Unprofessioneller Senat: Interview mit Bürgermeister Frank Balzer

Bürgermeister Frank Balzer. | Foto: Bezirksamt Reinickendorf

Reinickendorf. Das Jahr 2015 ist vorbei. Zeit für eine politische Bilanz, und für einen Ausblick. Im Interview mit Berliner-Woche-Reporter Christian Schindler gehört für Bürgermeister Frank Balzer (CDU) beides zusammen

Seinen Zorn kann Frank Balzer kaum zurückhalten, wenn er über die Zusammenarbeit des Senats mit den Bezirken spricht. Unprofessionell, unfähig und auch arrogant sei dessen Verhalten beim Thema des Jahres 2015, den Flüchtlingen. „Da werden Vorschläge gemacht, die völlig unsinnig sind, obwohl dies ganz schnell zu klären gewesen wäre“, sagt der Bürgermeister. Zum Beispiel, wenn eine Flüchtlingsunterkunft in einem Gewerbegebiet direkt neben einer lauten Produktionsanlage eröffnet werden soll. „Ein Blick in den Bebauungsplan hätte sofort ergeben, dass das nicht geht“, empört sich Balzer.

Und er nennt Beispiele, bei denen sich auch Senatsstellen untereinander offenbar nicht informieren. „Da wird eine Sporthalle vorgeschlagen, obwohl ein Anruf bei der zuständigen Senatsbildungsverwaltung ergeben hätte, dass dort seit langem die Toilettenanlage nicht funktioniert“, erinnert sich der Verwaltungschef. Gibt es Besichtigungen vor Ort, sorgt Balzer dafür, dass auch er mit dabei ist, damit nicht ein Senator oder Staatssekretär einen Sachbearbeiter einschüchtern kann. Im Falle des Tetra-Pak-Geländes habe der Senat eine stillschweigende Duldung gefordert, obwohl klar gewesen sei, dass vor der Belegung mit Flüchtlingen die Heizung komplett erneuert werden musste.

Was Balzer im Zusammenspiel zwischen Bezirken und Senat schmerzlich vermisst, sieht er im Fuchsbezirk verwirklicht: Ein faire und sachliche Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Parteien und Personen. Untrügliches Zeichen dafür sei der einstimmig verabschiedete Bezirkshaushalt. „Wichtig ist, das wir die Angebote für die Bürger aufrecht halten können und keine Einrichtung schließen mussten“, sagt Balzer.

Optimistisch ist er, dass es an einigen Stellen im Bezirk städtebaulich wieder vorangeht. So plant ein Investor, das ehemalige Hertie-Haus an der Berliner Straße mitsamt Parkhaus in Tegel weiter zu entwickeln. Für Balzer eine Chance, das Tegeler Zentrum wieder aufzuwerten. Gleiches gilt für den Osten des Bezirks. Für das Märkische Zentrum inklusive des Hochhauses gegenüber vom Fontane-Haus gibt es ebenfalls einen neuen Eigentümer, Balzer verspricht sich hier das Ende von Leerstand und einen attraktiven Branchenmix.

Wenn es um die Wünsche für das neue Jahr geht, kommt Balzer wieder auf den Anfang zurück – die Weltpolitik, die so viele Menschen dazu bringt, in Deutschland Schutz zu suchen. „Ich hoffe, dass dieses Land von Terroranschlägen wie denen in Paris verschont bleibt“, sagt Balzer. Als er von denen hörte, dachte er, dass das Konzerthaus Bataclan, einem Schwerpunkt der Anschläge, gerade mal zehn Metrostationen von Reinickendorfs Partnerstadt Antony entfernt liegt, einer direkt an die französische Hauptstadt angrenzenden Gemeinde. CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 93× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 106× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.455× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.