Ein Besuch im RIAS-Gebäude am Hans-Rosenthal-Platz

Das RIAS-Gebäude mit der markanten "runden Ecke" am Hans-Rosenthal-Platz. | Foto: KEN
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Schöneberg. Ein Haus mit besonderer Geschichte ist das denkmalgeschützte RIAS-Gebäude, seit 1994 Deutschlandradio Kultur.

Das RIAS-Logo steht noch auf dem Dach. Der Schriftzug darf nachts aber nicht mehr leuchten. Heute ist das geschichtsträchtige Gebäude am Hans-Rosenthal-Platz Sitz von Deutschlandradio Kultur. Der Sender, versteht sich, will für sich selbst Werbung machen.

Schon von außen fällt eine Besonderheit des Hauses auf, die runde Ecke. Ihr Erfinder war der Architekt Paul Mebes (1872 bis 1938). Sein Mitarbeiter Walter Borchard (1887 bis 1946) übernahm die Idee für seinen Entwurf für das ursprünglich als Verwaltungssitz der Bayerischen Stickstoffwerke AG errichtete Gebäude.

Es entstand in den Jahren 1938 bis 1941. Das macht hellhörig. Bei Kriegsbeginn 1939 wurde ein genereller Baustopp verhängt. Nicht so hier. Das Verwaltungsgebäude durfte als eines der ganz wenigen fertiggestellt werden – mit vier Stockwerken Bunkeranlage unter dem Haus, die heute nur noch in Teilen zugänglich sind. Stickstoff war wichtig für den Bau von Bomben.

Die Erbauungsjahre verweisen auf die Nazizeit. Aber das Haus mit der runden Ecke ist kein Nazibauwerk. Es hat den Charakter und die Anmutung der Neuen Sachlichkeit, deren wichtiger Architekt Walter Borchard war.

Das Gebäude ist eine raffinierte Stahl-Beton-Skelett-Konstruktion mit variabler Raumaufteilung, was ab 1948 der Rundfunk im amerikanischen Sektor, eben RIAS, dazu nutzte, nach dem Haus-im-Haus-Verfahren nochmals Räume einzubauen, um den Lärm von draußen abzuschirmen. Der Flughafen Tempelhof war nicht weit entfernt.

Höhepunkt der Gebäudearchitektur ist das Treppenhaus mit seiner schönen, elliptisch geschwungenen Treppe und einem noch original erhaltenen Handlauf. „Ein Ort der Kommunikation“, wie bei einer Führung am Tag des offenen Denkmals betont wird. Da das Treppenhaus nicht im Gebäude integriert, sondern außen angebaut ist, bleibt viel Platz für ein Foyer auf jeder Etage. In jedem Stockwerk ist noch ein Pförtnerhaus aus Stickstoffwerk-Zeiten zu sehen.

In einer der oberen Etagen liegen zwei Räume, die noch aus der Zeit des Umbaus zum Rundfunkgebäude stammen: das historische Studio 5 und der ehemalige „Raum für Betriebsappelle“ aus der NS-Zeit. Er wurde bis in die 70er-Jahre für Live-Sendungen genutzt. Hier, „wo Hans Rosenthal und Onkel Tobias vor Publikum auf der Bühne standen“, wurde öffentlich Radio produziert. Heute dient der Saal dann und wann als Konferenzraum. Deutschlandradio hat sich einen neuen Sendesaal gebaut, ebenso nagelneue Hörspielstudios. Die alten befanden sich in den ehemaligen Chemielabors der Stickstoffwerke.

Die Entstehungsgeschichte des Gebäudes ist übrigens gut dokumentiert. Walter Borchard war ein begeisterter Fotograf. Er hielt zwischen 1936 und 1946 nicht nur Alltagsszenen der Großstadt oder politische Ereignisse wie den Besuch Mussolinis in Berlin im Bild fest. Auch Baustellen kamen ihm vor die Linse, darunter die des Verwaltungsgebäudes für die Bayerischen Stickstoffwerke. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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