Nachverdichtung im Quartier

Städtebaulicher Entwurf für die Neubauten. | Foto: KEN
  • Städtebaulicher Entwurf für die Neubauten.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Silvia Möller

Schöneberg. Berlin wächst um jährlich 45 000 Menschen. Hinzu kommt der Flüchtlingsstrom. Berlin braucht neue Wohnungen. Der Senat setzt auf Nachverdichtung, so im Quartier Am Mühlenberg. Die Bewohner sind nicht begeistert.

Nachverdichtung heißt Lücken zubauen, Dachgeschosse ausbauen, auf innerstädtischen Brachen und Freiflächen neu bauen. Auf den Wiesen und Parkplätze der hinter dem Rathaus Schöneberg gelegenen Siedlung sollen, so hat ein Gutachterverfahren ergeben, drei achtgeschossige Gartenhäuse“ und ein Hofgarten für alle entstehen.

In günstiger Bauweise: aus vorgefertigten Betonelemente, mit Fertigbädern, einem einfachen Gebäudekern aus Aufzugsturm und Treppe, Fassaden aus vorgefertigten Holzelementen mit Verkleidung aus langlebigen Faserzementschindeln und Lerchenholzfenstern. Die Bauzeit liege bei sechs Monaten, so Andreas Garkisch vom Siegerbüro aus München, „03 Architekten“.

Die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und den Eigentümern, der Berliner Wohnungsgesellschaft Gewobag und dem Liegenschaftsfonds, angestrebten 250 neuen Wohnungen, davon ein Drittel zu Kaltmietpreisen zwischen 6,50 und 8,50 Euro, sind in den drei neuen Häusern allerdings nicht unterzubringen. Ein viertes könnte hinzukommen, jedoch keine Aufstockung bestehender Gebäude.

Für eine weitere Bebauung des Quartiers Am Mühlenberg hatten sich Senat und Gewobag auf ein städtebauliches Verfahren verständigt. Damit kann festgelegt werden, wie gebaut wird. Zu diesem Gutachterverfahren, dessen Siegerentwurf vor kurzem im Rathaus Schöneberg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt vor zwei Jahren einen Workshop veranstaltet. Zweck von „Urban Living – Neues Wohnen in Berlin“ war es, „in Zusammenarbeit mit den städtischen Wohnungsgesellschaften neue Formen für das zukunftsfähige Wohnen in der gemischten Stadt zu suchen“, heißt es auf der Internetseite der Senatsverwaltung. Architekturbüros entwickelten daraufhin Bebauungsvorschläge. Sie gingen jedoch auf städtebauliche Fragen nicht ein.
Die weitere Bebauung des 7800 Quadratmeter großen Grundstücks Am Mühlenberg brächte einige Veränderungen für die Bewohner. So fielen etliche Parkplätze weg, die Seniorenfreizeitstätte zöge ins Erdgeschoss einer der drei neuen Häuser, so Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz (Bündnis 90/Grüne).
Bei einer Bürgerversammlung im Rathaus Schöneberg liefen Anwohner Sturm gegen die Pläne, eine Mehrheit, so die Wahrnehmung vieler Teilnehmer. Kritisiert wurde eine „Überrumpelung“ durch die Verwaltung statt Information, wenngleich eine Bürgerbeteiligung dem Gesetz nach erst im Bebauungsplanverfahren Pflicht ist, wie Stadträtin Klotz anmerkte. Auf wenig Gegenliebe stieß auch der Wegfall von Parkplätzen.

Am meisten fürchten Quartiersbewohner jedoch eine Verschattung ihrer Wohnungen durch die neuen „Hochhäuser“. Sie lehnen sie deshalb ab. „Direkt vor meinem Balkon! Danke“, entfuhr es einer Anwohnerin.
Der Architekt Marc Richter, der der Gutachterjury vorsaß, räumte ein, dass alle Quartiersbewohner von der Nachverdichtung betroffen seien, die einen mehr, die anderen weniger. Stadträtin Sibyll Klotz verwies auf das „vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren“ im Fall des Mühlenbergs.
Darin legen Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung unter anderem die Höhe der Wohnhäuser fest, damit alle bestehenden Wohnungen genügend Licht und Luft erhielten.
Der städtebauliche Entwurf aus München ist Grundlage für die weitere Planungsarbeit. Ein Zwischenergebnis wird der BVV im Frühjahr 2016 zur Abstimmung vorgelegt. Fällt diese positiv aus, wird Mitte kommenden Jahres der Bebauungsplanentwurf eingeleitet. Vor 2018, so Siegmund Kroll vom Stadtentwicklungsamt, ist mit einem Baubeginn nicht zu rechnen.
Angesichts der „so ernsthaften Diskussion“ kündigte Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz eine weitere Bürgerversammlung im Sommer an. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 250× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 659× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.150× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.034× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.