Senatsverwaltung macht bei Neubauten Toiletten zur Pflicht
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt macht öffentliche WCs in Supermärkten künftig zur Pflicht. Wer eine Genehmigung für den Bau eines Lebensmittelgeschäfts mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern haben will, muss nach dem Vorbild großer Fach- und Möbelmärkte ein Kunden-WC einrichten. Das soll sich im Eingangsbereich befinden, geschlechtsneutral, barrierefrei und kostenlos zu benutzen sein. In bestehende Geschäfte muss jedoch keine Toilette nachträglich eingebaut werden.
Die Bauordnung wurde nicht geändert. Die oberste Bauaufsicht der Senatsverwaltung will entsprechende Informationen für Bauherren ins Internet stellen.
Die politische Initiative für die stillen Örtchen im Supermarkt kam aus den Bezirken. Bereits 2008 hatte die Spandauer BVV auf Antrag der Grauen einen entsprechenden Beschluss gefasst. Im Dezember 2013 zog die BVV Tempelhof-Schöneberg nach, in diesem Frühjahr kam es in Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln zu entsprechenden Entscheidungen.
In Tempelhof-Schöneberg kann sich den Erfolg die SPD auf ihre Fahnen schreiben. Den Antrag auf die verpflichtende Einrichtung von Kundentoiletten in Supermärkten hatte sie gestellt. "Bei einer alternden Gesellschaft und dem Anspruch einer möglichst langen Autonomie älterer Menschen gewinnt das Thema der Mobilität und der eigenständigen täglichen Versorgung eine besondere Bedeutung", so der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Christoph Götz. 88 000 ältere Bürger leben im Bezirk. Gerade Senioren seien darauf angewiesen, Toiletten unkompliziert nutzen zu können, so Götz.
Die Seniorenvertretung Tempelhof-Schöneberg begrüßt die Neuregelung. "Die Forderung nach mehr öffentlichen Toiletten ist ein immer wieder geäußertes Anliegen der älteren Bevölkerung", so deren Vorsitzender Manfred Kohler. Eine ganze Anzahl von Veränderungen würden notwendig: neben den Toiletten in Supermärkten auch solche in öffentlichen Parkanlagen. Manfred Kohler belässt es nicht bei WC-Anlagen. "Es müssen darüber hinaus noch weitere Konsequenzen durch das Älterwerden bedacht werden, wie zum Beispiel eine durch die eingeschränkte Mobilität stärkere Bedeutung der Nahversorgung oder geänderte Wohnbedürfnisse mit mehr Barrierefreiheit."
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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