hochgeladen von Christian Schindler

In der neuen Serie „Straßen im Bezirk“ stellt die Berliner Woche interessante Verkehrswege vor, aber auch interessante Menschen und kuriose Ereignisse, die mit ihnen in Verbindung stehen. Den Anfang macht der Eichborndamm.

Wer einen Unterschied Reinickendorfs zu anderen Bezirken beschreiben soll, kommt schnell zu der Tatsache, dass der Bezirk kein richtiges Zentrum hat. Er ist zusammengewachsen aus sechs Dörfern, wie es erst kürzlich eine Ausstellung im Museum Reinickendorf zeigte. Das unterscheidet ihn zum Beispiel vom Nachbarn Spandau mit dessen Altstadt, die noch heute mit Marktplatz, Rathaus und Nikolaikirche ein klassisches Zentrum hat.

Es gibt dafür aber eine Straße, die besonders für Reinickendorf steht: den Eichborndamm. Und das nicht nur, weil unter den Hausnummern 215-239 mit dem Rathaus hier zumindest das politische Zentrum zu finden ist. Der Eichborndamm steht auch für die Unterschiede, die den Bezirk kennzeichnen, und die sich an dieser Straße aufreihen.

Zur Geschichte

Zunächst einmal zur Geschichte. Ludwig Eichborn (1819-1903) hatte einen Beruf, der heute nicht gerade sympathisch klingt. Er war Konkursmassen-Verwalter beim Stadt- und Kreisgericht Berlin und betätigte sich zudem als Bankier und Lotterie-Obereinnehmer. Das muss alles sehr einträglich gewesen sein, denn er verfügte über große Ländereien, auch in Reinickendorf. Noch zu seinen Lebzeiten erhielt die Eichbornstraße 1875 seinen Namen. Sie verlief von der Scharnweberstraße zum heutigen S-Bahnhof Eichborndamm.

1937 wurde aus der Straße ein Damm, und der führte dann schon vom S-Bahnhof bis zum heutigen Alt-Wittenau. 1958 wurde dann auch noch das Stück bis zur Oranienburger Straße zum Eichborndamm. Wer dort seinen Gang über die Straße beginnt, wird noch an das ländliche Wittenau erinnert mit Ackerbürgerhäusern, hinter denen rechter Hand der Göschenpark zum Verweilen einlädt.

Mahnendes Relief

Hinter der Dorfaue Wittenau ist schon der Rathaus-Altbau aus dem Jahr 1911 zu sehen, an dem ein Relief dem Spaziergänger mahnend mittteilt, dass des Bürgers Zierde die Arbeit sei. Die Eichenallee auf der Wiese gegenüber vom Rathaus kann von spendenfreudigen Bürgern immer noch erweitert werden.

Wenn dann die Straße Am Nordgraben überquert ist, kommt der Spaziergänger in eine andere Welt. Nach wenigen Kleingärten sind rechter Hand ehemalige Industriebauten zu sehen, in denen sich neben Gewerbe auch Gedächtnis sammelt. In der Deutschen Dienststelle, Eichborndamm 179, wird noch immer dem Schicksal von Wehrmachtsangehörigen im Zweiten Weltkrieg nachgegangen. Hinter der Hausnummer 167 ist das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv zu finden, und hinter der Nummer 115 wartet das Gedächtnis aller Behörden und Einrichtungen der deutschen Hauptstadt, das Landesarchiv Berlin, auf interessierte Besucher.

Wer dann die S-Bahn-Unterführung nutzt, ist bald im Wohngebiet, in dem sich aber auch noch viel kleineres Gewerbe hält. Anwohner dürfen hier nicht allzu viel gegen Lärm haben, sei es den von der Straße oder den Flugzeugen von Tegel. So schlägt der Eichborndamm eine Brücke vom noch in Ansätzen ländlichen Wittenau zum selten ruhigen Großstadtverkehr unweit des Kurt-Schumacher-Platzes.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 250× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 659× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.150× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.034× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.